Warmes Mittelmeer brachte Unwetter-Front

Warmes Mittelmeer brachte Unwetter-Front
In Kärnten bleiben nach wie vor Schulen geschlossen. Mure in Zell am See abgegangen.

In den vergangenen Tagen fiel in Österreich teilweise ein Vielfaches der sonst üblichen Regenmengen. In manchen Regionen regnete und schneite es in wenigen Tagen viermal so viel wie in einem durchschnittlichen November: In Kötschach-Mauthen sind etwa zwischen 11. und 19. November 381 Liter pro Quadratmeter gemessen worden. Im Bereich der Hohen Tauern sei die Situation zum Teil noch deutlich dramatischer gewesen, so Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

"Ungewöhnlich große Regenmengen" seien vor allem am 15., 16. und 17. November verzeichnet worden. "Im Bereich von Mallnitz, Obervellach und Bad Gastein sprechen wir von über 50-jährigen Ereignissen", erklärt der Klimatologe.

Mitunter verantwortlich für die Unwetterfront sind überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Mittelmeer, heißt es aus der ORF-Wetterredaktion. "Überdurchschnittliche Wassertemperaturen tragen zu überdurchschnittlicher Verdunstung bei und damit zu überdurchschnittlichen Niederschlägen." Südlich von Österreich lägen die Wassertemperaturen derzeit ein bis drei Grad über den für diese Jahreszeit durchschnittlichen Werten.

Für gewöhnlich regnen sich vom Mittelmeer aufziehende Regen- oder Schneewolken an den ersten Gebirgsketten ab. Über dem warmen Mittelmeer konnte sich die Luft diesmal mit Feuchtigkeit volltanken, nahm also verhältnismäßig viel Wasser auf, das es später abzuregnen galt – und das geschah an der Südseite der Alpen.

Mure in Zell am See abgegangen

Die Gefahr von Murenabgängen ist nach dem Unwetter im Pinzgau noch nicht gebannt. Laut Informationen des Landes-Medienzentrums ist am Mittwochnachmittag im Thumersbachtal in der Gemeinde Zell am See eine Mure abgegangen. Personen oder Gebäude waren nach ersten Erkenntnissen nicht betroffen. Aus Sicherheitsgründen wurde die Seeuferstraße gesperrt. 

Salzburg: Sechs Gebäude evakuiert

Nach dem Murenabgang wurden auch weitere sechs Gebäude aus Sicherheitsgründen evakuiert. Weil weitere Rutschungen drohen, sollen sich die übrigen Bewohner bis auf weiters nicht im Freien aufhalten.

Nach Möglichkeit sollten die Menschen auch höher gelegene Stockwerke aufsuchen, empfahl der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz. Auch die Schulen und der Kindergarten in Thumersbach bleiben am Donnerstag geschlossen. Die Mure von Mittwoch hat weder Personen verletzt noch Gebäude getroffen.

Bis zum Abend sollte auch die wichtige Salzburger Ost-West-Verbindung, die B311 zwischen Schwarzach und Lend, wieder befahrbar sein. Weitere gesperrte Verbindungen sollen nach Plan am Freitag freigegeben werden. Unklar ist jedoch, wie lange die Gasteiner Straße (B167) zwischen Bad Gastein und Bad Hofgastein nicht befahrbar sein wird. Im Hang über der Straße drohen weiter große Mengen an Erdreich und Geröll abzurutschen.

Kärnten: Drei Schulen bleiben geschlossen

Die Lage nach den Unwettern in Kärnten hat sich am Mittwoch nur teilweise entspannt. In Feld am See bleiben nach wie vor 15 Häuser evakuiert, die durch Steinschlag bedroht sind.

Im Bezirk Spittal an der Drau werden auch am Donnerstag nach dem Unwetter drei Schulen geschlossen bleiben. Dabei handelt es sich einerseits um die Volksschule Baldramsdorf - die Volksschulen Stall und Flattach bleiben sogar auch noch am Freitag zu, teilte das Land Kärnten mit.

Warmes Mittelmeer brachte Unwetter-Front

Wieder geöffnet haben am Donnerstag die Volksschulen Großkirchheim und Mörtschach, und zwar für Kinder, die "einen sicheren Schulweg haben", wie es vom Land Kärnten hieß.

Am Mittwochabend wurde der Zivilschutzalarm in der Gemeinde Berg im Drautal aufgehoben, teilte der Landeskrisenstab mit. Vorerst noch aufrecht bleiben die Zivilschutzalarme in Reißeck und Feld am See sowie die Zivilschutzwarnung in Flattach.

Warmes Mittelmeer brachte Unwetter-Front

Strommast geknickt, 48 Tonnen Kran abgestürzt

Im Bezirk Spittal an der Drau ist ein Strommast einer 110-kV-Leitung umgeknickt. Wie der Landesenergieversorger Kelag am Mittwoch mitteilte, befindet sich der Masten weit außerhalb des Siedlungsgebietes im Hochgebirge, auf 2.350 Metern Seehöhe zwischen den Umspannwerken Außerfragant im Mölltal und Oberdrauburg im Drautal.

In St. Andrä im Lavanttal ist ein 48 Tonnen Kran von der Straße abgekommen und abgestürzt. Laut Polizei war der 43-jährige Fahrer in einer Kurve zu weit an den Fahrbahnrand geraten. Der aufgeweichte Untergrund gab nach und der Lkw-Kran stürzte rücklings in einen Wald. Der Fahrer blieb dabei unverletzt.

"Aufgrund der extremen Lage der Fehlerstelle auf 2.350 Metern Seehöhe ist eine exakte Schadensfeststellung zurzeit äußerst schwierig“. Zu Stromausfällen soll es durch den umgeknickten Mast nicht kommen: "Die Versorgungssicherheit unserer Kunden ist aufgrund der Konfiguration unseres Hochspannungsnetzes weiterhin gewährleistet", so die Kelag.

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