Unwetter: Schulen in Osttirol geschlossen, Sturmwarnung für Tirol

Der Wasserpegel des Völkermarkter Stausees wurde gesenkt.
Vorbereitungen auf mögliche Flut in Kärnten. 65 Personen aus dem Ortszentrum von Lavamünd in Sicherheit gebracht.

Wegen des drohenden Hochwassers wird die Drautal-Bundesstraße (B100) im Bezirk Spittal/ Drau ab 14.00 Uhr von Möllbrücke bis zur Osttiroler Grenze für den Durchzugsverkehr gesperrt. Das gab die Polizei am Vormittag bekannt. Ziel- und Quellverkehr bleibt vorerst möglich. Ab 17.00 Uhr wird der Zugsverkehr zwischen Spittal und Lienz eingestellt.

Die Wettersituation hat auch Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Die Bezirkshauptmannschaft Spittal/Drau entschied am Vormittag, dass sämtliche Pflichtschulen im Bezirk Spittal am Dienstag und Mittwoch geschlossen bleiben. Auch die Schulkinder in Ferlach (Bezirk Klagenfurt-Land) haben am (morgigen) Dienstag schulfrei. Ferlach war in der Nacht auf Sonntag von einem schweren Föhnsturm getroffen worden, weitere Stürme sind vorhergesagt.

Aufgrund der erwarteten starken Niederschläge in Osttirol bekommen alle Schüler schulfrei. Dies teilte das Land am Montag in einer Aussendung mit. Somit entfalle der Nachmittagsunterricht am Montag und der gesamte Unterricht am Dienstag. Zudem wurde bereits in den Morgenstunden die Bezirkeinsatzleitung hochgefahren und auch die Blaulichtorganisationen und das Bundesheeren standen in Bereitschaft.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab außerdem eine Sturmwarnung für Tirol aus. Es sei mit Böen von bis zu 130 km/h zu rechnen. Eine rote Warnstufe wurde für inneralpine Talorte Nordtirols und den gesamten Osttiroler Raum ausgegeben. Eine orange Windwarnung gelte für klassische Föhnorte sowie für die Föhnschneisen Nordtirols, besonders im Wipptal und im Oberinntal.

Der Landesforstdienst warnte deshalb vor dem Betreten von Wäldern und riet auch vor dem Befahren von Wäldern ab. Es bestehe Gefahr durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume. Die stärksten Böen werden zwischen Montagabend, 18.00 Uhr, und Dienstagnacht, 2.00 Uhr, erwartet. Alle nötigen Maßnahmen zur Reduktion der Sturmschäden und ihrer Auswirkungen seien vorbereitet, hieß es.

Salzburg

In der Nacht auf Dienstag soll ein orkanartiger Föhnsturm auch Salzburg erreichen. Laut Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sind dabei Windböen von bis zu 130 km/h möglich. Der Höhepunkt des Sturms wird zwischen 20.00 Uhr und 6.00 Uhr erwartet. Betroffen dürften vor allem die Gebirgstäler im Süden des Bundeslandes zwischen Krimml (Pinzgau) und Hüttschlag (Pongau) sein.

Wie das Landesmedienzentrum am Montag mitteilte, ist erst in den Morgenstunden des Dienstags mit einer Entspannung der Situation zu rechnen. Der Katastrophenschutz empfahl Bewohnern in den betroffenen Gebieten heute, etwa lose Gegenstände wegzuräumen oder zu befestigen, Fahrzeuge nach Möglichkeit in die Garagen zu stellen und sich nicht im Freien aufzuhalten - auch nicht für Reparaturen oder die Beseitigung von Sturmschäden.

Während der Niederschlag in den vergangenen Tagen kein großes Problem im Bundesland darstellte, werden für die Abendstunden vor allem im Lungau und im Oberpinzgau heftige Regenfälle und damit Pegelstände über der Warngrenze erwartet. Aus derzeitiger Sicht sei aber mit keiner akuten Gefährdung zu rechnen.

Lavamünd

Die Prognosen für die hochwassergefährdete Gemeinde Lavamünd haben sich am Montagvormittag ein wenig gebessert. Wie die Verantwortlichen nach einer Sitzung des Krisenstabs zu Mittag erklärten, erwarte man nun "nur" noch knapp 2.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Damit werde es Überflutungen geben, aber nicht so schlimme wie ursprünglich befürchtet.

Sonntagnachmittag fahren Stapler mit Sandsäcken am Marktplatz von Lavamünd. Die Kärntner Gemeinde bereitet sich wegen anhaltender Regenfälle auf ein drohendes Hochwasser vor. „Wir haben viele Hauseingänge mit Sandsäcken abgedichtet, eine Tischlerei sowie eine Kfz-Werkstatt haben wir geräumt“, sagt Feuerwehrkommandant Hannes Kienberger. Das Inventar eines Kaufhauses wird gerade von den Feuerwehrleuten in Sicherheit gebracht.

Die Einsatzkräfte rechnen nach Wetterprognosen mit der Überflutung am Montag, ein 30- bis 100-jährliches Hochwasserereignis wird befürchtet. Ein Bezirkskrisenstab der Feuerwehr wurde eingerichtet, die Stimmung ist in der Kärntner Gemeinde sehr angespannt. „Viele haben noch immer nicht alles von der Hochwasserkatastrophe 2012 aufgearbeitet“, sagt Kienberger.

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Lavamünd wurde im Jahr 2012 überflutet

Am 5. November 2012 stand der Marktplatz zwei Meter unter Wasser. „Morgen werden wir wieder 65 Personen evakuieren. Es sind dieselben, die 2012 schon ihre Häuser verlassen mussten.“ Die Flut richtete damals rund 6,5 Millionen Euro Schaden an. Es gab Schuldzuweisungen, dass der Verbund zu langsam reagiert habe, um die Schleusen der Wasserkraftwerke zu öffnen. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt (StA) ermittelte wegen „Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung“. Erst im Mai 2018 wurde das Verfahren durch einen Vergleich eingestellt.

Bereits Samstagabend hat der Verbund die Wasserpegel in den Stauseebecken in Edling, Ferlach und im Bereich der Annabrücke auf Niedrigststand gesenkt. Sprecher Robert Zechner: „Besonders niedrig ist der Pegelstand in Edling, um die Überflutung von Lavamünd so gering wie möglich zu halten.“

Alarmbereitschaft wegen Hochwasserwarnung

„Unklar ist aber, wie viel wir mit den Maßnahmen auffangen werden können“, sagt SP-Landesrat Daniel Fellner bei einer Krisensitzung am Sonntag. Die ZAMG teilte mit, dass bis 9 Uhr die Spitze der Niederschläge mit rund 190 Millimeter bei der Wetterstation Kötschach-Mauthen, Bezirk Hermagor, gemessen wurde. Hier habe es in 24 Stunden so viel geregnet, wie sonst im ganzen Oktober.

Auch in Salzburg haben große Regenmengen zu hohen Pegelständen geführt.

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Sturmschäden

Im Raum Ferlach, Kärnten, standen am Sonntag bereits 19 Feuerwehren im Einsatz. Ein Sturm mit Spitzen von bis zu 130 Stundenkilometern hatte dort mehrere Häuser abgedeckt. Rund 1400 Haushalte waren ohne Strom. Die Aufräumarbeiten dauerten den ganzen Sonntag an.

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KÄRNTEN: HOCHWASSER - KRISENSTÄBE GEWAPPNET FÜR WASSERMASSEN

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KÄRNTEN: SCHÄDEN NACH STURMBÖEN

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KÄRNTEN: SCHÄDEN NACH STURMBÖEN

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In Lavamünd sind die Einsatzkräfte weiter in Bereitschaft. Kienberger und seine Kameraden sind, so gut es geht, vorbereitet. Der Spatenstich für das geplante Hochwasserschutzprojekt in der Gemeinde war vor drei Wochen. „Es hätte demnächst die Bauarbeiten begonnen, das Wetter zeigt was anderes“, sagt Kienberger: „Wir können nur hoffen. Wenn nichts kommt, war es eine riesen große Übung.“

Auch Slowenien wappnet sich

Sechs Jahre nach einem verheerenden Hochwasser bereitet sich Slowenien auf mögliche Überschwemmungen entlang der Drau vor. "Angesichts der starken Niederschläge in Kärnten und Warnungen von österreichischen Behörden wird in der Nacht auf Dienstag mit einem starkem Anstieg der Durchflussmengen gerechnet", sagte Janez Polajnar von der slowenischen Umweltbehörde ARSO am Montag vor Journalisten.

Nach den jüngsten Berichten aus Österreich werde in der Nacht auf Dienstag an der slowenischen Grenze mit Durchflussmengen von 1.700 Kubikmeter pro Sekunde gerechnet, erläuterte Polajnar. Noch besorgniserregender sind die Prognosen für Dienstagnachmittag: Dann wird in Dravograd ein Durchfluss von 1.900 bis 2.100 Kubikmeter erwartet.

"Das sind große Wassermengen", sagte Polajnar. Nach slowenischen Messungen wäre das die zweithöchste Durchflussmenge in den vergangenen 90 Jahren. "Wenn es dazu kommt, könnten nach jetzigen Einschätzungen etwa 107 Objekte rund um Maribor und Ptuj gefährdet sein", sagte er.

Der Katastrophenschutz in den betroffenen Gemeinden wappnet sich laut Medienberichten bereits für Überflutungen. In Maribor warnten die Behörden vor einem hohen Pegelstand der Drau, Sorgen bereitete der Staudamm in Melje, einem Stadtteil von Maribor, berichtete die Nachrichtenagentur STA. Im unteren Flusslauf der Drau, flussabwärts vom Staudamm in Markovci bei Ptuj, rechnete die Umweltbehörde mit Überschwemmungen bereits am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag.

Auch in den Gemeinden Dravograd und Vuzenica, wo die Drau von Österreich nach Slowenien fließt, ist der Katastrophenschutz in Bereitschaft, Sandsäcke werden bereitgestellt. "Wir sind vorbereitet. Ich hoffe aber, dass sich das Szenario aus 2012 nicht wiederholt", sagte der Leiter des regionalen Katastrophenschutzbehörde, Alan Matijevic, zur STA. Bei den Überschwemmungen vor sechs Jahren waren die beiden Gemeinden stark betroffen.

Laut Daten der Umweltbehörde lag der Durchfluss der Drau an der Grenze zu Österreich am Montagvormittag bei 1.100 Kubikmeter pro Sekunde, im Lauf des Tages sollte er laut Prognosen auf rund 1.350 Kubikmeter steigen.

 

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