Unwetter: Schäden zeigen die Gewalt der Wassermassen

Im Gasteinertal beginnen die Aufräumarbeiten
Nun wurde sichtbar, was die Fluten angerichtet haben: Allein in Tirol gibt es Sachschäden von zwölf Millionen Euro.

Die Brücke von der Ötztaler Bundesstraße zum Naturbahn-Rodelzentrum „Grantau“ in Umhausen: Weggerissen. Ein großer Teil der dortigen Parkplätze: Weggespült. Ein paar Hundert Meter taleinwärts ist die B186 selbst zerstört worden und sieht aus, als hätte ein Riese ein Stück davon abgebissen. Die Ötztaler Ache war am Montag in einem Abschnitt auf den Pegel eines hundertjährlichen Hochwassers angeschwollen und teilweise über die Ufer getreten.

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Der Schaden ist groß. Das hintere Ötztal mit Längenfeld und Sölden wird voraussichtlich über Tage hinweg nicht auf dem Straßenweg vom Inntal aus erreichbar sein. Vorübergehend waren die Gemeinden nach Umhausen komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Inzwischen ist die Timmelsjochstraße am Talende nach Südtirol wieder offen.

Unwetter: Schäden zeigen die Gewalt der Wassermassen

Überflutungen in Niedernsill

Gäste wie Urlauber, die raus wollen, kommen also raus. Müssen aber bis nach Innsbruck fast zwei Stunden Umweg in Kauf nehmen. Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden, war am Dienstag bereits am Kurbeln, damit für die Dauer der Straßensperre auch die Lebensmittelversorgung über das Timmesljoch erfolgen kann: "Dafür braucht es Ausnahmegenehmigungen, damit Lkw über die Straße fahren dürfen."

Mehr zum Thema: Bahnstrecken gesperrt und  Regenwarnung

Bis in die Nachtstunden dauerte am Montag das große Zittern in Tirol. Zunächst drohten Überflutungen an den Zubringern des Inns im Pitz-, Ötz-, Wipp-, Stubai- und Zillertals. In weiterer Folge herrschte entlang des Inns Alarmstimmung, ehe die Flutwelle gegen Mitternacht aus Tirol gerauscht war. Am Dienstag wurden der mobile Hochwasserschutz wieder abgebaut und Straßen- wie Brückensperren aufgehoben.

 

Die öffentliche Infrastruktur hat gelitten. "Nach ersten Erhebungen ist von einer Schadenssumme in Höhe von mindestens zwölf Millionen Euro auszugehen", so Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP).

Nur alle 30 Jahre

Im benachbarten Salzburg schwollen am Montag ebenfalls Bäche und Flüsse rasant an. In Mittersill und Bad Hofgastein gab es ein Hochwasser, das statistisch gesehen nur alle 30 Jahre stattfindet, so Harald Huemer, Leiter des Hydrografischen Dienstes.

Ein für die Jahreszeit eher ungewöhnlicher Wettermix habe dazu geführt: "Wir haben selten die Kombination aus starken Regenfällen im Oberpinzgau und zeitgleich in den südlichen Bereichen des Pongau. Das lässt natürlich auch alle anderen nachführenden Gewässerabschnitte der Salzach dementsprechend schnell anschwellen."

Bad Hofgastein habe "Glück gehabt. Denn hätte der Regen nicht rechtzeitig nachgelassen, hätte die Gasteiner Ache höhere Pegelstände erreicht und dementsprechend schutzlose Bereiche, Häuser und letzten Endes auch Menschenleben bedroht", so Huemer.

Bahnstrecke erneut beschädigt

Vom Hochwasser betroffen waren vorwiegend das Großarler- und Gasteinertal sowie St. Johann im Pongau und im Pinzgau das Raurisertal, wo es bis zu 130 Liter pro Quadratmeter geregnet hat. In Niedernsill ist die Strecke der Pinzgauer Lokalbahn, seit den Unwettern 2021 wegen Sanierungsarbeiten gesperrt, vom Hochwasser erneut beschädigt worden.

Unwetter: Schäden zeigen die Gewalt der Wassermassen

Schwere Schäden auch in Bad Gastein

Die Einsatzkräfte in Kärnten hatten am Dienstag erneut mit Starkregen zu kämpfen, 100-mal rückte Feuerwehrleute bis zum Nachmittag aus, aber: Die Lage an den Bächen und Flüssen hat sich entspannt.

Die Pegelstände sinken

In der Nacht zuvor sah das dramatischer aus, so musste der Wiesenmarkt in Bleiburg evakuiert werden, Villach sperrte Wege entlang der Drau.

In Oberösterreich wurde der mobile Hochwasserschutz teilweise bereits wieder abgebaut, etwa in Schärding, da der Pegel des Inn sank. Die Donau allerdings stieg vorerst noch, das traf Linz, Mauthausen und Achleiten, allerdings sollte die Alarmstufe 1 laut Prognosen nicht erreicht werden.

Das Hochwasser der Donau war auch in Niederösterreich bemerkbar: An der Messstelle in Kienstock (Bezirk Krems) lag der Pegel gegen Mittag bei 6,76 Meter, in Korneuburg bei 5,8 Meter – hoch, aber noch unter Alarmgrenzen.

Es wird wieder sommerlich

Das sollte es mit den Niederschlagmassen durch Italientief "Erwin" gewesen sein. Der Süden kann heute, Mittwoch, etwas Regen abbekommen, aber von Vorarlberg bis Oberösterreich bleibt trocken mit Tageshöchstwerten von 15 bis 21 Grad. Ab Donnerstag beginnt sich die Sonne wieder durchzusetzen, für Freitag und Samstag prognostiziert der Wetterdienst Ubimet Spätsommer mit bis zu 29 Grad.

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