Skilehrer: Der Pistenkasperl hat ausgedient

Skilehrer: Der Pistenkasperl hat ausgedient
Corona-Cluster haben die Skilehrer ins Gerede gebracht. Doch was ist dran am alten Partyruf?

Braungebrannt mit kernigem Akzent. Immer einen Schmäh parat. Gerne mal auch abseits der Arbeit auf der (Party-)Piste und amourösen Abenteuern mit den zahlenden Gästen nicht ganz abgeneigt. Dem gängigen Bild vom Skilehrer wurde von Tobias Moretti in seiner Rolle als Joe in der tourismuskritischen Piefke-Saga vor dreißig Jahren ein Satire-Denkmal gesetzt.

Besagter Joe war mit seinem Leben in einem fiktiven Tiroler Alpendorf auch nicht immer ganz happy: „Zerscht wollen alle mit mir ins Bett und dann war i auf einmal die männliche Nutte.“ Über 18.000 Schneesportlehrer sind in normalen Wintern auf Österreichs Pisten unterwegs und geben Unterricht im Skifahren oder aber auch im Snowboarden.

Die Kundschaft hat sich seit den Zeiten, in denen die Piefke-Saga gedreht wurde, massiv gewandelt. „60 bis 70 Prozent der Gäste in Österreichs Skischulen sind Kinder“, sagt Christian Abenthung, der Geschäftsführer des Tiroler und Generalsekretär des österreichischen Skilehrerverbands ist.

Skilehrer: Der Pistenkasperl hat ausgedient

Erwachsene buchen in den Skischulen inzwischen vor allem Privat- statt  Gruppenunterricht. Enger Begleiter der Gäste ist der Skilehrer vor allem untertags. 

Das kindliche Hauptklientel erklärt auch, was abseits der Wintersportregionen immer wieder für Verwunderung sorgt – nämlich die große Zahl an Skilehrern aus dem Ausland, die aufgrund der jüngsten Corona-Cluster einmal mehr im Fokus stehen.

„Die Eltern verlangen Skilehrer, die die Sprache ihrer Kinder sprechen“, erklärt Abenthung, warum 30 bis 40 Prozent des Personals aus den Niederlanden, Großbritannien oder auch skandinavischen Ländern kommen.

„Das sind junge Leute“

Besonders unter Skilehrern, die Kinder unterrichten, soll sich das Virus stark verbreitet haben, was Abenthung dem in der Praxis engen Kontakt mit den kleinsten Schülern, die auch nicht geimpft und getestet sein müssen, geschuldet sieht.

Dass Skilehrer oft in Ferienwohnungen oder anderen Gemeinschaftsunterkünften mit einer großen Zahl an Kollegen unter einem Dach leben, lässt das Virus ebenfalls munter zirkulieren. Dass dabei nach Feierabend mitunter auch gefeiert wird, will Abenthung nicht ausschließen: „Das sind junge Leute.

Dass die nicht um fünf Uhr schlafen gehen, sondern zusammensitzen und ein Bier oder mehr trinken, ist logisch. Aber die haben 2-G und viele sind schon geboostert“, sagt der Tiroler, der seine Berufsgruppe zu Unrecht an den Pranger gestellt sieht.

Bereits im Sommer hat der Skilehrerverband entschieden, nur noch Genesene und Geimpfte für Ausbildungskurse zuzulassen. „Wir gehen davon aus, dass bei uns 90 Prozent 2-G haben. Ich kenne keine andere Branche, die so eine Rate hat.“

Vom alten Klischeebild, nach dem der Skilehrer die Urlauber rund um die Uhr bespaßen und mit ihnen bis in die Nacht feiern musste, ist laut Abenthung „nicht mehr viel übrig. Der Gast will keinen Kasperl, der ihn belustigt, sondern der will sein Können verbessern“. Außerdem sei das touristische Angebot mit Wellness und allem drum und dran derart groß, dass die Gäste gar keine Zeit mehr hätten, „sich jeden Abend ins Gasthaus zu setzen“.

Leben oder Tod

Erwachsene Kunden würden im Gegensatz zu früher vor allem Privat- statt Gruppenunterricht buchen. Das ist mit ein Grund dafür, dass sich die Zahl der Schneesportlehrer in den letzten zwanzig Jahren etwa verdoppelt hat.

Sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, spielt es für Skilehrer nicht, versichert Abenthung: „Wenn der Gast ins freie Gelände will, dann möchte er wieder lebend zurückkommen. Da kann der Skilehrer nicht bis in die Nacht saufen. Da geht es um Leben oder Tod.“

Was das Geschäft betrifft, erwarten sich die Skischulen laut dem Branchenvertreter nicht mehr viel vom Jänner. „Wir hoffen, dass Februar und März einigermaßen funktionieren.“

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