Acht Käufer – darunter Stiftungen, Unternehmer aus Innsbruck oder Touristiker aus Südtirol – haben sich drei und mehr Wohnungen gesichert. Ein Architekt sticht besonders hervor. Er hat als Privatperson alleine 30 der Einheiten und über eine Gesellschaft, die ihm zu hundert Prozent gehört, noch einmal 15 erworben.
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Immobilien nicht für den Eigenbedarf, sondern für die Vermietung oder als reines Investment zu kaufen, das ist der Inbegriff von Anlegerwohnungen. „Sichern Sie sich jetzt Ihr Immobilieninvestment in der lebendigen Universitätsstadt Innsbruck“, bewirbt die Zima aktuell besonders den Verkauf von noch verfügbaren „Microapartments“ in dem Geviert.
Satte Preise
Die besagten Mini-Wohnungen werden vollmöbliert angeboten. Bei einer Größe von 28,5 Quadratmetern werden bis zu 320.000 Euro aufgerufen. Das sind über 11.000 Euro pro Quadratmeter. Die Zima verspricht dennoch „beste Vermietbarkeit“ und „attraktive Rendite“.
Für SPÖ-Stadtparteiobmann Benjamin Plach ist das Wohnquartier mit seinen vier Blöcken „sinnbildlich für die verfehlte Raumordnungspolitik der Stadt Innsbruck“. Er hatte im „Stadt Carré“ stets ein Spekulations- und Anlegerobjekt gesehen.
Plach kritisierte immer wieder, dass der Investor nach jahrelangem Ringen mit der Stadt letztlich doch mit Gemeinderatsmehrheit eine Flächenwidmung erhalten hat, „ohne die er nie bauen hätte können“. Zudem wurde ein Bebauungsplan mit einer erheblich erhöhten Dichte im Vergleich zum ursprünglichen Altbestand genehmigt. Diesen Altbestand hat die Zima 2019 platt gemacht.
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Rückblende ins Jahr 2012: Dort wo heute, das „Stadt Carré“ steht, befindet sich eine alte Wohnanlage aus acht Häusern, die entlang von drei Straßenzügen in Hufeisenform gruppiert sind. Eine große Fläche im Innenhof, auf der die Mieter liebevoll Kleingärten angelegt hatten, ist eingezäunt, das einstige Paradies dem Verfall preisgegeben. Der Asphalt zwischen den Gebäuden ist aufgeplatzt.
"Die wollen uns hier rausekeln"
„Die wollen uns hier rausekeln, weil sie die Häuser mit Mietern nicht loskriegen“, sind sich die Bewohner damals bei einem Lokalaugenschein einig. Nur durch den an sie für die Gartenanlage ergangenen Räumungsbescheid des Eigentümers wissen die Mieter, die hier zum Teil seit Jahrzehnten in geschützten Mietverhältnissen leben, dass die Wohnanlage verkauft werden soll.
Der Eigentümer, das ist zu jener Zeit noch die ÖBB-Immobilienmanagement GmbH, die letztlich an die Zima verkauft.
Das macht den Ausgang der Geschichte, die sich nun im Grundbuch niederschlägt, noch brisanter. „Das ist ein Filetstück, das früher im öffentlichen Eigentum war und jetzt maximal vergoldet wurde“, sagt Plach dazu.
Der Immobilien-Entwickler hat letztlich nur gemäß seinem auf Gewinn ausgerichteten Geschäftsmodells agiert. Die Interessen der Stadt waren anfänglich jedoch konträr zu den Vorstellungen des Unternehmens.
Für den Gestaltungsbeirat waren die auf den Südring ausgerichteten gründerzeitlichen Bauten mit ihren typischen Fassaden erhaltenswert. Die vom Bauträger geforderte Erhöhung der Baumassendichte auf etwa das Doppelte – und entsprechender Steigerung der Wohnnutzfläche – hielt die Stadtregierung für überschießend.
Leistbarer Anteil
Die Zima wollte wiederum nichts davon wissen, dass die Stadtplanung als Gegenleistung für die Erfüllung der Wünsche des Investors einen Anteil von 25 Prozent der Wohnnutzfläche für geförderten Wohnbau für angemessen gehalten hat.
Letztlich wurde das Areal geschliffen, das Projekt – für das sich beide Seiten auf einen Architekturwettbewerb verständigt hatten – entspricht nun im Grunde den geforderten Dimensionen.
Anders als bei einem Projekt auf der anderen Stadtseite, bei dem ein Investor eben erst, wie berichtet, vom Gemeinderat eine Erhöhung der Wohnnutzfläche von 3.200 auf 5.700 Quadratmeter bewilligt bekam, legten sich die Grünen von Bürgermeister Georg Willi beim „Stadt Carré“ nicht quer.
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„Der Wettbewerb, in dem die Bedingungen festgelegt wurden, war vor meiner Zeit“, rechtfertigt sich der 2018 ins Amt gekommene Stadtchef, in dessen Ära aber die finalen Beschlüsse fallen.
Er gesteht aber ein: „Das, was da jetzt rausgekommen ist, ist genau so ein Projekt, das man politisch nicht unterstützten, sollte.“
Ganz ohne öffentlichen Mehrwert ist die Stadt aber nicht ausgestiegen. Sie hat mit der Zima ausgehandelt, dass ein Studentenheim in der Wohnanlage zu verträglichen Preisen 48 Garçonnièren erwerben kann. „Aber noch hakt es rechtlich“, sagt Willi. Die Geschichte ist also noch nicht ganz zu Ende.
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