Rotlicht: Illegale Prostitution läuft trotz der Ausgangssperre
Man sollte meinen, dass der Strich derzeit komplett darnieder liegt. Doch dem ist nicht so: Trotz Ausgangssperren und der Corona-Pandemie gibt es weiter ein Angebot – und auch eine Nachfrage. Während die seriöseren großen Rotlicht-Lokale und Laufhäuser längst zugesperrt haben, verlagert sich der käufliche Sex auf verschiedene Plattformen im Internet.
Eine davon bietet den Frauen derzeit sogar an, gratis Inserate schalten zu können. Dagegen scheint es auch keine rechtliche Handhabe zu geben.
Mehrere Anzeigen
„Bisher haben wir fünf Prostitutionslokale angezeigt, weil sie trotz Aufforderung zu schließen, offengehalten haben“, sagt Wolfgang Langer, Leiter des Prostitutionsreferats der Wiener Polizei. „Angezeigt nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz wurden die Betreiber dieser Lokale, anwesende Kunden und die Frauen, die in diesen Lokalen gearbeitet haben.“
Denn mittlerweile macht man sich auch als Freier strafbar, wie Langer im Gespräch mit dem KURIER betont. „Kunden, die Dienstleistungen einer Prostituierten in einer illegalen Wohnung in Anspruch nehmen, müssen mit Strafen nachdem Covid-19-Maßnahmengesetz rechnen. Hier reicht der Strafrahmen bis zu 3.600 Euro“.
Zum Vergleich: den Frauen und Männern, die Prostitution anbieten, drohen 7.000 Euro Geldstrafe.
Ein Problem ist auch, dass derzeit sehr viele Prostituierte wegen der weitläufigen Grenzsperren nicht in ihre Heimatländer zurück können, aber eben auch kaum Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt in Österreich irgendwie zu verdienen. In vielen Ländern boomt deshalb der Straßenstrich, laut Langer ist dies in Wien aber bisher (noch?) nicht der Fall. Dennoch würden momentan ständig Kontrollen stattfinden.
Derzeit dürften sich rund 500 arbeitslose, ausländische Prostituierte in der Bundeshauptstadt aufhalten. Langer bestätigt diese Vermutungen von Insidern: „Wir schätzen, dass es sich um einige hundert Frauen in Wien handelt. Die Polizei hilft hier auch beratend und vermittelt Kontakte etwa zu den Betreuungseinrichtungen für Sexarbeiterinnen.“
Kreative Möglichkeiten
In einschlägigen Internetforen sind aber auch kreative Ansätze zu finden. Einige Prostituierte berichten davon, dass sie mit ihren Freiern per eMail oder telefonisch in Kontakt stehen und eher psychologisch tätig sein dürften.
Eine weitere Dame schildert, dass sie nun Regale im Supermarkt schlichtet, denn dort werden Arbeitskräfte dringend gesucht. Und wiederum eine andere will ein Buch schreiben über die Beweggründe, zu einer Prostituierten zu gehen.
Reaktionen zu dem Bericht (Update um 10:17 Uhr):
„Wenn eine Mutter ihren Kindern kein Essen mehr kaufen kann, weil ihr Einkommen komplett weggebrochen ist – dann müssen wir als Gesellschaft zusammenhalten und die betroffenen Frauen unterstützen“, betont die Frauenvorsitzende der SPÖ Wien Marina Hanke die Ernsthaftigkeit der aktuellen Situation.
Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien ruft alle Wienerinnen und Wiener zur Solidarität auf: „Corona-Armut kann uns schon bald alle treffen! Die Sexarbeiterinnen Wiens sind jene die es derzeit wirtschaftlich hart trifft. Sie stehen buchstäblich vor dem Nichts“ und ruft zu Spenden auf.
Eva van Rahden von der Beratungsstelle Sophie dazu: „Die Problemlagen reichen von gleichzeitiger Erwerbs- und Wohnungslosigkeit bis zur verzweifelten Mutter, die nicht mehr zu ihren kleinen Kindern nach Rumänien reisen kann. Meine Mitarbeiterinnen leisten wo sie können die beste Unterstützung, wichtig ist die muttersprachliche Informationsweitergabe aber auch ganz konkrete Hilfe mit Lebensmittel und Hygieneartikel, dafür brauchen wir Spenden.“
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