U-Häftling twittert aus der Justizanstalt

Justizanstalt Josefstadt
Handys sind hinter Gittern verboten – es gibt sie trotzdem. Ein Insasse teilt seinen Gefängnisalltag mit Interessierten.

Er selbst nennt sich „Inside JA Josefstadt“, ist laut eigenen Angaben seit Monaten in Untersuchungshaft, wobei er betont: „Keine Gewalt, keine Drogen“. Und er twittert einen „Einblick in die Welt der Gefangenen“. Das Interesse daran ist groß: Nach zwei Tagen folgen ihm mehr als 2.700 Personen.

Montagfrüh bekam „Inside JA Josefstadt“ auch Aufmerksamkeit von der Leitung der Justizanstalt. „Wir sind gerade beim Erheben und haben schon ein paar Hinweise“, bestätigte Leiterin Krista Schipper.

Kein Einzelfall

Denn: Handys sind hinter Gefängnismauern nicht erlaubt. Was nicht heißt, dass es sie nicht gibt. Laut Justizministerium wurden allein von Jänner 2020 bis vergangenen April 1.450 Mobiltelefone in den heimischen Justizanstalten sichergestellt. Darunter sind allerdings auch Handys, die über die Mauern geschmissen wurden und bei Kontrollen in Spazier- und Wirtschafthöfen entdeckt wurden. Die meisten Handys wurden in Graz-Karlau gefunden (300), gefolgt von Hirtenberg (219) und Innsbruck (207). Auch in der Josefstadt tauchen immer wieder Handys auf. „Totale Abschließung gibt es nicht. Während der Pandemie waren die Zahlen der Aufgriffe rückläufig, jetzt wird es wieder mehr“, sagt Schipper.

Auch der Besitzer des Twitter-Accounts ist sich bewusst, dass er mit dem Feuer spielt: „Ich werde hier in Zukunft direkt aus dem Gefängnisalltag berichten. Über Gutes wie über Schlechtes. Handys nicht erlaubt. Deswegen Vorsicht geboten. Keine Abrechnung. Nur Fakten.“ Fragen zu seiner Person beantwortet er nur eingeschränkt. Sehr wohl aber gibt er Auskunft über den Gefängnisalltag.

Erste Kontrolle um 6 Uhr

Die Nachtruhe beginnt ab 15 Uhr. Die erste Kontrolle in der Früh findet um 6 Uhr statt. Ja, es gebe Raufereien. Aber es sei nicht schwierig, sich rauszuhalten.

Übergriffe in der Dusche (zweimal die Woche im Hochsommer ist Duschen erlaubt) habe er keine erlebt. Hingegen sei es keine gute Idee, hinter Gefängnismauern Schulden zu machen „Eine ausgeborgte Zigarette kann schon kritisch sein.“ Warum er aus der Justizanstalt twittert? „Es ist langweilig.“

Und: „Solang ich halt nicht erwischt werde, es ist natürlich nur eine Frage der Zeit. Das weiß ich natürlich. Aber was solls? Wollns mich einsperren? Die Strafe nehm ich hin …“

Ob der Mann wirklich im Gefängnis sitzt, ist ungewiss. Am Montagabend verabschiedete er sich jedenfalls für einige Tage von Twitter. Grund: Zu viele Journalistenanfragen. Er wolle aber wiederkommen.

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