Es ist der erste Tag der Woche und der letzte, an dem sich Personen mit Hauptwohnsitz in Kärnten beim Seenvolksbegehren eintragen können. Deshalb steht Gerhard Godescha noch am Montagvormittag am Villacher Hauptplatz und hält ein Transparent hoch, das an das Anliegen erinnert. „Kärnten hat immer weniger öffentliche Seegrundstücke. Das ist ja nicht nur für die Kärntner ein Problem, sondern auch eine Gefahr für den Tourismus“, befürchtet Godescha.
Urlaub am See
Gerade im coronabedingt geänderten Urlaubsverhalten der Österreicher - heimische Seenregionen sind heuer gut, wenn nicht gar sehr gut gebucht - zeigt sich, dass Godescha und sein Mitstreiter Walter Polesnik einen Nerv getroffen haben: Ihr Volksbegehren für mehr öffentliche und freie Zugänge zu den Seen interessiert.
7.500 Unterschriften haben der Arbeiter und der Pensionist schon durch jene Unterstützungserklärungen gesammelt, die nötig waren, um überhaupt ein landesweites Volksbegehren durchsetzen zu können. Diese Unterschriften zählen mit und somit haben sie allein mit der Anzahl die Hürde in den Landtag schon genommen, ehe überhaupt die eigentliche Eintragungswoche in den 132 Gemeinden begonnnen hat.
„Alles, was jetzt durch die Eintragungswoche noch dazugekommen ist, verleiht dem Anliegen noch mehr Gewicht“, überlegt Godescha. Dieses Anliegen wiegt schwer und liegt auch Politikern schwer im Magen: An den meisten Kärntner Seen herrscht nämlich Ebbe, was frei zugängliche Badeplätze betrifft.
Beton oder Bäume
Am Beispiel Wörthersee etwa heißt das: 80 Prozent der Uferflächen sind verbaut und wo kein Beton ist, verstellen oft Bäume, Sträucher oder Zäune den Blick auf das Wasser zu Recht, weil die Grundstücke dort in Privatbesitz sind. Öffentlich zugänglich sind kaum zehn Prozent der Uferflächen.
Dort setzen Godescha und Polesnik an. „Kärnten wirbt um Urlauber, aber öffentliche Grundstücke gibt’s wenige“, moniert Godescha. Eine der zentralen Forderungen des Volksbegehrens soll da abhelfen: Ein Fonds, gespeist durch die Motorbootabgabe, soll für den Ankauf weiterer Seegrundstücke im Bundesland zweckgewidmet werden.
Verfassungsschutz
Für jene Flächen, die sich bereits im Besitz von Land oder Gemeinden befinden, müsse es ein Verkaufsverbot geben, außerdem dürfte es dort keine neuen Bauten mehr geben. Zudem sollten alle frei zugänglichen Flächen auf einer Homepage abrufbar werden. Und mehr noch: Nach bayerischem Vorbild will das Volksbegehren das Recht auf freien Seezugang in der Landesverfassung verankert wissen.
Am Montagabend endete die Frist, in den Gemeindeämtern unterschreiben zu können; das Ergebnis soll heute, Dienstag, bekannt gegeben werden.
Landeschef gratuliert
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) gratuliert Godescha und Polesnik aber schon am Montag zu „großartigen Leistung“, das Thema in den Landtag zu bekommen. Inhaltlich decke sich das Volksbegehren „mit der Intention des Landes, freie Seezugänge sicherzustellen und auszubauen“, betont Kaiser. „Das öffentliche Interesse an freien Seezugängen muss gegenüber privaten Interessen ein noch größeres Gewicht bekommen.“
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