Sicherer Nachweis
Nachdem in Österreich in den vergangenen Monaten vor allem der Wolf für Sorge, Angst und auch politische Entscheidungen gesorgt hat, findet sich derzeit der noch weit größere Beutegreifer seither vermehrt in den Medien. Und das auch in Österreich, wo es laut Aufzeichnungen des Zentrums "Bär Wolf Luchs" mit Stand 31. März 2023 nur einen sicheren Nachweis eines Bären gibt.
Christian Pichler, Bärenexperte beim WWF, spricht von je zwei nachgewiesenen Exemplaren in Kärnten und in Tirol im Jahr 2020. "Ich gehe davon aus, dass der ein oder andere Bär da ist, aber mehr als drei oder vier sicher nicht. Bären kommen zu uns nur als Gäste von Slowenien oder aus dem Trentino." Er rechnet damit, dass die Anzahl der Bären, die zu Gast sind, in den kommenden Jahren zunehmen wird, "aber nicht dramatisch". Das habe auch damit zu tun, dass die Population in Slowenien steigt und es deshalb mehr "Grenzgänger" gegen wird.
Österreich galt einmal als Bärenland. Die Tiere waren weit verbreitet, doch wurden laut Informationen der Homepage der Tierschutzorganisation WWF wurden sie aufgrund der potenziellen Gefahr gejagt. Bis ins 19. Jahrhundert waren Braunbären dann in Europa fast ausgerottet.
Letzter Bär Moritz
Ein Wiederansiedelungsprojekt des WWF Österreich blieb ohne Erfolg. Obwohl insgesamt 31 Jungtiere geboren wurden, verschwand der letzte in Österreich auf die Welt gekommenen Bär Moritz 2011. Damit sind die Bären hierzulande ein zweites Mal ausgestorben. Hier geht man vonseiten des WWF davon aus, dass es illegale Abschüsse gegeben habe. Laut Pichler gäbe es wahrscheinlich kein zweites Land, wo so eine große Säugetierart zwei Mal ausgerottet worden ist.
Dennoch kann das Vorkommen immer wieder bewiesen werden. Das zeigt ein ganz aktueller Fall vom heutigen Dienstag. So gab es Meldungen, wonach es im österreichisch-bayrischen Grenzgebiet ebenfalls Spuren von Bären gibt. Ein Tier habe am vergangenen Wochenende in den Landkreisen Miesbach und Rosenheim im Grenzgebiet zu Österreich Trittsiegel im Schnee hinterlassen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg am Montag mitteilte.
Erst im Sommer des Vorjahres traf auch ein Mountainbiker in Tirol auf einen Bären. Das Tier sei nur etwa 40 oder 50 Meter von ihm entfernt gewesen.
Wegen eines Angriffs auf einen Menschen gab es in Österreich zuletzt in Salzburg im Jahr 2014 Meldungen, die sich bald als wissenschaftlich nicht belegbar herausgestellt hätten, sagt Pichler. Damals hat ein Landwirt im Lungau behauptet, dass er von einem Bären angegriffen worden sei. Laut Pichler habe es weder damals noch heute Bärennachweise in der Region gegeben. "Die Wissenschaft ging klar davon aus, dass es sich nicht um einen Bären gehandelt hat." Auch bei der Nachsuche habe man keine Spuren entdeckt.
Das berühmteste Exemplar war in Österreich allerdings "Bruno", der sich im Grenzgebiet zu Bayern aufgehalten hat. Der Bruder der jetzt im Trentino eingefangenen Bärin, war ab dem Jahr 2004 mehrmals in Ställe eingebrochen und wurde 2006 nur drei Tage nach der Abschussfreigabe getötet.
Menschen können Bären anfüttern
Dass gerade das Geschwisterpaar zu solchen "Problembären" wurde, erklärt Pichler damit, dass die Mutter der beiden damals von Menschen angefüttert wurde, sie also die Angst verloren habe. Bäreneltern geben das dann an den Nachwuchs weiter.
Denn üblicherweise meiden Bären Menschen. Sollte man dennoch einmal auf ein Tier treffen, rät Pichler dazu, die Bären nicht anzuschreien, sondern ruhig stehen zu bleiben und durch lautes Reden und Bewegen der Arme auf sich aufmerksam zu machen. Sollte es wirklich zu einem Angriff kommen, solle man sich hinlegen und die Händen in den Nacken legen.
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