Verhaftung des Ibiza-Detektivs: Wer muss jetzt zittern?
Am Donnerstag war für den Ibiza-Detektiv Julian H. Endstation seiner Flucht. Österreichische und deutsche Fahnder sollen ihn KURIER-Informationen zufolge in der Wohnung eines (der Redaktion namentlich bekannten) Journalisten in Berlin verhaftet haben. Bei dem Medienmacher, der für ein linksgerichtetes Internet-Medium arbeitet, soll der flüchtige Mann vermutlich über längere Zeit Unterschlupf gefunden haben.
Es geht um Drogen
Gesucht wurde H. aber nicht in erster Linie wegen des Ibiza-Videos, an dessen Erstellung er offensichtlich maßgeblich beteiligt war. Den die illegale Erstellung von Ton-und Bildaufnahmen reicht nicht für die Auslieferung aus Deutschland.
Ihm wird im Zusammenhang mit dem Video allerdings auch eine versuchte Erpressung vorgeworfen und viel schwerwiegender ist der angebliche Handel mit drei Kilo Drogen. Deswegen konnte auch ein internationaler Haftbefehl ausgestellt werden.
Verschiedene Medien spekulieren bereits über mögliche neue Enthüllungen. Auch alle politischen Akteure frohlocken nun. Heinz-Christian Strache etwa hofft „auf die Aufdeckung der weiteren Mittäter, Auftraggeber und Hintermänner“.
Auch sonst ist für jeden derzeit ein Wunsch frei: Die ÖVP meint, man nähere sich „den Video-Machenschaften von FPÖ und SPÖ“. Die FPÖ wiederum will nun das Zudecken der ÖVP aufdecken. Die SPÖ hofft, das jetzt die Käuflichkeit der türkis-blauen Regierung aufgeklärt wird. Und die Grünen wiederum würden gerne wissen, ob er „aus persönlichem Interesse, politischen Erwägungen gehandelt hat, oder ob es um einen plumpen Erpressungs- oder Verkaufsversuch ging.“
Doch abseits des Wünsch-dir-was dürfte die Festnahme wenig Substanzielles bringen. Der Detektiv war erst kürzlich bei einem Prozess via Skype zugeschaltet und machte dort einen eher gezeichneten Eindruck. Darüber hinaus wird sein Anwalt wohl alles versuchen, um eine Auslieferung nach Österreich hinauszuzögern. Mit zahlreichen Einsprüchen wird es wohl einige Monate dauern, bis Julian H. in Österreich landen wird.
Aber was dann?
Die Details des kompletten Ibiza-Videos sind durch die KURIER-Berichterstattung längst bekannt. Strache berichtet darüber hinaus noch über ein paar Gerüchte, die allerdings auch nur vom Hörensagen kennt. Stoff für Ermittlungen würde keines davon bieten.
Mögliche Geldflüsse
Auch wem aller das Video angeboten worden ist, ist bekannt. Maximal interessant könnte noch sein, ob doch irgendein Geld für die Veröffentlichung geflossen sein könnte (die beteiligten Medien bestreiten das ja vehement). Allerdings wurden Gerüchte von einem Deal über 600.000 Euro gestreut.
Die Frage ist aber, wem das so eine Summe wert gewesen sein sollte? Die beteiligten Journalisten beteuerten immer wieder, nicht mit seiner Sprengkraft gerechnet zu haben. Noch dazu hatte das Video ursprünglich eine extrem schlechte Qualität. Dass tatsächlich jemand bereit wäre, so viel Geld für ein derartig unprofessionelles Machwerk zu bezahlen, ist durchaus fraglich.
Die Auftraggeber
All dies macht es unwahrscheinlich, dass große Auftraggeber im Verborgenen lauern. Der KURIER hat die Hintergründe der an dem Video beteiligten Truppe längst enthüllt, diese führt ins Drogen- und Porno-Milieu. Es ist kaum anzunehmen, dass irgendein halbwegs seriöser Hintermann eine derartige Gruppe beauftragt, die am Ende ein Video mit schweren Tonproblemen erstellt. Wobei ohnehin noch mehr als fragwürdig ist, ob die Erstellung dieses Videos überhaupt in irgendeiner Form strafbar ist.
Vielleicht wird als Höhepunkt die Identität des Lockvogels gelüftet. Damit wird der Kreis rund um das Ibiza-Video vielleicht einmal geschlossen. Doch wirklich relevant ist es auch nicht mehr, wenn man den wahren Namen von Alyona Makarowa kennt.
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