Unwetter: Kärnten rüstet sich für Hochwasser und Sturm

In Sachsenburg (Bezirk Spittal) wurde eine Damm zur Drau erhöht
Schwerpunkt der Niederschläge für Montagnacht erwartet. Sturmwarnungen für Kärnten, Salzburg und Tirol.

Die Niederschlagspause in der Nacht auf Montag war nicht lang, aber sie hat die Hochwassergefahr in Kärnten zumindest etwas entschärft. Zuvor hatte ein Genua-Tief im Süden Österreichs und auch auf der Nordseite der Alpen in Tirol bereits für Überschwemmungen und Hangrutschungen gesorgt. Für die Nacht auf Dienstag rechneten Meteorologen erneut mit großen Regenmengen. Dazu wurden auch noch Sturmwarnungen für Kärnten, Tirol und Salzburg ausgegeben. 

Die Prognosen für die hochwassergefährdete Kärnter Gemeinde Lavamünd haben sich am Montagvormittag ein wenig gebessert. Wie die Verantwortlichen nach einer Sitzung des Krisenstabs zu Mittag erklärten, erwarte man nun „nur“ noch knapp 2000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Damit werde es Überflutungen geben, aber nicht so schlimme wie ursprünglich befürchtet.

Die Einsatzkräfte in den betroffenen Regionen rüsteten sich dennoch für mögliche Krisenszenarien. In Sachsenburg (Bezirk Spittal) wurde der Damm an der Drau am Montag mit Sandsäcken um einen halben Meter erhöht. „Es ist eine Vorsichtsmaßnahme, da der Damm unter Umständen zu niedrig ist. Die Prognosen sind nicht ganz sicher“, erklärt Bürgermeister Wilfried Pichler. Ein solches Hochwasser hat es in der Marktgemeinde seit mehr als 50 Jahren nicht mehr gegeben. Zuletzt in den Jahren 1965 und 1966 damals allerdings gleich dreimal.

 

Unwetter: Vorbereitungen auf mögliche Flut

Außergewöhnliche Lage

Daraufhin wurde jener Damm gebaut, der nun zu niedrig sein könnte. „Die Wetterlage hat sich insgesamt verändert, und jetzt haben wir eine außergewöhnliche Lage“, sagt Pichler. Feuerwehr-Einsatzleiter Herbert Haas ergänzt: „Wenn wir die Dammerhöhung dicht kriegen, haben wir die Sache im Griff.“ Erwartet wird ein 30- bis 100-jährliches Hochwasserereignis.

Auch Viktoria Dunst hat so etwas noch nicht gesehen. „Ich habe noch nie erlebt, dass das Wasser so hoch war, und ich bin seit 42 Jahren in Sachsenburg“, erzählt die Campingplatz-Angestellte. Sie bringt beim direkt an der Drau liegenden Campingplatz noch Inventar in Sicherheit. Der Campingplatz selbst hat seit Ende September geschlossen. In Sachsenburg regnet es bereits seit mehreren Tagen. „Am Feiertag (Freitag, Anm.) war es noch schön, in der Nacht hat es dann angefangen“, sagt Dunst.

Sämtliche möglichen Vorsichtsmaßnahmen seien getroffen worden, sagte Kärntens Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) zur Lage im Bundesland, von Sandsack-Barrikaden in Lavamünd bis zur Absenkung der Draustauseen. „Wir rechnen auch mit Stromausfällen, aber auch hier sind wir vorbereitet“, so Fellner. Christian Stefan von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik meinte, die Regenpause sei vorteilhaft gewesen, die nächste Störung aber bereits im Anzug. Diese bringe auch Gewitter mit sowie erneut ergiebige Regenfälle.

200 Liter Regen

„In den Karnischen Alpen müssen wir daher mit 200 Liter Niederschlag und mehr rechnen.“ Die Niederschläge würden sich auf das Gailtal und das Obere Drautal konzentrieren, im Rest des Landes seien keine großen Wassermengen zu erwarten. Mit einer Entspannung ist laut Stefan am Dienstag zu rechnen. Da sollen die Niederschläge nachlassen, zudem dürfte die Schneefallgrenze deutlich sinken.

Johannes Moser vom hydrographischen Dienst des Landes Kärnten erklärte, durch die eingetretene Regenpause seien die Pegelstände zwischenzeitlich gesunken. An der Möll und der Oberen Drau müsse man mit einem 30-jährlichen Hochwasser rechnen, in Villach werde man wahrscheinlich deutlich darunter liegen. Die Situation an der Gail sei ähnlich, kleinere Überschwemmungen seien dort auf jeden Fall zu erwarten. Für Lavamünd rechnete Moser mit einem Durchfluss-Spitzenwert von knapp unter 2000 Kubikmeter pro Sekunde, die Schwankungsbreite liegt allerdings bei plus minus 200 Kubikmeter.

Angst vor dem Sturm
Fast noch mehr Sorgen als das Wasser bereitete den Verantwortlichen der angekündigte Föhnsturm. So rief der Bezirkshauptmann von Klagenfurt-Land, Johannes Leitner, die Bevölkerung im Rosental dringend auf, von Montagabend an bis mindestens Mitternacht die Häuser nicht zu verlassen und Autofahrten gänzlich zu unterlassen. Im Bezirk Völkermarkt bleiben sämtliche Pflichtschulen am Dienstag geschlossen, auch die Kindergärten sollten nicht geöffnet werden, sagte Bezirkshauptmann Gert Klösch, dies falle allerdings in die Zuständigkeit der Bürgermeister.

Ein Krisenstab tagte am Montagvormittag auch im Bezirk Lienz, der über das Drautal mit Kärnten verbunden ist. Die Straße zwischen den beiden Bundesländern wurde ab 14 Uhr wegen dem drohenden Hochwasser gesperrt. Ab 17 Uhr wird die Zugverbindung zwischen Lienz und Spittal an der Drau eingestellt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Angesichts von Starkregen und Sturmwarnung bekamen die Kinder auch in Osttirol frei.

"Die heutige Nacht verspricht nichts Gutes", sagte Franz Brunner, Bezirksfeuerwehrinspektor von Lienz. "Die Niederschlagsmengen waren bereits enorm. Und nun wird es noch einmal kräftig regnen", erklärt er. Im Lienzer Talboden sei zudem ebenfalls mit Sturm zu rechnen.

In einigen Tälern der Alpen werden in den Nachtstunden Sturmböen von bis zu 130 km/h erwartet. In Salzburg dürften vor allem die Gebirgstäler im Süden zwischen Krimml (Pinzgau) und Hüttschlag (Pongau) betroffen sein. In Kärnten ist das Risiko vor allem im Süden groß. Ganz Osttirol und weite Teile Nordtirols müssen ebenfalls mit Sturm rechnen. Mit Entspannung ist erst am Dienstagnachmittag zu rechnen.

 

Hochwasser in Kärnten und Salzburg

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