Wie Salzburg unverhofft zu einem Stadtstrand kam

Wie Salzburg unverhofft zu einem Stadtstrand kam
Die Stadt hat durch ein Hochwasserschutzprojekt neuen attraktiven Lebensraum, für den sich kaum jemand zuständig fühlt.

Das Kleinod an urbanem Lebensraum ist noch ein bisschen attraktiver geworden. Die Gewitter vom Wochenende brachten ein erstes kleines Hochwasser und lieferten reichlich Schwemmholz auf Salzburgs neue Schotterbänke an der Salzach. In den vergangenen Wochen hat die Stadt mitten im Zentrum attraktiven Lebensraum direkt am Wasser dazugewonnen.

Wie es dazu kam? Regie führte zwar nicht der Zufall, die neue zusätzliche Lebensqualität war aber auch nicht Ziel der Aktion. Böse Zungen behaupten, wäre es geplant gewesen, wäre der neue Lebensraum ohnehin nie so attraktiv geworden. Am Anfang stand ein wasserrechtlicher Bescheid des Landes zum Hochwasserschutz. Die Behörden beauftragten Kraftwerksbetreiber Salzburg AG, die Salzach zu vertiefen.

Wie Salzburg unverhofft zu einem Stadtstrand kam

Das erste Hochwasser brachte Sitzgelegenheiten aus Schwemmholz.

Sofort beliebt

Mehrere Bagger schaufelten wochenlang Geschiebe von der Flussmitte an den Rand, so entstanden großzügige Schotterbänke. Noch während der Bauarbeiten nahmen die Salzburger den neu gewonnenen Lebensraum in Beschlag. Seither werden die Schotterbänke als Freizeitraum genutzt.

Spaziergänger führen ihre Hunde aus, Kinder bauen Steinhaufen, am Abend nehmen Jugendliche vor allem am Wochenende das Ufer in Beschlag, auch Lagerfeuer hat es schon gegeben. Nur baden ist nicht erlaubt.

Wie Salzburg unverhofft zu einem Stadtstrand kam

Die Schotterbank wurde bereits für Lagerfeuer genutzt.

Schotterbänke auf Zeit

Mit einfachen Mitteln ließe sich das ein paar Hektar große Gelände noch einladender machen. Allein, für die Schotterbänke fühlt sich niemand verantwortlich. Die Salzburg AG bekennt sich naturgemäß zum Ausbaggern, nun warte man aber auf ein Hochwasser, das die Schotterbänke abtransportiere, sagt Unternehmenssprecherin Saskia Heller. Für die Zwischennutzung sei die Stadt zuständig. Dort heißt es im Büro der Planungsstadträtin, die Salzach sei ein Bundesgewässer, deshalb sei das Land zuständig.

Der Sprecher von Wasser-Landesrat Josef Schwaiger bestätigt, der Bescheid für den Hochwasserschutz komme vom Land. Für alles, was die Schotterbänke betrifft, sei aber die Stadt zuständig. Die offenbar einzige Politikerin, die sich für die Schotterbänke interessiert, ist die grüne Umweltstadträtin Martina Berthold. Sie ist formal aber nicht zuständig.

Nichtsdestotrotz ist sie vom neuen Uferbereich begeistert. „Das ist super. Schade, dass es nicht von Dauer sein wird“, sagt Berthold. Sie spricht an, dass das Geschiebe an den Rand gebaggert wurde, damit es von Hochwassern abtransportiert wird. „Ich hoffe, dass wir das diesen Sommer noch einige Zeit genießen können.“

Wie lange die Schotterbänke halten werden, weiß niemand genau – denn wann sie wieder verschwinden, hängt vom Wettergeschehen ab. Das Geschiebe – größere Steine und Schotter – wurde von der Flussmitte an den Rand gebaggert, damit es von der Salzach leichter abtransportiert werden kann. Geschiebeumlage nennt sich dieser Vorgang.

Ziel des Projekts ist es, die Salzach  tiefer zu machen, um die Aufnahmekapazität des Flussbetts im Hochwasserfall zu erhöhen. Erstmals seit der Fertigstellung des Kraftwerks Sohlstufe Lehen vor sieben Jahren waren die Arbeiten in diesem Frühjahr durch den Kraftwerksbetreiber Salzburg AG notwendig. Aufgrund der Niedrigwasserphase muss die Geschiebeumlage im Frühjahr durchgeführt werden.

Ufer soll zugänglicher werden

Das Thema Gestaltung des Salzachufers sei ihr ein Anliegen. „Mein Ziel wäre, die Aufenthaltsqualität zu verbessern“, sagt sie. Die Nutzung der Schotterbänke und anderer Renaturierungsprojekte zeige, dass es den Bedarf gebe. „Wie das angenommen wurde, ist ein Traum“, sagt Berthold.

Es gibt auch schon Pläne, das Salzachufer dauerhaft zugänglicher zu machen. Das sei aber aufgrund des Hochwasserschutzes in Sachen Bewilligungen ein schwieriges Thema. Das Land sei durchaus interessiert, ganz anders als die anderen Parteien in der Stadt. „Da braucht es noch mehr Zug“, sagt Berthold.

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