Es hat etwas von einem Déjà-vu: Vor drei Jahren um diese Zeit kamen in Europa die ersten Nachrichten von einem Virus in China an, das sich hochansteckend verbreite und drauf und dran sei, sich auf den Weg zu machen. Und es gab so etwas wie eine ungläubige und bange Hoffnung in unseren Breiten: Eine Pandemie wird daraus doch wohl nicht werden, oder?
Ein paar Lockdowns, viele Impfkampagnen, manche gesellschaftliche Verwerfungen und weltweit fast sieben Millionen Corona-Tote später wissen wir: Man kann sich nicht wegducken.
Jetzt blicken wir erneut ungläubig und bang nach China. Nach einer No Covid-Strategie (= Wegsperr-Politik), wie sie nur in einer Diktatur möglich ist, hat Peking sich dem Unmut der Menschen und der Erfolglosigkeit seines Kurses gebeugt und öffnet. Die Häuser, die Städte, das Land. Obwohl die Ansteckungszahlen gerade explodieren, von bis zu 250 Millionen Infizierten ist die Rede. Aber das Virus ist ohnehin nicht mehr einzufangen.
Epidemiologen wie Gerald Gartlehner machen für Letzteres die fehlende Immunität der Chinesen sowie die mangelhafte Durchimpfung mit einem schlechten Impfstoff verantwortlich. Und rechnen mit einer Million Toten in China – und vor allem dem Entstehen neuer Covid-Mutationen.
Kurzum: China hat, vom Ausbruch und dem Versuch der Vertuschung weg, alles falsch gemacht in Sachen Corona. Es hat die Welt in Geiselhaft seines Scheiterns genommen.
Und was macht die Welt? Die USA, Indien, Japan und Taiwan haben eine Testpflicht für Reisende aus China eingeführt oder sind dabei. Dort ist man zwar durch viele Covid-Fälle besser immunisiert, aber einen Schwall neuer Ansteckungen braucht man nicht – neue Mutationen, auch wenn die vielleicht noch nicht unterwegs sind, braucht man schon gar nicht. Man weiß aus Erfahrung, wie schnell das gehen kann.
Und Europa? Hallstatt (das im Salzkammergut, nicht der Nachbau in China) würde gerne reiselustige Chinesen kontrollieren, hofft aber auf eine europäische Lösung. Italien verlangt wie Frankreich und Spanien von einreisenden Chinesen Corona-Tests bzw. testet – jeder zweite Test positiv! – und drängt die EU, es einheitlich gleich zu tun.
Aber einheitlich geht, wenn’s eilt, in Europa wenig. Das war in der gesamten Corona-Zeit so, das ist jetzt so: Man will „weiter beobachten“ und, falls nötig, koordiniert vorgehen, heißt es. Fast, als wollte man China nicht verprellen – soll doch jeder tun, wie er will. Aber was nutzt’s, wenn die Kontrolle einzelnen Staaten überlassen wird und die Mutation über andere herein hüpft?
Das Virus lacht sich derweil eins. Weil es ist schneller. Ja, China hat alles falsch gemacht. Aber Europa verspielt gerade Zeit und macht somit auch alles falsch.
Kommentare