Fünf Wolfswelpen in Kärnten gesichtet

Fünf Wolfswelpen in Kärnten gesichtet
Land Tirol plant aber offenbar Abschuss von zwei Jungtieren, um Rudel zu "erziehen".

Vor rund einem Monat waren die ersten Hinweise aufgetaucht: Im Kärntner Lesachtal sollen nahe der Grenze zu Osttirol auf der Tscheltscher Alm zwei Wölfe mit sechs Jungen gesichtet worden sein. 

Gut einen Monat später herrscht nun offenbar Gewissheit, dank des Videobeweises eines deutschen Urlaubers. Der Mann hat ein Video in den sozialen Netzwerken geteilt, auf dem fünf Wolfswelpen zu sehen sind, die auf einem Berghang im oberen Drautal herumtollen. Dem KURIER liegt das Video vor. Darauf sind durch ein Spektiv auf einem Bergrücken deutlich fünf Welpen zu erkennen, die scheinbar miteinander spielen. 

Jäger und Wolfsbeauftragter bestätigen

Auf KURIER-Nachfrage bei Kärntens Wolfsbeauftragten, Roman Kirnbauer, gab es eine finale Bestätigung: "Ich habe mich mit Jägern in der Gegend unterhalten. Der Platz, auf dem die Wolfswelpen zu sehen sind, ist definitiv in der Gegend. Und laut meiner Einschätzung handelt es sich bei den fünf Tieren um Wolfswelpen", erklärt Kirnbauer. Auch der Zeitpunkt der Aufnahme, im August, wäre stimmig. Die Wölfin hätte ihren Nachwuchs folglich im Mai zur Welt gebracht, in der Fachsprache gewölft. Und auch einen Namen für das Rudel gibt es bereits: Hochstadelrudel. Zu finden ist das Rudel auch bereits auf einer Karte des "Österreichzentrum Bär Wolf Luchs". Dort sind alle Wolfsnachweise des Jahres 2022 vermerkt. Diese finden sie hier.

Genetischer Nachweis aus Tirol über Nachwuchs

Und nicht nur das Video gibt letzte Klarheit. In Tirol bestätigt ein DNA-Nachweis, dass eindeutig Jungwölfe umgehen. Der Nachkomme mit der Kennung 159MATK, entstammt demnach vom männlichen Wolf (108 MATK) und dem weiblichen Wolf (121 FATK). Beide "Wolfseltern" waren in Osttirol zum Abschuss freigegeben. Die beiden Raubtiere wurden bei Rissen auf der Lavanter Alm nachgewiesen. Als der Verdacht entstand, dass die beiden Tiere Junge haben könnten, hatte der WWF die Rücknahme des Abschussbescheides gefordert. Der KURIER berichtete. Aktuell sind keine Wölfe zum Abschuss freigegeben.

Hochstadelrudel als "erhebliche Gefahr"

Das muss laut Überlegungen des Landes Tirol, bzw. des zuständigen Fachkuratoriums „Wolf-Bär-Luchs“ aber nicht so bleiben. Laut einem aktuellen Beschluss des Kuratoriums wird empfohlen, dass zwei dieser Jungwölfe geschossen werden, damit sich im verbleibenden Rudel die „Scheu gegenüber den Menschen und ihren Nutztieren“ erhöhe, wie es heißt. Eine finale Entscheidung, ob dieser Empfehlung nachgekommen wird, soll heute oder morgen fallen. Im Wortlaut heißt es in dem Beschluss: "Aufgrund der vorliegenden Rissereignisse, insbesondere auch durch den nachgewiesenen Riss eines 11 Monate alten Ochsen geht vom Hochstadelrudel eine erhebliche Gefahr für Weidetiere aus." Dies wird auch durch Zahlen belegt: Demnach wurden bei Rissen genetische Spuren der Wolfseltern, aber auch ihres Nachkommen 159MATK entdeckt. 29 Schafe, eine Ziege und ein Rind seien laut Kuatorium einem der drei Wölf eindeutig zuordenbar. Wobei Experten davon ausgehen, dass der Jungwolf nicht an einem Riss beteiligt war, sondern wohl nur beim Verzehr der Beute beteiligt war.

WWF sieht in Rudel Schutzfunktion

Die Naturschutzorganisation WWF ist verständnislos ob dieses Vorgehens: "Tote Wölfe lernen nichts. Wenn das Rudel sesshaft in dieser Region wird, weiß man, mit welchen Wölfen man es zu tun hat und kann ihnen beibringen, dass Wildtiere ,gute Beute´ und Nutztiere ,schlechte Beute´ sind. Nur so lernen Wölfe. Und die Grundvorsetzung dafür, ist und bleibt der Herdenschutz", sagt Florian Kozak, Sprecher des WWF. Das Rudel würde auch durchziehende Wölfe fernhalten, erklärt Kozak weiter.

Laut Einschätzung Kirnbauers dürfte der Wolfsnachwuchs nun wohl zwischen dem Grenzgebiet von Osttirol und Kärnten weiter umherstreifen. Junge Wölfe bleiben bis zu ihrem zweiten Lebensjahr bei ihrem Rudel.

25 Prozent mehr Wolfsrudel im Alpenraum

Wolfsrudel werden in den Alpen immer mehr. Konkret ist ihre Zahl um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, wie der Verein Gruppe Wolf Schweiz (GWS) berichtet. In fünf Jahren
dürfte demnach der gesamte Lebensraum für Wölfe in den Alpen ausgeschöpft sein.

250Rudel hat es laut Schätzungen 2021 im Alpenraum gegeben. Heuer dürften es mehr als 300 sein. Platz dürfte laut Schätzungen für 800 Rudel sein.

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