„Stellen Sie sich vor, ein Baum stürzt um, zerstört ein Gehege und ein Tier entkommt. Aus professioneller Sicht geht es hier schlicht um die Sicherheit der Menschen. Wir lieben unsere Tiere, aber es gibt ein Restrisiko. Darauf muss man vorbereitet sein", so Junhold.
Freilich bewahre man Waffen nur in verschlossenen Schränken auf, Zugang hätten nur geschulte Profis, betont Junhold. Im Zoo Leipzig gebe es zehn schießberechtigte Mitarbeiter, zumindest einer müsse immer anwesend sein. Denn ein Narkosegewehr reiche manchmal nicht aus: „Wenn Tiere sehr aufgeregt sind, kann es zehn bis 20 Minuten dauern, bis die Narkose einsetzt. „So traurig das ist: Aber wenn ein Menschenleben in Gefahr ist, ist klar, dass man handeln muss.“
"Sicherheitswaffe" im Weißen Zoo
Mit Verwunderung und Kopfschütteln wiederum verfolgt man im Weißen Zoo in Kernhof in Niederösterreich die Debatte um den Schönbrunner Tierpark-Direktor. „Zuerst der Wirbel um die Namen und jetzt das“, sagt Seniorchef Herbert Eder.
Zwar verfüge man im Weißen Zoo tatsächlich über eine „Sicherheitswaffe“, in der jahrzehntelangen Geschichte des privat geführten Tierparks sei das Gewehr aber noch nie verwendet worden. „Die Waffe würde auch nur im äußersten Notfall zum Einsatz kommen, wenn etwa ein Tier einen Menschen angreifen würde“, betont Eder.
Rechtliche Situation
Bekannt ist der Zoo in Kernhof vor allem auch für die weißen Tiger, die gut gesichert vom Publikum bestaunt werden können. Würde einer der Tiger tatsächlich entkommen, dann dürften die Mitarbeiter außerhalb des Parks auch gar nicht auf das Tier schießen, ist sich Eder sicher. „Das ist aus rechtlicher Sicht eine ganz klare Sache der Polizei.“
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Ähnlich ist die Situation im Salzburger Zoo Hellbrunn. "Bei Notfällen stimmen wir uns zuerst mit der Polizei ab", sagt Direktorin Sabine Grebner. Waffen habe man keine im Zoo-Areal. Die Tierärztin verfüge aber über ein Narkosegewehr.
"Das Gewehr haben wir selten im Einsatz, viel mehr Blasrohre, um die Tiere etwa vor einem Transport zu betäuben." Notfälle, in denen Besucher wegen ausgebüxter Tiere in Lebensgefahr gewesen wäre, habe es bisher noch nicht gegeben.
Kleine Geparden und Wisent flüchtig
"Vor vielen Jahren sind nur einmal Gepardenbabys aus dem Zoo entlaufen. Gemeinsam mit der Cobra haben wir diese aber schnell wieder eingefangen", sagt Grebner. Betäuben habe man die Jungtiere dafür nicht extra müssen.
Auch im Innsbrucker Alpenzoo gebe es "kein Waffenarsenal", sagt Dirk Ullrich, zoologischer Kurator auf KURIER-Anfrage. Der Tierarzt habe in seiner Ordination innerhalb des Zoo-Geländes Blasrohe und eine Luftdruckpistole. Sollte es notwendig sein, ein Tier aus größerer Entfernung zu betäuben, könne beim Amtstierarzt ein Luftdruckgewehr angefordert werden.
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Zu Notsituationen sei es aber auch im Tiroler Alpenzoo noch nicht gekommen. "In den 1960er-Jahren ist ein Wisent weggelaufen, das dann aber auf seiner Flucht unglücklicherweise abgestürzt ist. Das mussten wir dann erlösen", schildert Ullrich.
Individuelle Entscheidungen
Eine einheitliche Regelung für Sicherheitskonzepte gibt es nicht. "Das handhabt jeder Zoo-Direktor anders. Man muss auch mehrere Faktoren beim Sicherheitskonzept miteinbeziehen, zum Beispiel welchen Tierbestand hat ein Zoo, wie sind meine Mitarbeiter geschult, gibt es rundherum viele Anwohner. Nur die Polizei muss bei jedem Notfall-Plan miteinbezogen werden."
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