Tiere mit Krankenschwesternblick

Bettina Balàka mit Monti im Wasserpark
Menschen, die ihr Leben mit Tieren teilen, erzählen, warum ein Leben ohne Tiere möglich, aber sinnlos ist

„Monti ist das Ende einer langen Kette von Versuchen. Meine Tochter wollte einen Hund. Wir haben versucht, sie mit anderen Tieren abzuspeisen. Zuerst Landeinsiedlerkrebse, gefolgt von einer Schildkröte und später einer Katze. Alles, um den Hund zu verhindern. Die Katze war dann einsam, es musste eine zweite her. Und am Ende wollte meine Tochter immer noch einen Hund.“ 

Von durchtriebener Heiterkeit

Bettina Balàka ist Schriftstellerin, was man merkt, wenn sie druckreif und zugleich leidenschaftlich über ihren Hund Monti spricht. Dem sie einen Roman gewidmet hat, „Unter Menschen“ heißt er und ein Kritiker schrieb, er sei „von wunderbar durchtriebener Heiterkeit“. Eine Beschreibung, die perfekt zu Monti passt. Heiter und quirlig ist der elf Jahre alte Terrier-Dackel-Mischling, dem man sein Alter nicht ansieht. Kaum graue Strähnen im Kinnbärtchen. Ein „sehr selbstständiger Hund“ sei er, zudem „leidenschaftlicher Jäger“, erklärt das Frauchen.

Die üblichen Meerschweinchen

Balàkas eigene Tiergeschichte begann in der Kindheit mit „den üblichen Meerschweinchen. Ich hab’ mir einen Hund gewünscht und stattdessen ein Meerschweinchen bekommen. Eine bittere Enttäuschung.“  
Der Hund, den sich Bettina Balàka damals gewünscht hat, sah übrigens aus wie Monti.Klein und schwarz und frech. Bis er dann tatsächlich in ihr Leben trat, konnte ihr kein Tier geben, was er ihr gibt. Und was wäre das genau?  „Hunde sind enorm anpassungsfähig. Man kann daher  viel mit ihnen interagieren. Sie sind aufgrund ihrer Spiegelneuronen (Zellen, die  helfen, Empathie zu empfinden, Anm.) in der Lage, sich dermaßen auf ihr Gegenüber einzulassen, dass sie jede Stimmung mitverfolgen. Mit ihm ist mehr Beziehung möglich als mit meinen Einsiedlerkrebsen. Zu denen ich allerdings auch eine Beziehung habe.“ Das sei es auch, was Haustiere Menschen in Krisen geben können: „Allein die Gegenwart eines Tieres steigert das Wohlbefinden, das ist messbar. Darüber hinaus kann man viel von ihnen lernen. Körpersprache, etwa. Und zwar nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen.“ 

Mirnixdirnix drüben bei den Enten

Bettina Balàka hatte nicht geplant, sich dermaßen in diesen Hund zu verlieben. „Ich wollte eine distanzierte Beziehung. Es hat keine 24 Stunden gedauert, bis er mein Herz erobert hat.“ Trotzdem, Disziplin muss sein und so hat Monti  selbstverständlich eine Hundeschule besucht.  Aber ohne Leine wäre er jetzt mirnixdirnix drüben bei den Enten, und zwar nicht zum Spielen. Man kann den Monti zwar in die  Hundeschule hineingeben, aber den Jagdhund bringt man trotzdem nicht aus dem Monti heraus. 
Sei’s drum, daheim sind eh die Katzen die Chefs. Es gibt eine klare Fressordnung. Erst frisst die alte Katze, dann die junge und dann darf Monti. Er nimmt’s zur Kenntnis, heiter und durchtrieben. 

Haustiere sind Gewohnheitstiere

In 1.405.000 österreichischen Haushalten leben Haustiere. Sie leisten gerade in Zeiten der Krise enorm viel für die Menschen. Und das, obwohl auch für sie die ersten Corona-Wochen herausfordernd waren. „Haustiere sind Gewohnheitstiere. Sie brauchen Routine. Die Veränderungen im Alltag, etwa durch das Homeoffice, haben viele Tiere irritiert“, sagt die Wiener Tierärztin Julia Israiloff. Dazu kommt: „Hunde und Katzen spüren Verunsicherung und Ängste. Sie nehmen Stimmungen stark wahr.“ Zudem sind Tiere, insbesondere Katzen, längere Ruhephasen gewöhnt. „Die Menschen neigen dieser Tage dazu, ihre Haustiere mehr zu beobachten. Manche Tiere genießen die vermehrte Aufmerksamkeit. Anderen ist das zu viel. Manchmal wird die für sie notwendige Individualdistanz deutlich unterschritten.“

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