13-Jähriger plante, Soldaten als Geisel zu nehmen
Der IS-Terror ist endgültig im Kinderzimmer angekommen: 2014 wälzte ein damals 14-jähriger Schüler aus St. Pölten Pläne, den Wiener Westbahnhof in die Luft zu sprengen. Er saß mehrere Monate im Gefängnis.
Seit vergangener Woche wird dem mittlerweile 19-jährigen Lorenz K. im Wiener Landesgericht der Terrorprozess gemacht, weil er als 17-Jähriger einen damals zwölfjährigen deutschen Buben dazu angestiftet haben soll, einen Selbstmordanschlag auf einem Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen zu verüben.
Am Montag, dem dritten Prozesstag, tauchte noch ein 13-jähriger Bub aus Wien im Zeugenstand auf, der gemeinsam mit Lorenz K. Terrorpläne geschmiedet haben soll. Der Angeklagte soll dem Jüngeren „die Pflicht, gegen Ungläubige zu kämpfen“, nahe gebracht haben. „Dann kamst du und brachtest mir alles bei“, schrieb der Bub an Lorenz K. Die beiden hatten vage die Absicht, einen Soldaten als Geisel zu nehmen und diesen gegen den zu 20 Jahren Haft verurteilten Hassprediger Mirsad O. alias Ebu Tejma auszutauschen. Lorenz K. soll den Buben auf diesen Mastermind des Dschihadismus in Österreich gebracht haben. Der 13-Jährige berichtete als Zeuge, den Predigten mit Hingabe gelauscht zu haben.
Er habe bereits im Alter von zwölf Jahren der Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) angehört, erzählte der strafunmündige Bub freimütig, und den Kampfnamen Abu Al Majeed Al Makedoni angenommen. Er hätte erwogen, nach Syrien zu reisen, um sich am Kampf gegen die „Kuffar“ (Ungläubige, Anm.) zu beteiligen. Der Angeklagte habe ihn davon abgebracht: „Da hat er mir gesagt, dass ihm der IS gesagt hat, dass wir hier Krieg führen sollen, weil dort schon so viele sind und sie uns nicht brauchen.“
Kaugummi kauend
Man tauschte sich via Facebook über den IS aus, das sei „cool“ gewesen, schilderte der 13-Jährige Kaugummi kauend. Wenige Tage vor der Verhaftung von Lorenz K. im Jänner 2017 schickte ihm der 13-Jährige ein Foto, auf dem zu sehen war, wie ein gefesselter Gefangener des IS von einem Dach in die Tiefe gestürzt wird. „Hahaha“, so reagierte der Angeklagte, der seiner Aussage nach damals längst dem IS abgeschworen haben wollte.
Die Mutter des Angeklagten beschrieb den jüngeren ihrer zwei Söhne als „fröhliches Kind, beinahe ein Kasperl“. Sie und ihr Mann hätten Wert daraufgelegt, dass die Söhne „als Österreicher“ aufwuchsen. Auf die albanischen Wurzeln der Eltern hätte man bei der Erziehung keinen Wert gelegt. In der Schule habe man ihren angeklagten Sohn „vor lauter Kasperleien als Störfaktor gesehen“ und suspendiert. Der Bursch landete in einer Schule für geistig schwerbehinderte Kinder, später im Gefängnis, kam über Zellengenossen mit dem Islam in Kontakt und zog sich immer mehr zurück. „Es tut mir wahnsinnig leid“, bemerkte die Mutter dazu. Ihr Sohn sei „labil“ geworden.
Als der Sohn unter Terror-Verdacht festgenommen wurde, sei das „ein Schock für uns gewesen. Wenn Sie von der Polizei von der Arbeit abgeholt werden und zu Hause sind die Spürhunde – ich habe gedacht, das kann nur eine Show sein“, deponierte der Vater.
Das Urteil ist für Donnerstag geplant.
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