Schneechaos und Hitze: 2019 führte den Österreichern den Klimawandel vor Augen

Schneechaos und Hitze: 2019 führte den Österreichern den Klimawandel vor Augen
Vor einem Jahr versank Österreich im Schnee. Es war der Beginn einer Serie von Extremmwetterereignissen in Zeiten des Klimwandels.

"Am Wochenende versinken ganze Regionen in Österreich im Schnee": Mit dieser eindringlichen Warnung und dem Rat, sich auf Probleme im Straßen- und Bahnverkehr einzustellen, informierte der KURIER am 5.1.2019 seine Leser über ein drohendes Chaos. Nachdem es bereits in den Tagen zuvor geschneit hatte, stellte sich das befürchtete Szenario ein.

Zwei Wochen lang hielten die Wetterkapriolen weite Teile des Landes in Atem: Straßen mussten wegen Lawinengefahr gesperrt werden, ganze Talschaften waren zum Teil tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Das Bundesheer stand in mehreren Bundesländern im Assistenzeinsatz - etwa um Dächer von tonnenschweren Schneelasten zu befreien.

"Ein großes Schneechaos ist derzeit eher nicht in Sicht", sagt Konstantin Brandes vom Wetterdienst Ubimet. Im Gegenteil. Denn das Wetter folgt in den kommenden zehn Tagen dem Muster der vergangenen Wochen: Hochdruckphasen mit deutlich zu warmen Temperaturen werden von durchziehenden Kaltfronten (die nächste am Wochenende) unterbrochen, die allerdings maximal auf den Bergen Schnee bringen.

Zu wenig Schnee

In den Höhen ist der Skiwinter längst gesichert. "Insgesamt haben wir deutlich zu wenig Schnee. In den Tälern ist es eher braun als weiß. Auf der Hohen Warte in Wien gab es in diesem Winter überhaupt noch kein einziges Mal eine geschlossene Schneedecke", sagt der Meteorologe.

Schneechaos und Hitze: 2019 führte den Österreichern den Klimawandel vor Augen

Im Jänner 2019 war großes Schneeschöpfen angesagt

Der Kontrast zum Schneechaos vor einem Jahr könnte also kaum größer sein. Damals wurden in manchen Orten des Landes Rekordschneemengen gemessen. Und selbst wenn das für Traumbilder von Winterwunderlandschaften sorgte, so passte auch diese über Tage festgefahrene Wetterlage in das von Extremereignissen gekennzeichnte Bild des Klimawandels.

Von dem sind die Alpen laut Experten besonders betroffen. Wetterkapriolen sorgen seit Jahren für massive Schäden in Österreich. Das Jahr 2019 zeigte einmal mehr die ganze Palette, wie ein Wetterrückblick der Ubimet zeigt.

Alles begann mit dem Chaos im Jänner

Durch eine gut zwei Wochen anhaltende, nasskalte Nordlage gab es an der Alpennordseite außergewöhnliche Neuschneemengen. So lagen zur Monatsmitte in den Nordalpentälern verbreitet 1 bis 2 Meter Schnee, stellenweise wurden neue Schneehöhenrekorde für den Jänner aufgestellt, erinnert die Ubimet.

Auf den Bergen türmten sich die Schneemassen teilweise bis zu 5 Meter in die Höhe. Diese enormen Schneemengen führten zur höchsten Lawinenwarnstufe 5.

 

Schneechaos und Hitze: 2019 führte den Österreichern den Klimawandel vor Augen

Während der Mai 2019 als kältester Mai seit 1991 in die Annalen einging, war das gesamt Jahr mit einer österreichweiten Abweichung von +1,8 Grad das drittwärmste der Messgeschichte. Nur 2018 und 2014 war es noch wärmer.

Über 38 Grad: Der heißeste Juni aller Zeiten

Auf den kalten Mai folgte der heißeste Juni aller Zeiten. Die Temperaturen lagen landesweit um +4,7 Grad über dem langjährigen Mittel. In den Alpen setzte in der Folge eine extreme Schneeschmelze ein, welche am 12. und 13. Juni zu einem markanten Hochwasser am Inn führte. Nur knapp wurde in Innsbruck ein hundertjährliches Hochwasser verfehlt.

Bei den Tageshöchstwerten wurden im Juni bei mehr als der Hälfte aller Wetterstationen neue Juni-Stationsrekorde aufgestellt, 27 Stationen stellten sogar neue Allzeit-Rekorde dar, wie etwa Imst, der Brenner oder die Schmittenhöhe.

Die Wetterlage im November wiederum war von einem immer wiederkehrenden Muster geprägt. Kräftige Tiefdruckgebiete über dem Mittelmeer lenkten extrem feuchte Luft von Süden her gegen die Alpen, die Folge waren immense Regen- und Schneemengen vor allem vom Ötztal über die Salzburger Tauerntäler bis ins Obere Murtal sowie generell in Osttirol und Kärnten.

Rekordniederschläge im November

Mit Abstand am meisten Regen und Schnee ist an der Messstation am Loibltunnel an der Grenze zu Slowenien zusammengekommen, nämlich 741 l/m². Mehr als 500 l/m² gab es aber auch in Kötschach-Mauthen, Dellach im Drautal und am Weißensee. Mehr als 30 Stationen haben einen neuen Novemberrekord aufgestellt, bspw. wurde in Kals am Großglockner der 103 Jahre währende Rekord um knapp 100 l/m² regelrecht pulverisiert. Orte wie Mallnitz, Virgen oder Millstatt meldeten gar den generell nassesten Monat der jeweiligen Messgeschichte.

Die massiven Regenfälle im Süden Österreichs waren die Ausläufer eines Tiefs, das Venedig im Wasser versinken ließ.

Kommentare