Die anfallenden Kosten werden laut Bürgermeister Klaus Luger übernommen. Die Anrainer wissen davon nur über die Medien. „Die Infos werden ausgeschickt, sobald alle Einzelheiten der Umbenennung geklärt sind. Dann werden wir auch erheben wie viel Personen genau betroffen sind und wie hoch die Kosten sind“, erklärt Christian Füricht von der Linzer Straßenverwaltung.
277 Personen betroffen
„Nach heutigem Stand wären es 277 Personen, die in den betroffenen Straßen gemeldet sind“, weiß jedenfalls Thomas Standfest von der Stadtforschung Linz. Hinzu kommen 12 Betriebe. Für Privatpersonen muss nur die Meldebestätigung geändert werden, doch vor allem der bürokratische Aufwand beschäftigt die Anrainer.
Meinungen sind gespalten
„Ich finde es gut, dass sich die Stadt mit dem Thema auseinandersetzt. Es ist aber ein enormer Zeitaufwand. Visitenkarten, Homepages und Firmenadressen – alles muss geändert werden“, sagt Christoph Raml. Er betreibt mit seiner Lebensgefährtin insgesamt sechs verschiedene Firmen am Reslweg.
Doch nicht alle finden die Straßenumbenennungen sinnvoll. Anrainer am Porscheweg finden es „schwachsinnig“, man solle sich um wichtigere Dinge kümmern. „Wenn die Diskussion nicht stattfinden würde, wüssten die jungen Leute gar nicht, was Ferdinand Porsche vor 75 Jahren gemacht hat“, sagt ein pensionierter Anrainer, der anonym bleiben möchte.
Auch Josef aus der Pfitznerstraße findet die Maßnahmen übertrieben. „Vergangenheitsbewältigung kann die Stadt Linz einfach nicht. Die sollen einfach eine Zusatztafel anbringen, wie es auch in anderen Städten bereits gemacht wurde. Das wäre viel billiger, ganz abgesehen vom Zeitaufwand.“
Und Hermann – auch er will seinen Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen – ist zwiegespalten. „Einerseits verstehe ich die Umbenennung, andererseits wird es ein riesiger Aufwand für uns.“ Er ist einer der Bewohner der drei Mehrparteienhäuser in der Gföllnerstraße.
Gleißner ebenfalls durchleuchtet
Ende Jänner wurde Heinrich Gleißner anlässlich seines 130. Geburtstag mit einer Kranzniederlegung und einer Feier im Landhaus Linz gewürdigt. Er wurde am 26. Oktober 1945 der erste Landeshauptmann Oberösterreichs nach Wiederherstellung der Republik für die ÖVP. Nach ihm ist die Heinrich-Gleißner-Promenade benannt. Sie verläuft in Urfahr von der Nibelungenbrücke bis zur Eisenbahnbrücke.
Gleißner hatte eine wesentliche Rolle im Wiederaufbau von Oberösterreich und schuf die Basis für eine politische Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Gleißner zweimal in Konzentrationslagern inhaftiert und musste von 1939 bis 1945 in Berlin zwangsarbeiten.
Dunkle Flecken in der Biografie
Gleißner spielte im Austrofaschismus eine Rolle. Als Kriegskamerad im Ersten Weltkrieg und politischer Wegbegleiter von Engelbert Dollfuß baute er die Vaterländische Front in Oberösterreich auf und „arbeitete offensiv an der Beseitigung der demokratischen Kräfte innerhalb der Christlich Sozialen“, wie es im Straßennamenbericht heißt.
Durch die "antidemokratische Einstellung" von Gleißner wurde dieser in die Kategorie 2 des Berichts der Straßennamenkommission eingestuft und zählt zu den 64 Personen mit problematischer Biografie.
Erste Schritte auch in Wels und Steyr
Nicht nur in der Landeshauptstadt wird über Straßennamen diskutiert. In Wels wird nach einer ersten Sitzung Ende Jänner, Mitte Februar eine weitere Sitzung stattfinden, um endgultig einen Beschluss über die Umbenennung der Straßennamen zu fassen.
In Steyr wurde bereits am 26. Jänner im Kulturausschuss über problematische Straßennamen gesprochen. „Wir haben viel Expertise in der Region auf die wir zurückgreifen werden, wie vom Mauthausen-Komitee Steyr“, so Iris Stadik, aus dem Bürgermeisterbüro Steyr.
Laut Katrin Auer (SPÖ), Stadträtin der Stadt Wels, haben bereits erst zwei Parteien, nämlich die SPÖ und die Grünen, Vorschläge für neue Straßennamen in der letzten Sitzung miteingebracht. Bei der nächsten Sitzung werden auch Vorschläge der anderen Parteien erwartet. Da diese jedoch erst im Mai stattfindet wird, ist sich die Stadträtin sicher: "Ich werde dranbleiben, um früher schon etwas umsetzen zu können." Die Diskussion rund um die Straßennamen ist mittlerweile auch fixer Bestandteil des Tagesausschusses.
Eine grobe Einschätzung des Stadtarchives hat bereits stattgefunden. Nun werden auch noch Experten für eine externe Expertise hinzugezogen.
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