Vom Taekwondo-Staatsmeister zum mutmaßlichen IS-Schlächter

Vom Taekwondo-Staatsmeister zum mutmaßlichen IS-Schlächter
In Wien wird ab heute Turpal I. der Prozess gemacht. Er soll zahlreiche Menschen in Syrien getötet haben.

Erst war er österreichischer Taekwondo-Staatsmeister. Dann reiste er nach Syrien, nahm den Kampfnamen "Abu Aische" an und soll dort eine eigene Kampftruppe des IS geführt und Menschen geköpft haben.Die Geschichte von Turpal I. füllt Dutzende Seiten der üppigen Anklageschrift. Ab heute, Mittwoch, muss sich der 33-jährige im Landesgericht für Strafsachen in Wien unter anderem wegen mehrfachen Mordes verantworten.

Kurios: Turpal I. befindet sich nicht in Haft. Die Höchstdauer der U-Haft (zwei Jahre) wurde bei ihm überschritten, er musste im Mai aus der Haft entlassen werden. Dennoch werde sein Mandant beim Prozess erscheinen, sagt sein Anwalt Florian Kreiner. Er wolle seine Unschuld beweisen. In Syrien sei er nur gewesen, um die Grabstelle seines gefallenen Schwagers zu besuchen.

Der bekannte Hassprediger

Der Tschetschene wird nicht alleine im Großen Schwurgerichtssaal sitzen. Neben ihm wird der bekannteste Hassprediger Österreichs, Mirsad Omerovic, Platz nehmen. Er wurde bereits im Jahr 2016 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Bei den weiteren Angeklagten (insgesamt sieben) handelt es sich um Gesinnungsgenossen und Familienangehörige von Turpal I.

Was die Staatsanwaltschaft Turpal I. vorwirft, ist an Brutalität nicht zu überbieten. So soll der Kampfsportler seiner Kampftruppe befohlen haben, zahlreiche Menschen - auch Zivilisten - zu töten. Durch Erschießen, Köpfen oder Erstechen. Er soll sich auch selbst am Morden beteiligt haben.

Ein Zeuge sagte bereits in einem anderen Prozess über Turpal I. alias Abu Aische aus: "Sie haben einen Ort gestürmt. Die Männer haben sie enthauptet, um Munition zu sparen." Sie, das sei Abu Aisches Gruppe: Schwangeren seien die Babys aus dem Leib geschnitten, Menschen lebendig begraben worden. "Das war eine brutale Gruppe. Sie haben Sprengstoffgürtel gehabt, damit sie sich in die Luft sprengen können, wenn es Probleme gibt." In Europa würden ihre Leute ebenfalls "mit Sprengstoffgürteln herumrennen. Sie haben gesagt, sie machen das, damit die Europäer alle Flüchtlinge vertreiben."

Abgehörte Gespräche

Interessante Einblicke in die Gedankenwelt des IS liefert die Anklageschrift aber auch, wenn es um Mirsad Omerovic und den Drittangeklagten geht. Vom Verfassungsschutz abgehörte Konversationen verliefen unter anderem so:

Bernd T.: "Die Brüder haben mir erzählt, jetzt gibts Bazar, Bruder, in Sham und im Irak."

Mirsad Omerovic: "Ich weiß!"

Bernd T.: "Von Sklavinnen, Habibi! Preis zwischen 500 und 2.000 Euro. Je nach Schönheit und Alter."

Mirsad Omerovic: "Ja, hat Sejd erzählt. (...) 1.000 Dollar eine Kurdin, 14 Jahre."

Bernd T.: "Ja? Dann kannst du mit ihr machen was du willst. (...) Er (Mohamed) hat eine Sklavin gehabt. Dann ist sie langweilig geworden, dann hat er sie verkauft für eine Pistole (lacht)."

Mirsad Omerovic: "Es sind aber nicht nur dort Kurdinnen und so was?"

Bernd T.: "Nein, nur alles."

Mirsad Omerovic: "Er sagt: Es gibt Italienerinnen auch so was."

Bernd T.: "Ja, ja, ja, die jetzt in der Zeitung stehen (lacht), Italienerinnen, Sklavinnen, Bruder. Überleg dir das einmal. Allah akbar. Zwei richtige westliche Europäerinnen, die stehen da dort am Markt. (lacht).

Der Prozess ist für mehrere Tage angesetzt, die Sicherheitsvorkehrungen werden enorm sein.

 

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