Ukrainerinnen in Österreich: Ein „Musterbeispiel für Integration“
Nur 13 Prozent der Ukrainerinnen planen, in ihre Heimat zurückzukehren. Eine Studie attestiert ihnen Leistungsbereitschaft und ein hohes Bildungsniveau.
Wie schnell lernen Zuwanderer Deutsch, wie viel leisten sie, wie gut integrieren sie sich? Das Thema Einwanderung ist in Österreich heikles Terrain – und nicht oft werden Studienergebnisse dazu mit so freudigem Elan präsentiert: Von einem „Musterbeispiel für Integration“, ja gar von einer „Turbo-Integrationsmöglichkeit“ spricht etwa Sozial- und ArbeitsrechtsexperteWolfgang Mazal.
Die Rede ist von Ukrainerinnen: Für die Studie „Ukraine-Vertriebene in Österreich ein Jahr nach Kriegsbeginn“ des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wurden 1.008 Frauen von 18 bis 55 Jahren interviewt.
Bildungsniveau wie Arbeitsbereitschaft sind demnach sehr hoch, auch Deutschlernen hat einen zentralen Stellenwert. Ein großer Teil der Frauen wird außerdem in Österreich bleiben: Bereits 2022 gab es eine Erhebung zur Lebenssituation von Ukrainerinnen hierzulande, damals planten 30 Prozent eine Rückkehr in die Heimat. Laut der aktuellen Erhebung tun dies nur jetzt noch 13 Prozent.
73 Prozent haben einen Hochschulabschluss
„Ukrainerinnen, die nach Österreich gekommen sind, sind großteils hoch gebildet“, erklärt Sonja Dörfler, Projektleiterin der Studie. Weniger Gebildete seien eher nahe der Heimat, etwa in Polen, geblieben. Von den befragten Frauen können 73 Prozent einen Hochschulabschluss vorweisen, weitere zehn Prozent haben eine Hochschulbildung, diese aber (noch) nicht abgeschlossen.
„Auch die Erwerbsbereitschaft ist hoch. Viele haben in Österreich bereits in klassischen Einstiegsberufen in Reinigung oder Gastro gearbeitet“, sagt Dörfler. Jobs, für die die Frauen freilich oft überqualifiziert seien.
Anerkennung von Qualifikationen fehlt noch
Laut Studie möchten viele Ukrainerinnen vor allem im Büro, im Sozial- und Verwaltungsbereich, aber auch im Bildungs- oder Gesundheitswesen arbeiten. Teils fehle aber noch die Anerkennung von Qualifikationen, teils brauche es auch noch bessere Sprachkenntnisse. 36 Prozent verstehen laut Studie zwar schon gut Deutsch, 45 Prozent zumindest teilweise – zum Sprechen brauche es aber noch Übung. Jedenfalls sagte Integrationsministerin Susanne Raab bereits Unterstützung zu: Man wolle mit der leichteren Anerkennung von Qualifikationen, Fachsprachenkursen und Karriereplattformen helfen.
"Sie wollen hier etwas leisten"
In der täglichen Arbeit im Integrationsfonds erlebe man, wie ehrgeizig die Frauen seien, bestätigt ÖIF-Mitarbeitern Barbara Stewart: „Sie erzählen, dass sie ein Leben mit Job, Haus und Hund hatten, und dass sie auch hier etwas leisten wollen. Auch bei Deutschkursen schneiden sie sehr gut ab.“
Da viele Ukrainerinnen bleiben werden, appelliert Mazal, sie ins Sozialhilfe- und AMS-System zu integrieren: So wären sie über das AMS vermittelbar und sozial besser abgesichert. Derzeit erhalten Ukrainerinnen eine Grundversorgung, die je nach individueller Situation etwas mehr als 300 Euro beträgt. Im Sozialhilfesystem wären es um die 900 Euro.
„Man muss nur aufpassen, dass die Frauen nicht in eine Lücke zwischen Grundversorgung und Sozialhilfe fallen und monatelang kein Geld erhalten“, betont Mazal. Entsprechende Übergangsregelungen seien aus seiner Sicht aber möglich, auch für Bosnier habe es schon Ähnliches gegeben. Nun sei jedenfalls die Politik am Zug.
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