Spitalsverbund in Liezen: Rechnungshof warnt vor Ärztemangel

Dieses Grundstück ist der Wunschstandort der Landesregierung für das neue Spital
Krankenhäuser Rottenmann und Bad Ausseee sind unterbesetzt und unterbelegt. Das stützt den Plan des Landes für neues Leitspital.

Die Kritik ist deutlich: Zu wenig Personal, zu niedrige Belagszahlen, zu viele offene Stellen und dadurch massiv überschrittene Arbeitszeiten. In seinem jüngsten Prüfbericht zerpflückt der Landesrechnungshof Steiermark den Verbund der Krankenhäuser Rottenmann und Bad Aussee (Bezirk Liezen): "Die Leistungsdaten sind rückläufig, gleichzeitig liegen die Kosten pro Patient deutlich über dem Schnitt", mahnt Direktor Heinz Drobesch.

Zwölf Jobs offen

Er warnt vor einem "eklatanten Ärztemangel", der sich bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen noch verschärfen werde. Denn schon seit einigen Jahren könne der Spitalsverbund offene Ärztestellen nicht mehr nachbesetzen. Zum Stichtag 20. Mai etwa waren zwölf Posten offen - drei Viertel davon für Mediziner, darunter sogar der Leitungsposten des ärztlichen Direktors.

Auslastung niedrig

So eine angespannte Situation wirke sich natürlich auch auf die medizinische Versorgung aus, warnt der Rechnungshof. Demnach könne die chirurgische Vollversorgung an beiden Standorten parallel nicht mehr aufrechterhalten werden. So gingen Aufnahme und Belagstage im Verbund binnen vier Jahren um 6,5 Prozentpunkte zurück, die Auslastung der Betten sank: Sie lag 2019 bei 67 Prozent -  innerhalb der gesamten Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) lag die Auslastung bei 74 Prozent.

Ähnlich trist sieht es bei chirurgischen Eingriffen aus. Die Auslastung der Operationsäle lag im Verbund Rottenmann-Bad Aussee bei 64 Prozent - in der KAGES gesamt jedoch bei 93 Prozent.

Übergangslösung bis zum Leitspital

Drobesch rät, die Allgemeinchirugie in Rottenmann zu zentralisieren - als Übergangslösung, wie er betont. Und zwar so lange, bis das "Leitspital Liezen" umgesetzt sei. "Der Betrieb eines Krankenhauses ist nicht primär aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilen", versichert der Rechngshof-Chef. "In erster Linie geht es uns um eine hohe Behandlungsqualtität, gepaart mit einer hohen Patientensicherheit."

Der Prüfbericht kommt der ÖVP-SPÖ-Koalition gelegen. Sie will bekanntlich in Stainach-Pürgg ein neues Spital bauen lassen, das ab 2025 die Spitäler Rottenmann, Bad Aussee und Schladming ersetzt.

Die Opposition im Landtag, aber auch die Bewohner von Liezen sind dagegen. Die Landesregierung will ihr 250-Millionen-Euro-Projekt aber durchsetzen und hat dafür auch schon ein bestimmtes Grundstück in der Gemeinde im Auge. Das allerdings kann nur unter ziemlichem Aufwand bebaut werden. So sind laut Bodengutachten etwa für bestimmte Bauten Pfahlsysteme mit wenigstens 12 Meter langen Pfählen nötig.

"Kurs bestätigt"

Spitalslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sieht sich am Donnerstag durch den Rechnungshofsbericht unterstützt. "Er ist eine klare Bestätigung des eingeschlagenen Kurses." Sie betont jedoch auch, dass bis zur Inbetriebnahme des neuen Spitals "die bestmögliche chirurgische Versorgung in Bad Aussee sichergestellt sei muss".

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