Steiermark sperrt drei Spitäler und baut ein neues dafür

Spital Schladming behält chirurgische Ambulanz
Das Land macht ernst mit Strukturreform. Als Ausgleich gibt es Gesundheitszentren.

„Österreichweit ist das einmalig“, sinniert Christopher Drexler, ÖVP, und spricht ein für Landespolitiker doch eher verpöntes Wort gelassen aus: zusperren. „Drei Spitäler zusperren und durch eines ersetzen ist eine echte Strukturreform.“

Aus drei Häusern LKH Rottenmann, LKH Bad Aussee und Diakonissenkrankenhaus Schladming wird also eines, ein Neubau, Leitspital Liezen genannt. Das meint den Bezirk, nicht die Bezirksstadt: Das neue Landesspital dürfte nämlich in Stainach-Pürgg errichtet werden, einer kleinen Gemeinde im Ennstal mit malerischem Schloss Trautenfels, aber an der oft überlasteten Ennstalbundesstraße - dem Nadelöhr zwischen Tauern- und Pyhrnroute.

Rein geografisch liege der Ort allerdings ideal, versichert Drexler. Immerhin würden 88 Prozent der 70.000 Bewohner des obersteirischen Bezirks das neue Spital binnen 30 Minuten erreichen. Außerdem liegt ein Stützpunkt des ÖAMTC-Rettungshubschrauberdienstes in der Nähe. Das Verkehrsproblem der B 320 sei aber bekannt: „Das Verkehrsressort arbeitet an einer Weiterentwicklung der Situation“, kommentiert der Gesundheitslandesrat.

Breiteres Spektrum

226 Betten soll das Leitspital haben, derzeit haben die drei bestehenden Häuser zusammen 328. Der Bau soll 250 Millionen Euro kosten. Wie das finanziert wird, ist noch offen, über das Budget oder mit Partner. Fix ist aber, dass die Diakonissen das Spital gemeinsam mit der Krankenanstaltengesellschaft betreiben. Drexler betont, dass das neue Haus ein weit breiteres Angebot haben werde als die drei alten Standorte gemeinsam. Neu dazu kämen eine Ambulanz für Kinderheilkunde oder Neurologie.

Bad Aussee, Rottenmann und Schladming verlieren somit ihre Akutspitäler. Sie sollen zu Gesundheits- und Facharztzentren umgewandelt werden. Der Wintersportort Schladming schaffte aber eine Sonderbehandlung: Er behält eine unfallchirurgische Ambulanz, darf also weiterhin gebrochene Beine gipsen. Das Schladminger Krankenhaus ist aber kein Landesspital, sondern gehört den Diakonissen. Die sind jetzt eben auch im neuen Spital an Bord.

Die Enttäuschung des Rottenmanner Bürgermeisters Alfred Bernhard, ÖVP, ist groß. Das voll ausgerüstete LKH kam wegen seiner Randlage im Bezirk nicht als Leitspital in Frage. Einfach zuzusperren ist für ihn aber keine Lösung, er hätte sich Adaptierungen vorstellen können. „Der Bezirk braucht die drei Häuser, vielleicht als Verbund.“ Das LKH Rottenmann hätte er als Lehrspital gesehen, in der Wintersaison hätte das Spital Schladming hochgefahren werden können. 17.000 Unterschriften hat eine Bürgerinitiative für den Erhalt gesammelt. Jetzt hofft er auf eine brauchbare Nachnutzung, denn für ein Facharzt- und Gesundheitszentrum allein sei das Gebäude viel zu groß.

Kommentare