Natürlichen Schnee wird es in Österreich langfristig immer weniger geben, die Skination wird dennoch auch die nächsten Jahrzehnte weiter auf den Hängen der über 400 Skigebiete Österreichs wedeln können – auf diesen Satz lassen sich die Prognosen der Klima- und Wetterforscher zusammenfassen.
Warum das kein Widerspruch ist, erklärt der Leiter der Abteilung Klimaforschung der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), Marc Olefs, im Gespräch mit dem KURIER.
Keine guten Nachrichten also. Dennoch: Mittelfristig ist der Wintersport in den Alpen gesichert. Auch in niedrigen Gebieten wird das möglich sein, allerdings – und jetzt kommt der Haken – zu extrem hohen Kosten. Denn der technische Aufwand, die Skipisten zu beschneien, die Menge an benötigtem Wasser und der Strom für die Schneekanonen steigen seit Jahren und werden noch weiter steigen.
„Will man die derzeitigen Kapazitäten für die Skipisten aufrechterhalten, brauchen wir deutlich mehr Effizienz im System, um mit der Erwärmung mithalten zu können“, erklärt Marc Olefs. Die meisten Skigebiete erzeugen längst ihren Schnee „künstlich“, sollte natürlicher Schnee fallen, ist das vor allem fürs Auge schön. Für das Skifahren auf Pisten ist das nicht mehr so wichtig.
Das nächste Problem betrifft die warmen Temperaturen. Denn Beschneien macht erst in kalten Nächten unter –2 °C Sinn. Essenziell ist dabei auch die Luftfeuchtigkeit, je trockener die Luft, desto besser lässt sich Schnee produzieren. Durch die Erwärmung sind die Zeitfenster, wann die Schneekanonen angeworfen werden können, immer kleiner. In kurzer Zeit muss dann viel mehr Schnee produziert werden. „Das wird die große Herausforderung der Skigebiete.“
Der ökologische Fußabdruck der Kanonen in Österreich sei aber vernachlässigbar. „Das meiste produzieren Gäste nach wie vor bei der An- und Abreise mit dem Pkw sowie bei der Beherbergung. Da wäre aus unserer Sicht eher Potenzial zum Sparen, etwa durch Angebote zum klimaneutralen Reisen.“
Zugegeben, die vergangenen beiden Skisaisonen waren nicht nur für Hoteliers und Liftbetreiber glückliche, mit teils enormen Schneemengen. Der Klimaforscher gibt aber zu bedenken, dass es schon immer natürliche Schwankungen mit mehreren schneearmen oder auch schneereichen Wintersaisonen gab .
Aber es kann auch mal schlecht laufen: Mehrere schneearme Winter in Folge, dazu hohe Investitionskosten für die künstliche Beschneiung und steigende Betriebskosten, dann werden vor allem kleine Skigebiete in niedrigen Lagen zusehends unter Druck geraten. Auch weil sie mit den Großen, höher Gelegenen nicht mehr mithalten können. Es gibt auch in Österreich bereits Skigebiete, die für immer zugesperrt haben.
Es lässt sich aber nicht pauschal sagen, wie sich die Klimakrise und die Erwärmung auf die einzelnen Skigebiete mittelfristig auswirken wird: „Das hängt von der Höhe und vom Mikroklima ab.“
Schmerzlich ist das sichere Aus aller heimischen Gletscher. In Island wurde im vorigen Monat der erste Gletscher für tot erklärt, es ist ein weltweites Phänomen. Doch anders als im Himalaja oder in Südamerika, wo oft die Wasserversorgung wesentlich von den Gletschern abhängig ist, ist das Abschmelzen unserer Gletscher weder für das Trinkwasser, noch für die Wasserkraft oder die großen Flusspegel wichtig.
„In der gesamten Eismasse unserer Gletscher ist in etwa nur ein Fünftel der Menge an Wasser gespeichert, die im Mittel pro Jahr in ganz Österreich als Niederschlag fällt“, sagt der Klimaforscher. „Die Hauptauswirkung betrifft also eigentlich nur mehr das Landschaftsbild.“
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