Wie sich die Politik in „Kostenexplosionen“ quatscht

Der Entwurf des renommierten Architekturbüros Henning Larsen war bereits der zweite, nun ebenfalls gescheiterte, Anlauf für den Neubau der privaten Hochschule
„Billiger wird es nicht“, hatte der für Hochbau zuständige SPÖ-Landesrat Georg Dornauer vergangene Woche im Landtag vorweg gesagt, ehe er der Opposition 23 dringliche Fragen zum Neubau des Management Center Innsbruck (MCI) beantwortete.
Damit, dass es billiger wird, rechnet aber ohnehin keiner mehr – im Gegenteil, sind doch die Baukosten in den vergangenen beiden Jahren durch die Decke gegangen. Dornauer hat das Projekt von Johannes Tratter (ÖVP) geerbt, der bis zu den Landtagswahlen im Herbst Hochbau-Landesrat war.
Und von ihm hat der SPÖ-LH-Stellvertreter auch den Kostenrahmen von 135 Millionen Euro geerbt, den Tratter im Gespräch mit dem KURIER Ende 2021 noch „die totale Oberkante“ genannt hatte. Im vergangenen Herbst versicherte er erneut, „dass der vorgegebene Kostendeckel eingehalten wird“.
Eine Garantie, die Dornauer erst vor Kurzem erneuerte, dann aber im Landtag einschränkte, dass der „indexierte Kostenrahmen“ eingehalten wird. Und zwar ausgehend von einer Kostenschätzung vom Juni 2019, die sich auf 116,4 Millionen Euro belief.
Tatsächliche Vorgabe
Dieser Betrag waren auch die Zielkosten, die dem beauftragten Totalunternehmer für die Planung mit auf den Weg gegeben wurden.
Und zwar „zusätzlich dem tatsächlichen Baukostenindex“, wie Rechtsanwalt Herbert Schöpf erklärt, der das sogenannte Dialogverfahren für das Land Tirol begleitet, mit dem der MCI-Bau umgesetzt werden soll.
Und die Bau-ARGE Porr/Ortner sei laut jüngsten Rückmeldungen nach wie vor noch in diesem Rahmen unterwegs. Nur dass sich der Baukostenindex massiv über dem bewegt, was 2019 noch angenommen wurde. Damals wurden besagte 116,4 Millionen Euro mit einem Index von vier Prozent auf die inzwischen berühmten 135 Millionen Euro hochgerechnet – auf die vorgesehenen vier Jahre für Planung und Bau der Hochschule.
Ohne Not hat Tratter also offenbar stets 135 Millionen Euro als „Oberkante“ verlautbart – statt die Zielkosten von 116,4 Millionen Euro plus tatsächlichem Baukostenindex zu nennen. Ansonsten wäre klar gewesen, wohin die Reise geht, nachdem die Teuerung in der Bauwirtschaft im Zuge von Coronakrise und Ukraine-Krieg zu galoppieren begann.
Der ÖVP-Politiker hat damit einen Fehler begangen, den bereits seine Vorgängerin und Parteifreundin Patrizia Zoller-Frischauf beim ersten Anlauf, das MCI zu bauen, begangen hatte. 2016 hatte sie erklärt, dass das Land mit 80 Millionen Euro auskommen wird. Nur dass diese Zahl damals schon nicht mehr stimmte, weil nicht wertangepasst bzw. ohne Rücksichtnahme auf Kostentoleranzen.
Immer wieder
Und so quatschen sich Politiker bei Projekten der öffentlichen Hand immer wieder in „Kostenexplosionen“, weil sie es beim Kommunizieren von Zahlen nicht so genau nehmen. Denn wer eine „Oberkante“ nennt, wird daran gemessen.
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