Dass im Tiroler Unterland nahe der bayerischen Grenze bei Kufstein ein Bär umgeht, ist keine große Überraschung. Erst am Montag kam die genetische Bestätigung, dass im Bezirk der Riss eines Schafes in Thiersee Ende Juni auf die Kappe eines Bären geht. Nur zwei Wochen vorher war einer im nahen Langkampfen in eine Fotofalle getappt und hatte kurz darauf ein Schaf gerissen.
Dass er bei einer Mountainbiketour – auch wenn die durch das sogenannte „Bärenbad“ führte – bei Langkampfen aber tatsächlich auf einen Bären treffen könnte, hätte sich Michael Hautz nicht vorstellen können. Ehe es dann am Samstagnachmittag so weit war.
Zusammentreffen bei der Talfahrt
„Ich bin hier sehr oft unterwegs. Beim Runterfahren vom Bärenbad bin ich dann im letzten Drittel des Weges auf den Bären getroffen“, erzählt der Unternehmer und meint: „Angenehm war das nicht.“
Denn der Forstweg sei sehr schottriges Terrain, auf dem es vorsichtig und entsprechend langsam zu fahren gelte. Links neben der Strecke fällt das Gelände steil ab und rechts daneben – „keine 30 bis 40 Meter entfernt“, wie Hautz sagt – sei der Bär gestanden. „Ich konnte also keine normale Flucht antreten“, beschreibt Hautz seine wenig erquickliche Lage.
Allerdings: Der Bär sei zum Glück gerade mit irgendwas beschäftigt gewesen. „Das war ein Mordsvieh. Er hätte mich vermutlich mit ein paar Hopsern erwischt. In dem Moment ist man ausgeliefert.“
Auf seine erste Bärenbegegnung hätte er gerne verzichten können, sagt der 60-Jährige aus Angerberg. „Ich bin nicht schreckhaft. Aber ich war froh, als ich unten war.“ Auf dem Rückweg begegnete der Tiroler zwei anderen Bikern, die gerade auf dem Weg nach oben waren und warnte sie.
Allein unterwegs
Das Land sollte später von drei Radfahrern berichten, die einen Bären gesichtet hatten. Hautz war allerdings alleine unterwegs und meldete seine Begegnung unmittelbar, nachdem er in Sicherheit war, der Polizei. „Ich war ganz alleine, was mich wegen dem schönen Wetter eh gewundert hat.“
Irgendwie passt das Treffen laut Hautz auch in die Szenerie. „Das Bärenbad schaut wie ein Märchenwald mit riesigen Tannen aus, in dem man meinen könnte, das gleich ein Wolf oder ein Bär um die Ecke kommt.“
Wölfe und Bären, die in Tirol als ausgerottet galten, haben in den vergangenen Jahren ein kräftiges Lebenszeichen in dem alpinen Bundesland von sich gegeben. Sehr zum Unmut der Almbauern, die längst auf den Barrikaden sind und darauf drängen, dass die streng geschützten Tiere ohne große Umstände abgeschossen werden können.
Bären in drei Tiroler Regionen
Denn die Gegenwart der „großen Beutegreifer“ wird vor allem durch gerissene Nutztiere belegt, an deren Kadavern sich dann genetische Spuren der „Täter“ finden.
Drei verschiedene Bären konnten im Vorjahr – neben einer Vielzahl von Wölfen – in Tirol nachgewiesen werden. Heuer haben Bären in drei Regionen – im Oberland, im Karwendelgebirge nördlich von Innsbruck und eben im Unterland – Schafe oder Wild gerissen.
Kein Foto-Andenken
Neben dem Bären, der in Langkampfen von einer Wildkamera fotografiert wurde, ist heuer auch schon ein Bär im Karwendel auf diese Weise dokumentiert worden. Hautz hat kein Bild-Andenken an sein Erlebnis. „Den will ich sehen, der in so einer Situation noch ein Foto macht.“ Experten raten davon auch ab.
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