MCI-Neubau reißt tiefe Gräben zwischen Hochschule und Land Tirol
Die Geschichte „Neubau Management Center Innsbruck (MCI)“ ist geprägt von jahrelangen Verzögerungen – inklusive einem Neustart bei null samt Neuausschreibung im Jahr 2018 – und Debatten über explodierende Kosten.
Die Vertreter der privaten Hochschule übten sich bei der Kommentierung der Pannen stets in nobler Zurückhaltung. Wer verprellt schon gerne seinen Geldgeber – in diesem Fall das Land Tirol?
Mit der Zurückhaltung ist es seit dieser Woche vorbei. Da zitierte der ORF Tirol aus einem internen eMail des Hochbauamts, in welchem dem MCI vorgeworfen wird, dass es vor allem dessen „Wünsche und Anregungen“ sind, die dazu führen, dass das Projekt nicht im vorgegebenen Kostenrahmen realisiert werden könne.
Erbitterter Streit
Am Mittwoch reagierte das MCI-Führungsteam, wie berichtet, scharf: „Die in den Raum gestellten Unterstellungen entbehren jeder Grundlage und sind völlig haltlos.“ Hinter den Kulissen geht es schon seit Wochen heiß her. Das zeigt ein Mailverkehr, der dem KURIER vorliegt. In diesem eingebettet sind auch die Vorwürfe des Hochbauamts.
Seinen Ausgang nimmt der Schlagabtausch Ende Jänner. Da will der Prokurist der Hochschule wissen, ob er sich bei einer tags zuvor erfolgten Präsentation verschaut hat oder das geplante Gebäude tatsächlich „nicht mehr mit fünf, sondern nur mehr mit vier Obergeschoßen“ dargestellt wurde.
Nachdem eine Antwort ausbleibt, stößt der MCI-Rektor nach und bekommt dann vom Leiter der Abteilung Hochbau die angeblichen „Wünsche und Anregungen“ um die Ohren gehauen. Der Beamte teilt später auch noch mit, dass das Projekt zum Jahreswechsel rund 30 Millionen Euro über dem „zwingend vorgegebenen Kostenrahmen“ lag.
135 Millionen Euro hatte das Land bis vor Kurzem stets als „Oberkante“ kommuniziert. Wie inzwischen bekannt, waren mit einem beauftragten Totalunternehmer in Wahrheit auf Basis einer Kalkulation aus dem Jahr 2019 aber 116,4 Millionen Euro als Zielkosten vorgegeben worden – zuzüglich dem tatsächlichem Baukostenindex.
Der liegt jedoch längst über dem angenommenen Wert, der zur Kostenschätzung von 135 Millionen Euro geführt hatte.
In seinen Schreiben zu den Vorwürfen will das MCI unter anderem wissen, was denn der Nutzer dafür könne, „wenn sich diese Annahmen im Nachhinein als völlig unterschätzt herausstellen.“ Oder wenn zur Erreichung der Funktionstüchtigkeit der Fassade „angeblich zusätzlich (!) 9,7 Millionen Euro notwendig sind“.
Mehrfach wird moniert, dass das MCI selbst nicht ausreichend in die Planungen einbezogen wurde, die noch dazu auf falschen Annahmen beruht hätten. So seien etwa Kubaturen falsch berechnet worden, weil technische Erfordernisse nicht ausreichend berücksichtigt worden sein sollen – etwa Raumhöhen zu gering bemessen wurden, um Haustechnik unterzubringen oder die Erfordernisse von Laborräumen zu erfüllen.
Nur ein Anbieter
Auch dem vom Land gewählten Modell eines Totalunternehmers kann das MCI wenig abgewinnen. Das habe dazu geführt, dass sich das Land nur noch „einem einzigen Anbieter gegenübersieht“. Geht es nach dem zuständigen SPÖ-Landesrat Georg Dornauer, soll Ende des Jahres der Spatenstich für das MCI neu erfolgen. Bis dahin gilt es offenkundig noch viele offene Fragen zu klären.
Kommentare