Ebendiese „hängende Giebelwand“ hat es Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann schon in jungen Jahren angetan, ihn neugierig auf das gemacht, was sich hinter dem Eingangstor verbirgt, wie er beim „Stadtloft-Frühstück“ in Zwettl erzählt. Allerdings hätten es ihm die vormaligen Besitzerinnen nie gestattet, einen Blick hinein zu werfen. Erst als sie altersbedingt das Gründerzeithaus verkaufen mussten und Gutmann das beste Angebot stellte, durfte er sich ansehen, was er für sein Geld bekommen würde.
Denkmalschutz
Das war 2012. Und heute kann er sagen: „Auf meinem Grund sind die zwei ältesten Klos der Stadt.“ Als das Objekt in seinen Besitz überging, gab es weder einen Anschluss an die Wasserleitung noch an das Kanalsystem der Stadt. Jedoch mit dem Stöckl im Innenhof „eines der wenigen noch erhaltenen ersten sogenannten Hochhäusern aus dem 14. Jahrhundert, 1390 wurde es aufgestockt“, erklärt Gutmann. Im oberen Stock werden zwei Wohneinheiten der insgesamt fünf Stadtlofts für Urlauber in der Landstraße 53 hineinkommen. „Für uns ist es selbstverständlich etwas für die Region zu tun“, sagt Gutmann.
Und obwohl – oder gerade weil – die Mauern ohne Zement zum Teil schon 700 Jahre lang stehen, investiert Sonnentor hier etwa zwei Millionen Euro in die Revitalisierung. „Es geht um die Geschichte. Die Stadt hat Wurzeln und die schneiden wir nicht ab, sondern damit bringen wir sie zum Blühen.“
Vor der Blüte ist allerdings noch allerhand zu tun, die Renovierungsarbeiten laufen seit Herbst 2021, auch ein Fundament musste erst geschaffen werden.
„Die Fassade bleibt erhalten, das Stadtbild bleibt“, versichert Edith Gutmann. Nur die Farbe wird sich ändern. Wenn das Baugerüst weg ist, wird sie in Blau leuchten.
Alles was recycelt werden kann, wird recycelt, Fliesen wieder angebracht, Möbel renoviert. Jede der 50 Quadratmeter großen Wohneinheiten wird individuell gestaltet. Die Gäste sollen etwas über die Meilensteine der Stadt- und der Hausgeschichte erfahren können, „erfahren was sich hier abgespielt hat“.
Darüber kann man sich dann etwa im Gemeinschaftsbereich oder im Permakulturgarten unterhalten. Oder über die Stadtmauer, die den Garten begrenzt und die hier „begehbar und begreifbar“ gemacht werden soll. Einzigartig in der Stadt, die zwar über etwa zwei Kilometer Befestigungsmauer verfügt, diese ist aber nirgends öffentlich zugänglich. „Schlafen mit Geschichte“ schreibt hier auch ein Stück Geschichte.
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