Durch das Wohngebiet
Über die S18 wird seit den 1960er-Jahren im Ländle debattiert. Sie soll Lustenau und die benachbarten Gemeinden vom Verkehr entlasten. Mit Bürgermeister Fischer geht es an einen der Hotspots. An der Reichsstraße herrscht Kolonnenverkehr. Die Straße führt zu einem Nadelöhr, der Rheinbrücke – Grenzübergang in die Schweiz. 2.000 bis 3.000 Lkw fahren jeden Tag, auch in Ermangelung einer hochrangigen Verbindung durch Lustenau, zum Teil mitten durchs Siedlungsgebiet.
Für Fischer, so grün viele seiner Ansichten sind, führt kein Weg am Bau der S18 vorbei. Der Aussage seines Bundesparteiobmanns kann er dennoch wenig abgewinnen.
„Diese Polarisierung – wer Klimaschutz will – möchte in die Steinzeit, ist völlig unzulässig“, sagt der Kommunalpolitiker, der aber auch festhält: „Kategorisch zu sagen, man darf keinen Kilometer Straße mehr bauen, ist genauso ideologisch und plakativ.“
Vor Ort wird zudem rasch klar: So zugespitzt und vereinfacht die Debatte über die S18, die von der Asfinag als „eines der wichtigsten Straßenbauprojekte im Westen von Österreich“ bezeichnet wird, derzeit ist, so kompliziert ist das Thema in Wahrheit.
Cholera und Pest
Fischer kämpft zwar seit Jahren für die S18. Die Trasse, die von der Asfinag 2020 nach jahrelangem Planungsprozess als verfolgenswert eingestuft wurde, lehnt der Bürgermeister aber ab. Die sogenannte CP-Variante ist für ihn eine „Cholera- und Pestvariante“ für Lustenau, da sie einerseits am östlichen Siedlungsraum des Orts und andererseits durch das sogenannte Ried führt.
Dieser riesige grüne Gürtel zwischen Rheintalautobahn und Lustenau ist Naturoase und Naherholungsraum, den es gelte „den nächsten Generationen in besserem Zustand zu übergeben“, wie der Bürgermeister meint. Auf der Fahrt dorthin leitet er durch fast dörfliche Ortsteile von Lustenau, durch die in der Früh und am Abend tausende PKW im Pendlerverkehr fahren.
„Es braucht einen Maßnahmenmix auch jenseits der Straße, etwa betriebliches Mobilitätsmanagement“, sagt Christine Bösch-Vetter, grüne Gemeinderätin deshalb bei einem Treffen an einer jener Stellen im Ried, wo die S18 verlaufen soll. „Das Ried ist ein Centralpark. Das kann man nicht mit einer hochrangigen Straße durchschneiden“, ist für sie klar.
Nicht durch das Ried
Die CP-Variante ist für die Politikerin genauso wenig eine Option, wie die vom Bürgermeister forcierte Z-Variante. Diese Trasse ist zwar kürzer, aber würde, wenn auch unterirdisch, ebenfalls durch das Ried und einen Teil des Natura-2000-Gebiets verlaufen.
Für Christoph Metzler, Verkehrssprecher der Grünen im Landtag, geht es nicht nur um Naturschutzfragen – bei beiden Trassen. „Das Ried ist ein Niedermoor. Hier ist kein unterirdischer Trassenbau möglich“, sagt der Ingenieur.
Die Grünen machen sich als S18-Alternative für eine Tunnelverbindung zwischen der A13 und A14 stark. Und zwar bei Diepoldsau-Hohenems, wo die beiden Autobahnen besonders nahe beisammen liegen. Diese Variante soll nun im Zuge der S18-Evaluierung ebenfalls geprüft werden. Weiterer Stoff im Streit um die beste Verkehrslösung ist garantiert.
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