Tag 1 nach dem Lockdown: Freude und Test-Frust beim Friseur

Tag 1 nach dem Lockdown: Freude und Test-Frust beim Friseur
Termine bei Frisiersalons sind begehrt, der Aufwand ist hoch. Die Wiener Friseurinnung hat jetzt sogar einen offenen Brief an den Bundeskanzler geschrieben.

Ausgebucht. In Zeiten von täglichen Videokonferenzen ist es wichtig, dass die Haare sitzen, weiß Friseurmeisterin Christa Krista. Dementsprechend durchgetaktet ist der Montag – der erste Tag, an dem sie ihren Friseursalon in Döbling aufsperren darf. „Meine Kunden scharren bereits in den Startlöchern“, erzählt sie, während sie einer Dame Haarfarbe aufträgt.

Haarfarbe war bei Kristas Kunden auch während des Lockdowns gefragt.  Die Friseurmeisterin hat die nötigen Utensilien zum Abholen verkauft. Eine Kundin habe sie sogar um eine Videoanleitung zum Färben gebeten. „Das ist jetzt zum Glück vorbei“, sagt Krista. Wir haben täglich elf Stunden geöffnet. So haben wir genug Zeit und können die Abstände einhalten.“ Ihr Handy klingelt am Montag regelmäßig – alle paar Minuten will jemand einen Termin ausmachen.

Tag 1 nach dem Lockdown: Freude und Test-Frust beim Friseur

Im Salon „Christa Krista“ brachten alle Tests und trugen Masken

Das Erste, was Krista von ihren Kunden beim Betreten des Salons verlangt, ist ein negativer Corona-Test.  Auch einen Ausweis müssen sie vorlegen – obwohl sie die meisten  Kunden seit Jahren kenne, sagt Krista. 

Momentan ist die Branche aber einfach erleichtert, dass wieder geschnitten, gefärbt und frisiert werden darf. Da wird mancherorts sogar veritabler Ärger von so manchen Kunden in Kauf genommen. So berichtete eine Angestellte eines Grazer Salons am Montag von einem Herrn, der sie am Telefon als „impertinente Person“ bezeichnete, weil sie ihn auf die Testpflicht hingewiesen hatte. Ein anderer habe ihr erklärt, dass Corona-Tests zum DNA-Diebstahl missbraucht würden. 

Offener Brief

Die Wiener Friseurinnung hat genau solche Vorfälle erwartet. In einem Brief an den Bundeskanzler heißt es, es wäre besser gewesen, weiter geschlossen zu haben und dafür staatliche Hilfeleistungen zu bekommen, die „wirklich“ ankommen. Denn Unterstützung sei bisher „nur tröpfchenweise geflossen“. Wie ernst die Lage ist, weiß auch Krista: „Es haben sich viele Neukunden gemeldet, weil deren Stammfriseur die Krise nicht überlebt hat.“ 

Trotz – oder gerade wegen – dieser Herausforderungen war die Euphorie  von  Judit Kelemen bereits vergangene Woche  groß.  Die Termine in ihrem Beautysalon Liliette im burgenländischen Oberpullendorf waren ausgebucht. Am Montag kam dann die Ernüchterung:  „Leider haben viele den Termin abgesagt, weil sie keinen Test-Termin mehr bekommen haben“, sagt Kelemen. Vor allem für  ältere Kunden am Land sei es schwierig, einen Test zu organisieren.    

Ganz ohne Corona-Test kommt man ein paar Meter weiter im „Wuffi  Land“ an die Reihe: Border-Collie-Hündin Simba ist die Erste, deren Pelz nach dem Lockdown gewaschen wird. Freie Termine im Hundesalon gibt’s erst wieder für nächste Woche.

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