Viele Männer und eine Zeitkapsel: Grundsteinlegung am Cobenzl

Cobenzl-Pächter Schlacher (r.) mit Immobilienunternehmer Albert (l.) und Stadtrat Czernohorszky
Motto-Chef Schlacher will das Schloss Cobenzl aufpolieren, am Bau wurden nun Zeitdokumente vergraben

Zeitkapseln kennt man ja hauptsächlich aus US-amerikanischen Highschool-Filmen. Dort werden Zeitdokumente immer mit viel Tamtam von Cheerleadern und Footballern in einem Stahlrohr vergraben.

In Wien wurde jetzt auch so eine Zeitkapsel vergraben. Von sieben Männern auf einer Baustelle. Hand angelegt haben unter anderem Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky und Szene-Gastronom Bernd Schlacher, bekannt vom Motto am Fluss.

Anlass des Ganzen war die Grundsteinlegung beim Schloss Cobenzl, bei dem Schlacher der neue Pächter ist. In den nächsten Monaten wird unter seiner Federführung das heruntergekommene Ausflugsziel einer Runderneuerung unterzogen.

 

Geplant sind dabei ein konsumfreier „Sky-Walk“ (also eine Dachterrasse) mit Blick über die Stadt, Gastrobereiche und Veranstaltungssäle.

Wenn in hundert Jahren jemand die Zeitkapsel ausgräbt, kann er sich schnell ein Bild machen, was sich 2021 zugetragen hat.Alle gängigen Tageszeitungen sind enthalten, natürlich auch der KURIER, eine Maske und eine Euro-Münze.

Und ein Weißburgunder vom Weingut Cobenzl. Erwähnenswert ist auch, dass man sich in der Zukunft schnell ein Bild über die Grafikkünste unserer Zeit machen kann.


Es ist nämlich ein A4-Blatt beigelegt, in dem mehr oder weniger formschön Bilder vom Cobenzl-Ausblick auf die Weinberge abgedruckt sind – arrangiert wahrscheinlich in Word. Irgendwie passend, dass sich das Papier beim Hineinlegen schon leicht wellt, weil es, wie alle Anwesenden, in den Regen geraten ist.

 

Purer Stolz

Als Schlacher zu reden beginnt, ist aber alles schlagartig gar nicht mehr skurril, sondern nur noch liebenswert. Der Motto-Chef ist sichtlich stolz, dass er nun dem Schloss Cobenzl zu altem Glanz verhelfen kann.

Als er 15 Jahre alt war, sei er das erste Mal beim Cobenzl gewesen. „Ich habe eine Eisenbahnerlehre in Floridsdorf angefangen“, erzählt er. „Meine Tante hat mich dann mitgenommen, weil sie mir Wien zeigen wollte.“ Der Ausblick habe ihn damals begeistert. „Und ich bin richtig glücklich, dieses Projekt jetzt machen zu dürfen.“

Für Czernohorszky ist in einer Zeit, „in der ein Gastronom nach dem anderen w.o. geben muss“, besonders Schlachers Mut hervorzustreichen. Auch ein Hufeisen findet den Weg in die Zeitkapsel. Als Glücksbringer. Hoffentlich entfaltet es seine Wirkung – und ermöglicht die geplante Gleichenfeier im Frühjahr 2022. 

Kommentare