Semmering-Chaos: Mobilfunk-Daten zeigen Spitzenzeiten mit mehr als 4.700 Besuchern

Semmering-Chaos: Mobilfunk-Daten zeigen Spitzenzeiten mit mehr als 4.700 Besuchern
Vor allem Wiener kamen in den kleinen Wintersportort. Mobilfunkdaten liefern interessante Details.

Von einer epidemiologisch „bedenklichen Situation“ sprechen die Verantwortlichen des Landes Niederösterreich rund um den anhaltenden Besucheransturm auf den Semmering.

Wie Mobilfunkbewegungsdaten verdeutlichen, haben sich zur Spitzenzeit am vergangenen Sonntag mehr als 4.700 Besucher gleichzeitig auf der Passhöhe an der niederösterreichisch-steirischen Landesgrenze aufgehalten – allerdings nur etwas mehr als 1.000 davon als zahlende Gäste im Skigebiet am Hirschenkogel.

(Zu) viel los am Zauberberg Semmering

Wie die Bewegungsanalysen der Mobilfunkanbieter zeigen, stammt das deutliche Gros der Besucher aus Wien. Die meisten Gäste kamen, nach Bezirken gegliedert, aus der Bundeshauptstadt. Das Ranking führen neun Wiener Gemeindebezirke an. Favoriten liegt ganz klar vor Floridsdorf und Simmering an erster Stelle. Das deckt sich laut Bürgermeister Hermann Doppelreiter, Lokalbetreibern und anderen Verantwortlichen am Semmering mit den Beobachtungen von Sonntag, wonach eine große Zahl der Gäste anscheinend auch Migrationshintergrund hatte.

Aus diesem Grund wurden die Hinweis- und Warnschilder auf der Passhöhe mehrsprachig angebracht. Um den gewaltigen Zustrom zu brechen, wurden auch türkischsprachige Zeitungen, Internet-Plattformen und Radios mit Informationen gefüttert. Die Türkische Kulturgemeinde informierte ihre Community sogar mit Artikeln in ihrer Zeitschrift und rief dazu auf, den Semmering zu den Stoßzeiten zu meiden.

Semmering-Chaos: Mobilfunk-Daten zeigen Spitzenzeiten mit mehr als 4.700 Besuchern

Nicht der klassische Skitourist steht in Zeiten von Corona am Semmering an erster Stelle. Viel mehr sind es Familien mit ihren Kindern, die zum Rodeln den Schnee am Berg suchen.

Nachdem Abstandsregeln so gut wie keine eingehalten und der kleine Skiort laut Doppelreiter regelrecht von den Massen überrannt wurde, zieren mittlerweile 30 Securitys das Ortsbild. Die Gemeinde ließ die öffentlichen Rodelwiesen und Parkplätze sperren und überwachen.

Pandemie

Da am Dreikönigstag am Mittwoch mit einem ähnlichen oder sogar noch größeren Ansturm am Semmering gerechnet wird, hat die Taskforce „Sicher rausgehen“ des Landes Niederösterreich die Bewegungsdaten den Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt. Man hält die Entwicklung gerade im Hinblick auf die Pandemie für besorgniserregend, sagt der Chef der NÖ Bergbahnen, Markus Redl im Gespräch mit dem KURIER.

Während auf niederösterreichischer Seite Behörde und Polizei bisher hart durchgriffen und ganze Straßenabschnitte gesperrt wurden, verwandelten undisziplinierte Gäste die alte Semmering-Passstraße auf steirischer Landesseite in einen illegalen Riesen-Parkplatz.

Die Kolonne Hunderter parkender Autos am Fahrbahnrand reichte beispielsweise am Sonntag mehrere Kilometer in Richtung Spital am Semmering zurück. Undisziplinierte Fahrzeuglenker entfernten sogar die Poller und Absperrgitter auf den kurzfristig eingerichteten Sperrflächen.

Semmering-Chaos: Mobilfunk-Daten zeigen Spitzenzeiten mit mehr als 4.700 Besuchern

Sicherheitspersonal riegelt die Zufahrten zu den Parkplätzen ab

Polizeipräsenz

Das soll ab dem Dreikönigstag nicht noch einmal passieren. Interventionen bei der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag und beim Land Steiermark zeigten Wirkung. Es wurde zugesagt, das Wildparken auf der alten Passstraße durch Hindernisse unmöglich zu machen. Außerdem werde ein entsprechendes Aufgebot der Exekutive Vorort sein, um die Maßnahmen zu vollziehen, hieß es am Dienstag.

Update 1: Der Artikel wurde um 18:20 Uhr aktualisiert, die Passage über die Beobachtungen von Bürgermeister Hermann Doppelreiter und anderen Verantwortlichen wurde präzisiert, die Überschrift von "Semmering-Chaos: Die meisten Gäste kamen aus Favoriten" auf "Mobilfunk-Daten zeigen Spitzenzeiten mit mehr als 4.700 Besuchern" geändert. 

Kommentare