Bestätigt sich der Jungtierverdacht, wäre es das erste Wolfsrudel im österreichischen Alpenraum.
Mehrere Tiere gerissen
Das Land Tirol hat erst am vergangenen Freitag einen männlichen (108 MATK) und einen weiblichen Wolf (121 FATK) in Osttirol zum Abschuss freigegeben. Die beiden Raubtiere wurden bei Rissen auf der Lavanter Alm nachgewiesen.
Bei dem Ereignis wurden insgesamt 17 Schafe und eine Ziege getötet sowie drei weitere Schafe verletzt. Auch ein elf Monate alter Ochse auf der Lavanter Alm wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Wölfen gerissen.
Die beiden Tiere sind also offenkundig gemeinsam auf der Jagd. Das vom Land eingerichtete Fachkuratorium für Wolf, Bär, Luchs hat die Entnahme der zwei Wölfe empfohlen. Hinweise darauf, dass die Wölfe bereits Junge haben, gebe es vorerst nicht, heißt es von offizieller Seite.
"Man kann bei einem Pärchen natürlich nie ausschließen, dass es Junge gibt", sagt eine Sprecherin des zuständigen ÖVP-Landesrats Josef Geisler. Sollte sich das bestätigen, "muss die Situation neu bewertet werden". Man halte sich hierbei an die Empfehlungen des Fachkuratoriums.
Offenbar sechs Wolfswelpen in Kärnten
In Kärnten gibt es bereits Meldungen über erste Sichtungen von Wolfsnachwuchs. Die Eltern dieser Welpen könnten jene Tiere sein, die in Osttirol zum Abschuss freigegeben sind - der WWF geht davon aus. Die Lavanter Alm in Osttirol ist Luftlinie nur wenige Kilometer von der Tscheltscher Alm im Kärnter Lesachtal entfernt.
Dort sollen zwei Wölfe mit sechs Jungen gesichtet worden sein. Was mit der Beobachtung eines Jägers im Vorjahr übereinstimmen würde: Er will einen männlichen und einen weiblichen Wolf ausgemacht haben. Sollten sich diese gepaart haben, wäre genau jetzt die Zeit, in der die Wölfe mit ihrem Nachwuchs den Bau verlassen.
Fotobeweise für die Sichtung gibt es keine, wie eine Nachfrage beim Kärntner Wolfsbeauftragten, Roman Kirnbauer, bestätigt. "Auf Beutezug gehen junge Wölfe erst zwischen dem vierten und zehnten Lebensmonat", erklärt Kirnbauer.
Es sei jedoch denkbar, dass die Welpen, die nun drei Monate alte wären, umherziehen, jagen würden sie noch nicht. Gesichtet könnten die Tiere auch werden, wenn sie von den Eltern von einem Bau zum nächsten "überstellt" werden.
Abschussberechtigung ausgelaufen
Die Frage über die Rücknahme eines Abschusses, wie in Tirol, stellt sich in Kärnten übrigens nicht. Der Abschuss für die möglicherweise betroffenen Kärntner Wölfe ist seit heute ohnedies ausgelaufen. Dass sich Wölfe in Kärnten zu einem Rudel zusammenschließen und auch Nachwuchs ins Haus stehen könnte, darauf hatte der Wolfsbeauftragte bereits im Herbst verwiesen. Damals war das Heulen der Wölfe deutlich zu hören, ein Zeichen, dass sich die Tiere untereinander verständigen.
Auch ein weiblicher Wolf wurde in Kärnten per DNA-Beleg nachgewiesen. Allerdings noch nicht heuer. Was für Experten aber kein Beweis dafür ist, dass das Weibchen nicht da ist. Denn sollte das weibliche Tier Welpen bekommen haben, würde der Rüde die Jagd übernehmen, während die Wölfin daheim den Nachwuchs säugt.
Auch die Zahl von sechs jungen Wölfen, die angeblich gesichtet worden sind, ist nicht abwegig. Denn im Schnitt wirft eine Wölfin sechs Jungtiere. Die Welpen hätten jetzt rund fünf Kilo und wären zwölf Wochen alt.
Dass die gesichteten "Wolfseltern" in Kärnten und Tirol dieselben sind, legen übrigens auch folgende Beobachtungen in der Vergangenheit nahe: Der männliche Wolf 108 MATK wurde bereits im Jahr 2021 mehrfach in Tirol bei einem Rotwild-Riss in Neustift im Stubaital (Bezirk Innsbruck-Land) sowie bei Nutztier-Rissen in Trins (Bezirk Innsbruck-Land), Hopfgarten in Defereggen, Außervillgraten und Assling (alle Bezirk Lienz) sowie in Kärnten nachgewiesen.
Zuletzt nachgewiesen wurde das Tier am 14. Juli 2022 unweit der Lavanter Alm in Kärnten. Der zweite nachgewiesene Wolf 121 FATK ist ein weibliches Tier, das zuletzt am 6. Juli 2021 bei einem gerissenen Schaf im Kärntner Drautal nachgewiesen wurde.
Fakten zu Wolfsrudeln
Wolfsrudel
werden in den Alpen immer mehr. Konkret ist ihre Zahl um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, wie der Verein Gruppe Wolf Schweiz (GWS) berichtet
In fünf Jahren
dürfte demnach der gesamte Lebensraum für Wölfe in den Alpen ausgeschöpft sein
250Rudel
hat es laut Schätzungen 2021 im Alpenraum gegeben. Heuer dürften es mehr als 300 sein. Platz dürfte laut Schätzungen für 800 Rudel sein
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