Wachablöse in Tirol nach Platter-Rückzug
Bürgermeister, Landesrat, Minister und schließlich Landeshauptmann. Günther Platter blickte Montagmittag noch einmal auf 36 Jahre in der Politik auf allen Ebenen – davon 14 an der Spitze Tirols – zurück. Neben ihm stand Platters designierter Nachfolger als Parteiobmann, der 59-jährige Anton Mattle.
„Es ist einmal genug, deshalb kandidiere ich nicht mehr bei der nächsten Landtagswahl“, kündigte ein auf den ersten Blick gefasster, auf den zweiten durchaus bewegter Günther Platter das Ende seiner Karriere an.
Entgegen allen Beteuerungen der vergangenen Monate wird der Langzeit-Landeshauptmann nicht mehr als Spitzenkandidat zur Verfügung stehen. Was er mit zwei fordernden Pandemiejahren inklusive Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen erklärte: „Mit 68 Jahren tut man sich das nicht mehr an.“ Die schlechten Umfragewerte für seine Partei hätten mit seiner Entscheidung nichts zu tun.
Im engsten Kreis
Am Sonntagnachmittag hatte Platter seine engsten Vertrauten um sich geschart und die Weichen auf Mattle als seinen Nachfolger gestellt. Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl soll vor vollendete Tatsachen gestellt worden sein.
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser – der Einzige, der klare Ambitionen gezeigt hatte, in Platters Fußstapfen zu treten – soll fuchsteufelswild gewesen sein. Er erlebte ein Déjà-vu: Vor einem guten Jahr hatte Platter nach zwei Rücktritten in seinem Team innerhalb weniger Stunden die Nachfolger bestimmt, die am nächsten Tag von der Partei nur noch abgesegnet wurden – statt Walser wurde Mattle Wirtschaftslandesrat.
Auch am Montag blieb dem Landesparteivorstand in der Innsbrucker Tourismusfachschule Villa Blanka wenig anderes übrig, als den am Abend zuvor durchgesickerten Plan von Platters Getreuen durchzuwinken.
Einstimmig wurde Mattle zum neuen Landesobmann und Spitzenkandidat designiert. Am 9. Juli soll ein Parteitag den finalen Segen geben. Der künftige VP-Chef gilt als Konsenspolitiker und weiß: „Man sagt mir nach, dass ich mit allen gut kann.“ Mit ihm an der Spitze sind de facto alle Koalitionsvarianten denkbar. Ein Symbol für einen Generationenwechsel ist der neue Mann, ein Urgestein wie Platter selbst, nicht.
„Es braucht jetzt binnen Tagen neue Köpfe. Wenn er so weitermacht wie bisher, dann viel Spaß bei der Wahl“, sagt einer von der jungen VP-Garde, für den Mattle als Spitzenkandidat aber alternativlos ist.
Gleiches Team
Ein Signal der Erneuerung blieb Mattle allerdings schuldig. Regierungsumbildungen vor der Wahl schloss er aus und meinte vielmehr: „Wir wollen als starkes Team in den Landesparteitag gehen und anschließend in die Landtagswahlen.“ Für die wollte sich der Oberländer keine Messlatte legen. Er muss aber liefern. Eine empfindliche Niederlage könnte seinen Plan, das Projekt Landeshauptmann auf Jahre anzulegen, ins Wanken bringen. Bis zum Wahltag scheint eine Revolte jedoch ausgeschlossen.
Platter will nach derzeitigem Plan noch bis zur Landtagswahl Landeshauptmann bleiben. Die Wahl soll vom geplanten Termin Anfang 2023 auf den 25. September vorgezogen werden. Die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag für vorzeitige Wahlen ist bereits garantiert – neben der VP sind FPÖ, SPÖ und Neos dafür.
Die Verhandlungen laufen, die Zeit drängt aufgrund des vorgeschriebenen Fristenlaufs. Die Grünen verweisen jedoch darauf, dass es auch ihrer Zustimmung in der Regierung für die Neuwahlen bedarf. Sie spitzen noch auf politische Zugeständnisse von der VP. „Die Zeit ist der stärkste Verhandlungspartner“, so das Kalkül des Grünen Gebi Mair.
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