Eigentlich sollte es eine Routine-Stromablesung werden, am Ende stand eine Razzia: Im hessischen Kassel wurden vergangene Woche in einem Lokal 800 Blanko-Impfpässe mit passenden Impfstoff-Aufklebern und Behördenstempel gefunden. Das Geschäft mit gefälschten Pässen floriert. Auch in Österreich.
Alleine in den vergangenen Monaten konnten die Ermittler des Bundeskriminalamts (BK) 925 gefälschte Impfpässe sicherstellen. Was keine einfache Aufgabe ist, denn Fälschung sind kaum von echten Impfzertifikaten zu unterscheiden.
Der Grund: Die Rohlinge, also die Impfpässe, sind echt. Dazu werden noch Aufkleber mit einem angeblichen Arztstempel organisiert. Die Spuren der Fälscher führen nach Deutschland, Polen und Italien. Die Ermittler des BK sind ihnen auf den Fersen: „Wir fahren Streife im Internet“, beschreibt ein Ermittler. Die Polizei ist auch in den diversen Kanälen des Messengerdienstes Telegram aktiv, in dem die Impfpässe verkauft werden..
Auf die Schliche der Fälscher kommt die Polizei manchmal aber auch per Zufall: So wurden im September bei einem Einbruchsopfer in Wien 15 gefälschte Impfpässe beschlagnahmt. Bei einem weiteren Fall in Kufstein (Tirol) wurde bei einem Patienten erst auf der Intensivstation der falsche Impfnachweis entdeckt.
Anfangs bestätigte der Mann seine Doppelimpfung mit einem QR-Code. Als sich sein Zustand rasch verschlechterte, zweifelten die Ärzte an seinem Impfstatus. Am Ende gab seine Mutter zu, dass ihr Sohn nicht geimpft sei
Wein für Impfpass
Impfpässe können übrigens bereits für 100 Euro in nur 24 Stunden erworben werden. Doch nicht nur mit Geld wird bezahlt: Im Oktober hat ein Steirer einen Impfpass für ein paar Achterl Wein gekauft. Laut Markus Angerer, Leiter der BK-Abteilung für Urkundenfälschung wird ein steigender Trend bei gefälschten Impfpässen beobachtet: „Mit den erhöhten Kontrollen gibt es auch eine Steigerung bei Anzeigen“. Aktuell werden 40 Telegram-Kanäle vom BK beobachtet.
Noch mehr: Die Ermittler tätigen sogar Bestellungen, um so den Fälschern auf die Spur zu kommen. Angebote gibt es auch auf Instagram und im Darknet. „Dort laufen aktuell zwei vielversprechende Ermittlungen“, heißt es aus Insiderkreisen.
Österreich sei europaweit Vorreiter bei derartigen Ermittlungen. Die jüngsten Berichte über Fälschungen gibt es dabei aus der Steiermark, wo in der Vergangenheit immer wieder Fake-Dokumente sichergestellt wurden. Am Mittwoch wurde der Fall einer Mutter bekannt, die für ihren 13-jährigen Sohn ein Covid-Zertifikat gefälscht hat. Damit sollte die Schultestung umgangen werden.
Kommentare