Schwere Stürze und Todesfälle: So bremsen E-Biker die Gefahr aus
Der Verkauf von E-Bikes boomt. 2018 hatte bereits jedes dritte in Österreich verkaufte Rad einen Elektromotor, der das Treten erleichtert. 2008 betrug der Anteil dieser Gefährte am Verkauf gerade einmal ein Prozent. Dieser Trend zum E-Bike ist zunächst einmal positiv.
Ältere Menschen gewinnen verloren gegangene Mobilität zurück, weil etwa mit reiner Körperkraft nicht mehr bewältigbare Strecken wieder überwunden werden können. Couch-Potatoes steigen in den Sattel und tun etwas für ihre Gesundheit.
Sauber durch die Stadt
Und in oftmals staugeplagten Städten wechseln zunehmend Berufstätige für den Weg in die Arbeit vom Auto auf das Rad, wodurch sich das umweltbelastende Pkw-Aufkommen reduziert. „Von allen Elektrofahrzeugen hat das E-Bike das größte Potenzial, viele Verkehrsprobleme zu entschärfen“, sagt deshalb Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich.
Die Schattenseite der Entwicklung ist, wie berichtet, dass bereits jeder zweite tödlich verunglückte Radfahrer eine E-Biker ist. Und das, obwohl die Pedalritter ohne Stromunterstützung noch weit in der Überzahl sind.
„Die im Durchschnitt höhere Geschwindigkeit und die Bremsdynamik mit den etwa doppelt so schweren E-Bikes wird oft unterschätzt“, weiß Peter Gebetsberger, Fortbildungsleiter der Naturfreunde. Die veranstalten seit dem Vorjahr spezielle Sicherheitstage, um das notwendige Bewusstsein für die potenziellen Risiken beim E-Bike-Fahren zu schärfen.
„Wenn etwa Oma und Opa wieder Rad fahren, weil sie eine E-Bike bekommen, ist das prinzipiell eine gute Entwicklung“, sagt Gebetsberger. Um Stürze mit möglicherweise schweren Folgen zu vermeiden, hat er aber ein paar Tipps für Neueinsteiger – junge wie alte – parat:
Worauf sollte man bereits beim Kauf eines E-Bikes achten?
Der erste Schritt sollte sein, in den Fachhandel zu gehen. Dort bekommt man Beratung zu Materialfragen. Dazu gehören etwa Infos zu den Bremsen oder zur Laufzeit und Ladedauer des Akkus. Teilweise finden in den Fachgeschäften auch Fahreinschulungen statt.
Warum sollte man sich nicht einfach aufs E-Bike setzen und losradeln?
Empfehlenswert ist ein Einsteigertraining. Wer noch nie mit einem E-Bike oder vielleicht lange überhaupt nicht mehr mit einem Fahrrad gefahren ist, wird teilweise überrascht sein, wie flott E-Bikes anfahren. Die Elektromotoren unterstützen bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Das ist für Leute, die immer langsam gefahren sind, mehr als sie gewohnt sind. Zudem erhöht sich das durchschnittliche Tempo.
Welche Nebenwirkungen aufgrund des höheren Tempos sind zu beachten?
Bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h beträgt der Bremsweg etwa fünf Meter. Bei 25 km/h braucht es bereits 13,75 Meter bis zum Stillstand. E-Bikes sind außerdem fast doppelt so schwer wie normale Fahrräder. Das verlängert den Anhalteweg. Auch die Kurvendynamik ist durch das Gewicht eine andere.
Was sollte man beim Einfahren in eine Kurve im Hinterkopf behalten?
Wer über Jahrzehnte Rad gefahren ist, bremst intuitiv vor einer Kurve so ab, dass er mit der für ihn passenden Geschwindigkeit durchfährt. Mit dem E-Bike ist aber eben der Bremsweg länger. Man muss also früher vor der Kurve bremsen. Durch das höhere Gewicht der E-Bikes sind außerdem die Fliehkräfte größer.
Macht es einen Unterschied, ob ich ein billiges oder ein teures E-Bike kaufe?
Bei den günstigen E-Bikes, die es oft in Handelsketten gibt, wird beim Material gespart. Bei einem guten E-Bike sind die Bremsen entsprechend ausgestattet. Das ist bei billigen Rädern oft nicht der Fall. Leute, die vielleicht zum 60er eine E-Bike geschenkt bekommen und damit fahren, wissen das aber unter Umständen nicht.
Wie weiß ich, welches E-Bike speziell für mich das richtige ist?
Das hängt davon ab, was man machen will. Etwa nur auf Forststraßen gemütlich dahinfahren? Oder braucht man ein Bike für den Alltag – etwa für den Weg in die Arbeit oder zum Geschäft? Oder will man Single- oder Downhilltrails befahren? Für jede einzelne Disziplin gibt es ein passendes Fahrrad. Darum sollte man sich beraten lassen.
Das E-Bike wird im Gelände immer beliebter. Wo steckt hier die Gefahr?
Auf dem Berg trifft man täglich auf E-Mountainbiker, die in Bereichen unterwegs sind, wo sie nicht hingehören. Wer nicht bereits ein versierter Mountainbiker ist, für den ist ein Einsteigertraining ebenfalls absolut ratsam.
Worauf sollten E-Biker in der Anfangsphase sonst noch besonders achten?
Jedes E-Bike hat verschiedene Stufen, mit denen die Unterstützung des Elektromotors dosiert wird – etwa Eco, Tour und Sport. Bis man das Rad kennt, sollte man mit der niedrigsten Stufe fahren.
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