China und Corona: Sorge vor Ansturm in Tourismusorten
2023 soll für Chinesen das Reisen wieder leichter werden: Schon ab 8. Jänner müssen sie nach einer Rückkehr aus dem Ausland nicht mehr in Quarantäne. Die Reisewelle nach Europa wird damit trotz noch hoher Corona-Infektionszahlen wieder rollen.
Die USA verlangen bereits Anfang Jänner von Einreisenden aus China einen negativen Corona-Test, kurz darauf zog Italien als erstes europäisches Land nach. Danach folgten unter anderem Spanien, Frankreich und Großbritannien.
In Österreich gibt man sich noch abwartend: Städte, die viele chinesische Gäste erwarten, etwa Wien und Salzburg, würden eine EU-weite Regelung bevorzugen.
Einreise-Tests für Asiaten?
Fixpunkt auf den Reiserouten der Gäste aus Fernost ist seit Jahren vor allem Hallstatt: "Wir rechnen mit einem großen Andrang", so Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ). Und da werden auch die gerade massiv steigenden Corona-Zahlen in China genau beobachtet.
Scheutz würde sich "für alle Fernreisenden aus China, Japan und dem ganzen asiatischen Raum" klare Vorgaben wünschen, was die Einreisebestimmungen in Österreich und ganz Europa betrifft. "Wir in Hallstatt können keine eigenen Regeln erlassen", erklärt Scheutz, das müssen österreichweit und in Abstimmung mit Virologen erfolgen, betont er. "Wenn es das gibt, wäre uns das recht."
Bringen Chinesen Corona nach Hallstatt zurück?
Aber eine mögliche, aus China eingeschleppte neue Infektionswelle im 725-Einwohner-Ort sieht Scheutz im Gespräch mit dem KURIER nicht als große Gefahr. "Sie werden wieder Masken tragen. Die Asiaten sind da sehr diszipliniert."
Die Bitte geht aber sehr wohl an Ministerium bzw. EU, eine Testpflicht vorzusehen. "Einzelne Gemeinden können das nicht für sich alleine stemmen." Und sie können das auch rechtlich nicht bewerkstelligen. Dafür will sich auch Außenminister Alexander Schallenberg einsetzen, der eine europaweite Lösung unterschiedlichen staatlichen Einzellösungen vorzieht.
Größte Sorge in Hallstatt ist momentan aber viel mehr der Verkehr. Vor Corona drohte die Welterbe-Gemeinde schon in den Urlaubermassen zu ersticken. Vor allem Tagestouristen werden zur Belastung: Rund eine Million strömten jährlich vor Ausbruch der Pandemie nach Hallstatt. Scheutz kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die öffentliche Verkehrsanbindung qualitativ massiv verbessert werden müsste, um den Verkehr von den völlig überfüllten Straßen weg zu bringen: "Das ist vor allem mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2024 dringend nötig."
Großer Urlauber-Andrang über Weihnachten
Die enormen Verkehrsströme nahmen ein besorgniserregendes Ausmaß an. Ein Slot-System ging 2020 in Betrieb. Doch dann kam der Einbruch mit Corona. Es braucht zusätzliche Lösungen. Der Ortschef hofft auf Unterstützung überregionaler Behörden.
Denn Hallstatt war auch vor der Rückkehr der Chinesen alles andere als leer: "Was sich über Weihnachten abgespielt hat, war gewaltig. Der Winter ist mittlerweile kaum noch vom Sommer-Ansturm zu unterscheiden", so Scheutz.
Gäste von Osteuropa bis in den arabischen Raum oder gar Indien drängten sich durch den Ort. Alle waren auf der Suche nach dem beliebten Fotomotiv mit dem See und zwei Kirchen, das im Netz weltweit millionenfach geklickt wird.
Auf Gäste aus Fernost zielen die Bemühungen im Salzkammergut übrigens schon seit 2018 nicht mehr ab, wie Christian Schirlbauer, Tourismuschef für Hallstatt, Bad Goisern, Gosau und Obertraun betont: Dort werde aktiv nicht mehr geworden, nur Medien- und Werbeanfragen werden beantwortet.
Auch Salzburg will Andrang lenken
Ähnlich ist die Stimmung vor einem neuerlichen Urlauber-Ansturm aus China in der Stadt Salzburg. Von verpflichtenden Tests in einzelnen Gemeinden hält Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) nichts.
Des Massenandrangs durch Reisebusse ist man aber auch in der Mozartstadt überdrüssig. Vor allem weil chinesische Veranstalter sich häufig an das digitale System mit buchbaren Zeit-Slots nicht halten.
Preuner: "Ich werde nach den Feiertagen auch mit meinem Bürgermeister-Kollegen in Hallstatt Kontakt aufnehmen und weitere Möglichkeiten besprechen."
Situation in Wien
Und in Wien? Hier waren die Chinesen vor Corona ein bedeutender Faktor für den Tourismus. Nach den USA war China der zweitgrößte Fernmarkt. Darum sei eine Öffnung grundsätzlich erfreulich, darauf habe man gehofft, heißt es seitens von Wien Tourismus. Noch gebe es aber erst einen Bruchteil der Flugverbindungen nach Wien.
Aktuell spielen in Wien noch die sogenannten Nahmärkte - also Gäste aus Österreichs Nachbarländern - die wichtigste Rolle. "Außerdem ist die Rückkehr der Touristen aus den USA merkbar. Das ist der erste Fernmarkt, der nun zurückkommt", erklärt Walter Straßer, Sprecher von Wien Tourismus.
Ein Fleckerlteppich an Regeln und Tests sei aber nicht die angestrebte Lösung: "Die Erfahrung hat gezeigt, dass einheitliche Lösungen besser zu kommunizieren sind", sagt Straßer. Daher wäre eine EU-weit einheitliche Regel zu befürworten.
Und auch aus dem Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker heißt es, derzeit plane man keinerlei Kontrollen: "Wir haben in Wien ein bestens ausgebautes Testangebot, das können auch unsere Gäste aus China nutzen."
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