Wer einen Schatz hüten soll, muss zuerst wissen, dass er einen solchen hat.
Wenn sich die Blätter der Bäume färben, die Früchte an den Ästen knallig zu leuchten beginnen oder zu Boden kollern, dann macht sich neben Erntestress auch Jagdfieber breit. Gemeint ist damit die Rettung alter Obstsorten. In den vergangenen Jahren ist es dabei im traditionsreichen niederösterreichischen Obstland Mostviertel, das Kaiserin Maria Theresia als Gründerin ehrt, zu ungeahnten Erfolgen gekommen.
Die Sorten, um die es geht, haben klingende Namen, wie Tiefäugl, Zitzenrenette oder Petermörtel (Äpfel) und Maierhofner Mostbirne, Kleine Fuchsbirne oder Großer Mostputzer. Sie wurden erst in jüngster Zeit wiederentdeckt oder überhaupt erstmalig in der Region geortet, obwohl sie von uralten Bäumen stammen und aus oft anderen Ländern hierher gebracht worden waren.
Obstforscherinnen unterwegs
Die beiden Pomologinnen (Obstbaukundlerinnen) Martina Schmidthaler und Gerlinde Handlechner gehen auch heuer wieder im Auftrag der Leader-Region Moststraße auf die Jagd. Denn auf unscheinbaren Streuobstwiesen und in alten Obstgärten, die bislang vor Rodung verschont blieben, schlummern noch immer unscheinbare Mutterbäume mit umso wertvolleren Früchten.
Dabei hat das Duo in einem umfangreichen Buch schon 250 Mostbirn- und Mostäpfelsorten aus dem Landesviertel nach wissenschaftlichen Kriterien erforscht und dokumentiert.
Um weitere Schätze den im Vorjahr gefundenen Sorten, wie dem Geflammten Kardinal oder der Kleinen Füchselbirne beifügen zu können, gibt es auch heuer vier Sortenbestimmungstage im September und Oktober. Groß war im Vorjahr die Freude, als nach dem Aufruf, Äpfel und Birnen abzuliefern, über deren Namen man wenig oder nichts weiß, 350 Proben abgegeben wurden.
So soll es auch heuer sein. Und dann gehen die Pomologinnen mit Akribie, kriminalistischer Raffinesse und molekulargenetischer Untersuchungstechnik ans Werk.
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