Verrücktes Wetter: In 160 Jahren war der April nur drei Mal trockener

17 Länder sind schwer von Trockenheit betroffen
ZAMG-Auswertung zeigt historisch trockenen Frühling. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für einen trockenen Sommer.

In den vergangenen 163 Jahren brachten März und April in Österreich nur drei Mal weniger Niederschlag als 2021, wie eine Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt. Österreichweit gab es 40 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Mittel, in den trockensten Regionen - vor allem im Süden und Osten Österreichs - fielen sogar 50 bis 80 Prozent aus.

Auch auf die gesamte Fläche Österreichs gesehen ist die Trockenheit im historischen Vergleich bemerkenswert. Seit dem Messbeginn im Jahr 1858 brachte der Zeitraum März bis April in den Jahren 1893 (-57 Prozent), 1946 (-58 Prozent) und 2003 (-57 Prozent) weniger Niederschlag als dieses Jahr. Alle Angaben basieren auf dem Datensatz HISTALP-Tiefland in Bezug zur internationalen Klimavergleichsperiode 1961-1990.

Weniger Niederschlag seit 2000er-Jahre

Seit den 2000er-Jahren zeigen März und April einen Trend zu immer weniger Regen und Schnee. „Der Grund dafür ist noch nicht ganz klar“, sagte ZAMG-Klimaforscher Klaus Haslinger. „Einerseits fällt diese Änderung mit der markanten Erwärmung in Österreich und Europa zusammen, andererseits sehen wir in den langen Datenreihen des Niederschlags in Österreich und allgemein in Europa oft langfristige Schwankungen, die mit natürlichen Veränderungen der großräumigen Zirkulation in der Atmosphäre und in den Ozeanen zusammenhängen.“

Betrachtet man zusätzlich zum Niederschlag auch die Entwicklung der Temperatur, dann zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Klimawandel und einer Intensivierung von Dürreperioden im Sommerhalbjahr. „Dürre wird neben dem Mangel an Niederschlag auch durch höhere Verdunstung verstärkt“, erklärte Klimaforscher Haslinger, „insbesondere anhaltende Hitzewellen haben das Potenzial den Boden sehr stark auszutrocknen.

Außerdem dauert in einem wärmeren Klima die Vegetationsperiode länger und die Pflanzen entnehmen den Böden über einen deutlich längeren Zeitraum Wasser. Im warmen Frühling 2020 waren die Auswirkungen der Trockenheit auf die Vegetation zum Beispiel deutlich größer als heuer, wo auch durch die relativ kühle Witterung die gesamte Entwicklung etwas langsamer ist.“

Trockener Frühling bringt trockenen Sommer

Die Basis für einen trockenen Sommer wird oft schon im Frühling gelegt, vor allem wenn Wetterlagen überwiegen, die wenig Bewegung bei den Hochdruck- und Tiefdrucksystemen bringen. „Dann ziehen kaum Regenfronten vom Atlantik in den Alpenraum und die Feuchtigkeit wird durch lokale Regenschauer und Gewitter recycelt“, sagte ZAMG-Experte Klaus Haslinger. „Ist der Boden schon vom Frühling weg sehr trocken, so verdunstet nur wenig Feuchte, die für die Bildung von Regenschauern und Gewittern zur Verfügung steht. Man kann zwar nicht eindeutig sagen, dass die aktuelle Trockenheit auch einen trockenen Sommer bringt, aber die Wahrscheinlichkeit dafür steigt.“

Dürreepisoden stellen für die Land- und Forstwirtschaft und die Trinkwasserversorgung sowie andere Sektoren eine enorme Herausforderung dar und viele Zusammenhänge sind noch immer nicht zufriedenstellend erforscht.

Trockenheit führte im Jahr 2018 zu Ernteausfällen

Aus diesem Bedarf heraus haben die Alpenstaaten Italien, Slowenien, Frankreich, Schweiz, Deutschland und Österreich Ende 2019 das Projekt „Alpine Drought Observatory (ADO)“ gestartet. Ziel ist, ein umfangreiches Dürremonitoring-System für den gesamten Alpenraum und konkrete Methoden zum Thema Wasser- und Risikomanagement zu entwickeln.

Aus Österreich sind die ZAMG und das Land Oberösterreich beteiligt. In Österreich und Slowenien fanden 2021 dazu bereits die ersten nationalen Workshops statt, um den Bedarf an Information für Land- und Forstwirtschaft, Trinkwasserversorgung, Hydrologie und Politik zu erheben.

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