Hitlerhaus in Braunau wird ein teures Erbe für die Republik

Nur kurz hat Adolf Hitler in jenem Haus in Braunau am Inn in Oberösterreich gelebt, in dem er am 20. April 1889 als Sohn von Klara und Alois Hitler geboren wurde. Schon im Juni dieses Jahres zogen sie in Braunau um, bald darauf nochmals. Als Adolf drei Jahre alt war, landete die Familie in Passau.
Braunau, die Geburtsstadt des Massenmörders und Diktators Adolf Hitler, gelegen an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland, findet sich „als glückliche Bestimmung“ in seinem Buch „Mein Kampf“.
Seit Jahren ist das Hitlerhaus immer wieder Thema in der öffentlichen Diskussion. Welcher Umgang damit ist gerechtfertigt? Sollte es ein Ort des Erinnerns werden, oder soll es eben neutralisiert, also nichts mehr daran erinnern, dass Adolf Hitler in diesem Haus zur Welt gekommen ist?
Die von Hitler in seinem Buch angeführte „Bestimmung“ des Hauses soll „neutralisiert“ werden, was immer wieder zu Kritik geführt hat und als Rückschritt in der Erinnerungskultur angesehen wird. Aber was heißt „neutralisieren“?
Das Innenministerium bezieht sich diesbezüglich auf die „Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers“, die nach langer Debatte empfohlen hat, das Gebäude „einer sozialkaritativen oder behördlich-administrativen Nutzung zuzuführen und durch tiefgreifende architektonische Umgestaltung den Wiedererkennungswert zu entziehen“.
Damit soll verhindert werden, dass das Haus zu einer Pilgerstätte von Neonazis wird. Eigentümerin ist die Republik Österreich, die früheren Eigentümer wurden enteignet und entschädigt.
Nach dem Umbau durch „Marte.Marte Architekten“ aus Vorarlberg wird das Haus Bezirkspolizeikommando und Polizeiinspektion beherbergen und ist als Krisenkoordinationszentrum für den Zivilschutzbereich vorgesehen.
Drei Jahre Verzögerung
Ursprünglich war mit fünf Millionen Euro für den Umbau gerechnet worden. Doch die Kosten explodieren, bestätigt das Innenministerium: „Nach derzeitiger Grobkostenschätzung betragen die Baukosten rund 20 Millionen Euro.“ Auch der Zeitplan ist nicht zu halten – schon heuer hätten die Polizisten einziehen sollen.
Jetzt ist der Plan, bis Mitte dieses Jahres die Behördenverfahren abzuschließen und im Sommer die nötigen archäologischen Arbeiten durchzuführen.
Im dritten Quartal soll Baubeginn sein. Mit Jänner 2026 sollen die Polizistinnen und Polizisten das – dann nicht mehr als solches erkennbare – Hitlerhaus beziehen.
Sensibilisierungskurse geplant
Für die Beamten, die in den Dienststellen dieses Hauses eingesetzt werden, wird es verpflichtende Sensibilisierungskurse geben. An die historische Belastung wird nichts mehr erinnern. „Eine Sichtbarmachung würde dem Gesetz widersprechen“, betont man im Innenministerium.
Bauelemente wie der Schriftzug an der Fassade, der auf die Umgestaltung des Hauses durch die NSDAP zurückgeht, werden dem „Haus der Geschichte“ angeboten und dort archiviert.
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