Tiroler Provinzposse um pastellige Busfarben

Das Gelb der VVT-Busse (links) soll einem neuen Farbmix weichen.
Der Öffi-Verkehr soll ein neues Design bekommen. Gegen den in einem Wettbewerb gekürten Farbmix gibt es fragwürdige Widerstände. Landesrat hält am Ergebnis fest.

Die Tiroler Wirtschaftskammer hat eine Debatte neu angezündet, die bereits vor den Landtagswahlen einmal aufgeflammt war. In einer Umfrage hätten 13 der größten Busunternehmen als Vertragspartner des Verkehrsverbund Tirol (VVT) das von diesem vorgegebene neue Design abgelehnt, berichtet die Tiroler Tageszeitung.

Das bislang bei den Bussen im Öffi-Verkehr dominierende Gelb soll Zweifarbigkeit weichen, die sich aus einer Palette von fünf Tönen speist. Die Wirtschaftskammer wirft sich mit ihrem Protest zu allererst für die Fachgruppe der Autobus-, Luft- und Schifffahrtunternehmen in die Bresche.

Jene für Werbung und Marktkommunikation hat man dabei offenbar nicht mitgedacht. Den deren Obmann, Tom Jank, zeigt sich in einer Stellungnahme mit dem Designforum Tirol (WEI SRAUM) fassungslos über die Debatte. Darin wird daran erinnert, dass das Konzept für das neue Fahrzeugdesign in einem Gestaltungswettbewerb durch eine Fachjury gekürt wurde.

Geschmäcklerisch

Nun sei aber zu beobachten, „dass ein professioneller Designprozess zu einer in hohem Maße subjektiven Geschmacksdiskussion unter dem Motto ’gefällt mir/gefällt mir nicht’ herabgewürdigt wird“, heißt es. Die Vertreter der Kreativschaffenden mahnen deshalb „eine niveauvolle, sachliche, nicht am populistischen Mehrwert orientierte Diskussion“ ein.

Tiroler Provinzposse um pastellige Busfarben

Der Designentwurf sieht zweifarbige Busse in pastelligen Tönen vor

Davon kann vorerst aber keine Rede sein. Die Gegner des neuen Außenauftritts argumentieren mit angeblichen Mehrkosten von zwei Millionen Euro. Aber SPÖ-Verkehrslandesrat René Zumtobel betonte am Mittwoch auf Nachfrage erneut, dass es hier um keine kostspielige Umfärbeaktion geht: „Es kostet nicht mehr. Denn das sind neue Busse.“

Tatsächlich soll im Zuge von notwendigen Bus-Neubeschaffungen im großen Stil – nicht zuletzt durch die zwingende Umstellung des öffentlichen Verkehrs bis 2035 auf emissionsfreie Antriebe – der Außenauftritt der VVT schrittweise erneuert werden. „Daran wird festgehalten“, erklärt Zumtobel die Provinzposse nun für beendet.

Das neue Design soll auch für eine Vereinheitlichung des Außenauftritts sorgen. Denn Gelb ist zwar die dominierende Farbe, aber daneben gibt es derzeit einen kunterbunten Mix an Busgestaltungen im VVT-Verbund. Und das Festkleben daran dürfte beim Widerstand im Hintergrund die Hauptantriebsfeder sein.

Eigene Lieblingsfarben

Einer Vereinheitlichung würde nämlich auch Markenauftritte einiger privater Öffi-Auftragnehmer des Landes zum Opfer fallen, die gleichzeitig auch noch kostenlose Werbung für einzelne Tourmusregionen sind. So ist etwa im Ötztal und von dort bis nach Innsbruck etwa der silber-blaue „Ötztaler“ unterwegs. Noch zumindest.

Tiroler Provinzposse um pastellige Busfarben

Das neue Farbkonzept soll auch bei Leihrädern oder auch Sammeltaxis zur Anwendung kommen

Zumtobel bekennt: "Ich bin ein Freund von bunten Farben." Auch er erinnert daran, dass ein internationaler Wettbewerb stattgefunden hat. Die Ergebnisse seien von allen Gremien abgesegnet worden. Und zudem meint der Landesrat auch: "Es ist schön, wenn wir in Tirol mal einen Wettbewerb umsetzen."

Unrühmliche Wettbewerbskultur

In dieser Beziehung hat sich Tirol in den vergangenen Jahren wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Der ursprüngliche Siegerentwurf für den Neubau des MCI in Innsbruck etwa wurde vom Land 2018 eingestampft. Dem nach Neuausschreibung gekürten Projekt droht aktuell gerade aufgrund von Kostendruck die Verstümmelung.

Und dann wäre da nicht zuletzt das Landhaus selbst. Um daran zu erinnern, dass es in der NS-Zeit als Gauhaus errichtet wurde, hatte das Land einen Wettbewerb für eine künstlerische Intervention ausgelobt. Auf dem ersten Platz landete das Projekt von Franz Wassermann, das einen Schriftzug auf der Landhausfassade vorsah.

"Wir haften für unsere Geschichte" hätte demnach dort künftig stehen sollen. Aber das wollte das Land nicht umsetzen. Landeshauptmann Anton Mattle befand nun, dass es der Wettbewerb war, der "gescheitert" ist.

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