Strache will 2020 auf dem Akademikerball tanzen
Neue Chefs, neue Allianzen, schlechte Wahlergebnisse – doch egal, wie sehr sich die FPÖ binnen des vergangenen Jahres verändert hat, manche Dinge bleiben gleich.
Der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache lässt sich auch 2020 nicht davon abhalten, in der Hofburg zu tanzen. „Ich habe vor – wie jedes Jahr – auch den kommenden Akademikerball als Gast zu besuchen“, sagt Strache dem KURIER.
Ob er dort auch wieder eine Rede halten wird, ist noch unklar – aber eher unwahrscheinlich.
Schließlich wird der Ball von der FPÖ organisiert und mit den Blauen ist Strache bekanntlich zerstritten. Seine Frau Philippa wurde kürzlich sogar aus der Partei ausgeschlossen.
Nepp oder Hofer?
Ein möglicher Kandidat für die Eröffnungsrede ist Dominik Nepp. Der FPÖ-Spitzenkandidat für die Wien-Wahl ist Mitglied bei der Burschenschaft Aldania Wien. Auch FPÖ-Chef Norbert Hofer könnte bei der Eröffnung des Rechtswalzers sprechen. Der ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat ist Mitglied der Burschenschaft Marko-Germania zu Pinkafeld. Beide Burschenschaften sind schlagend. Wer tatsächlich als Redner vorgesehen ist, steht aber noch nicht fest, sagt Organisator Udo Guggenbichler: „Wir sind noch bei der Planung der Eröffnung.“
Trotz der FPÖ-Krise sei die Veranstaltung weiter beliebt. „Der Festsaal ist bereits ausgebucht und der Kartenvorverkauf läuft ebenfalls gut“, berichtet Guggenbichler. Welche Gäste sich für 2020 angekündigt haben, verrät der FPÖ-Wien-Gemeinderat nicht. Naturgemäß versammelt sich aber die rechte Prominenz Europas in der Hofburg.
2012, als die Veranstaltung noch „Ball des Wiener Korporationsrings“ hieß, war beispielsweise Marine Le Pen, Chefin des rechtsextremen französischen Front National zu Gast. Auch Martin Sellner, Kopf der rechtsextremen Identitären, tanzt gerne Walzer in der Hofburg – selbst in Zeiten, in denen sich die FPÖ von der Gruppierung distanziert hatte.
Demos in Planung
Der große Andrang soll sich aber nicht nur auf die Prunksäle beschränken. Auch vor der Hofburg dürfte am 24. Jänner einiges los sein. „Wir sind gerade in der Planung. Der Ball findet nur drei Tage vor dem 75-Jahre-Jubiläum der Befreiung von Auschwitz statt. Wir wollen mit Protesten zeigen, dass wir es nicht akzeptieren, dass die Rechtsextremen Europas in Wien zusammenkommen“, sagt Niki Kunrath, Gemeinderat der Wiener Grünen.
Derzeit laufen Planungen mit verschiedenen Bündnissen. In den letzten Jahren waren die Demos überschaubar. Großes Aufsehen erregte zuletzt die Akademikerball-Demo 2014. Rund 6.000 Aktivisten waren damals durch die Innenstadt gezogen. Einige Vandalen, die aus Deutschland angereist waren, verursachten damals einen Schaden von 100.000 Euro, weil sie Schaufenster und Autos zerstörten. In den vergangenen Jahren hatte die Polizei die Situation unter Kontrolle.
Die erste studentische Verbindung in Österreich war das 1850 gegründete Corps Saxonia Wien. Die ersten Burschenschaften gründeten sich neun Jahre später. Studentische Vereinigungen kommen ursprünglich aus Deutschland, wo sich Anfang des 19. Jahrhunderts Studenten zusammenschlossen, um ihren Patriotismus während der napoleonischen Fremdherrschaft auszudrücken. Im Unterschied zu schlagenden Burschenschaften sind Corps unpolitisch. Nach wie vor sehen viele schlagende Burschenschaften Österreich als Teil der „Deutschen Nation“, erkennen jedoch Österreich als Staat an.
Schlagende Verbindungen in Österreich unterscheiden sich von jenen in Deutschland unter anderem durch die starke Rivalität mit nichtschlagenden katholischen Verbindungen. Insgesamt gibt es in Österreich an die 500 Verbindungen, wobei Mittelschulverbindungen und akademische Verbindungen unterschieden werden müssen.
Burschenschafter sind vor allem durch Band und Deckel oder ihre „Wichs“ – eine Art Uniform – zu erkennen.
FPÖ fürchtet Gewalt
Mit dem Comeback der Grünen im Parlament fürchtet Ball-Organisator Guggenbichler ein Comeback eines gewaltbereiten Schwarzen Blocks: „Meine Erfahrung bei den Balldemos ist, dass die Gewalt auf den Straßen mit dem Budget der Grünen einhergeht. Da die Grünen jetzt wieder Geld haben, ist auch Gewalt zu befürchten.“
Niki Kunrath kontert: „Wir haben in den vergangenen Jahren immer friedlich demonstriert. So soll es auch heuer sein.“
Kommentare