René Benkos schwerer Gang: Sein erster Auftritt nach der Mega-Pleite

René Benkos schwerer Gang: Sein erster Auftritt nach der Mega-Pleite
Am Landesgericht Innsbruck war die erste Tagsatzung im privaten Insolvenzverfahren des Unternehmers anberaumt. 30 Gläubiger haben 2,016 Milliarden Euro Forderungen angemeldet.

Einen derartigen Auflauf kennt man am Landesgericht Innsbruck eigentlich nur von großen Mordprozessen. Am Mitwochvormittag hatten sich zahlreiche Medienvertreter versammelt. Der Andrang war René Benko geschuldet.

Es war der erste öffentliche Auftritt des 46-Jährigen seit dem Kollaps seines Signa-Reichs. Entgegen der Erwartungshaltung der meisten Journalisten tauchte der Tiroler Investor dann kurz vor 10:30 Uhr zur ersten Tagsatzung tatsächlich auf.

Der Auftritt wurde für Benko zum Spießrutenlauf

Und der Auftritt vor Gericht in seiner Heimatstadt wurde für ihn zu einem Spießrutenlauf. Wie jeder andere musste der gefallene Immobilien-Investor zunächst die Sicherheitsschleuse des Gerichts passieren.

Benko wirkte, gekleidet in Anzug und mit rosaroter Krawatte, nervös. 

Kaum hatte er seine Wertsachen nach der Kontrolle durch das Wachpersonal wieder ausgehändigt bekommen, versuchte sich der Tiroler den Kameras zu entziehen - vergeblich. Fragen beantwortete er keine. Sein Rechtsvertreter wurde zum Bodyguard und schob Medienleute zur Seite. 

Die Tagsatzung selbst verlief unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Konkursverfahren bezieht sich auf das Beratungsunternehmen Benkos und sein sämtliches Privatvermögen, auch jenes im Ausland.

Nach einer guten Stunde war die Verhandlung vorbei. Und Benko flitzte, so wortkarg wie er gekommen war, wieder aus dem Gericht. Der in der Vergangenheit eher medienscheue Unternehmer war von der Situation sichtlich überfordert. Fragen blieben unbeantwortet. 

Er ersparte sich damit auch einen unliebsamen Termin in Wien: Wegen seiner Anwesenheit in Innsbruck hatte Benko seine dritte Absage an den COFAG-U-Ausschuss begründet. 

Forderungen von 47 Millionen Euro werden anerkannt.

Bisher haben 30 Gläubiger in diesem Insolvenzverfahren laut Creditreform Forderungen in Höhe von rund 2,016 Milliarden Euro geltend gemacht. Der Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger hat Forderungen in Höhe von  47,379 Millionen Euro anerkannt, davon entfallen 22 Millionen Euro auf Darlehen der ebenso insolventen Familie Benko Privatstiftung, sieben Millionen Euro auf Forderungen der SIGNA Holding GmbH und acht Millionen Euro auf Forderungen des Finanzamtes. Der restliche angemeldete Forderungsbetrag in Höhe von circa 1,95 Milliarden Euro werde laut KSV1870 hingegen bestritten. 

"Als Gründe für den Vermögensverfall wurden vom Masseverwalter einerseits die bekanntlich hohen Kosten seines Lebensstandards sowie andererseits die fehlenden Aufträge als Folge der Insolvenzen des SIGNA-Konstruktes angeführt", erklärt Tristan Prem von Creditreform.

„Der Insolvenzverwalter hat die Forderungen jener Gläubiger der Signa-Gesellschaften, welche persönliche Haftungen des René Benko geltend machen, bestritten. Die Gläubiger, deren Forderungen in der heutigen Prüfungstagsatzung bestritten geblieben sind, haben nun die Möglichkeit, in einem separaten Zivilprozess gegen die durch den Insolvenzverwalter vertretene Insolvenzmasse die Feststellung des im Insolvenzverfahren geltend gemachten Anspruchs zu begehren", sagt KSV1870-Experte Klaus Schaller.

Auch Signa macht Ansprüche gegen Benko geltend.

"Der überwiegende Teil der in diesem Verfahren angemeldeten und vom Insolvenzverwalter teilweise bestritten gebliebenen Forderungen stammt von Gläubigern der Signa-Gruppe, welche nunmehr ihre Forderungen auch gegen René Benko persönlich geltend machen. Daneben machen auch Gesellschaften der Signa-Gruppe selbst (unter anderem auch die insolvente Signa Holding GmbH) auf Basis unterschiedlicher Rechtsgrundlagen Ansprüche gegen den Unternehmer René Benko geltend", heißt es weiter. 
 
"Auch bei dieser Gläubigergruppe hat der Insolvenzverwalter vielfach den Bestand der Forderungen angezweifelt und folglich eine Bestreitung ausgesprochen. Darüber hinaus hat die Republik Österreich Steuerrückstände in Millionenhöhe im Verfahren geltend gemacht. Für Unternehmensinsolvenzen klassische Lieferantengläubiger spielen in diesem Insolvenzverfahren hingegen keine wesentliche Rolle." 

Für Benkos Beratungsunternehmen ist kein Fortbetrieb möglich.

"Der Insolvenzverwalter erklärte in der Tagsatzung, dass unter den vorgefundenen Bedingungen – keine vorhandenen Aufträge, keine Auftragsakquise – ein Fortbetrieb des betroffenen Beratungsunternehmens nicht möglich ist. Dies ist insbesondere der Tatsache geschuldet, dass das Unternehmen des René Benko ausschließlich Kunden aus der Sphäre der Gesellschaften der Signa-Gruppe bediente", so der KSV1870. "Trotz der Tatsache, dass der anfallende Aufwand im Betrieb minimal ist, kann ein Fortbetrieb ohne einen zu erwartenden Nachteil für die Gläubiger während des laufenden Verfahrens nicht erfolgen."

Sohin ist nach den Ausführungen des Insolvenzverwalters die Schließung des Beratungsunternehmens des Insolvenzschuldners insolvenzrechtlich geboten. René Benko erklärte sich mit der Schließung seines Unternehmens ausdrücklich einverstanden."

Benko hält kein Liegenschaftsvermögen oder wesentliche Unternehmensbeteiligungen im Inland.

Der Insolvenzverwalter berichtete, dass der Schuldner über kein Liegenschaftsvermögen und keine wesentlichen Beteiligungen an österreichischen Unternehmen hält. "Auf Drängen des Insolvenzrichters Dr. Hannes Seiser hat René Benko eine Aufstellung über die in seinem Eigentum stehenden beweglichen Vermögenswerte vorgelegt. Der Insolvenzverwalter prüft aktuell die Eigentumsverhältnisse im Zusammenhang mit bei Insolvenzeröffnung vorgefundenen Fahrnissen. Sollte sich im Rahmen des Verfahrens herausstellen, dass diese Vermögenswerte im Eigentum des Insolvenzschuldners stehen, werden diese geschätzt und von der Insolvenzverwaltung einer Verwertung zugeführt", heißt es weiter.

Wieviel Geld hat Benko aktuell?

  • René Benko hat in seinem Konkursverfahren nur ein karges Vermögen angegeben. Er sei nunmehr auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen. 
  • Aktuell gibt er an, als Beschäftigter zweier seiner Firmen monatlich 3.700 Euro zu verdienen. Bankkonten weisen laut Bericht des Insolvenzverwalters Guthaben "in relativ geringer Höhe" auf.

Was verdiente Benko früher?

  • Benko verdiente als "Angestellter" der Signa-Holding bis November 2023 monatlich 60.480 Euro brutto und bezog eine jährliche Prämie von 2,5 Prozent der Vorsteuer-Ergebnisse der Signa-Holding, die bis zu einer Milliarde Euro Gewinn schrieb.
  •  Zudem erhielt der gefallene Unternehmer über Beraterverträge mit Signa-Firmen jährlich 200.000 bis 300.000 Euro an Honoraren. 
  • Wie bereits im U-Ausschuss bekannt wurde, kam Benko alleine 2019 auf 29 Millionen Euro Gage.
René Benkos schwerer Gang: Sein erster Auftritt nach der Mega-Pleite

In dem Insolvenzverfahren, das am Mittwoch am Landesgericht Innsbruck seinen Lauf nahm, soll es um Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe gehen. Das wirkt wie eine Petitesse im Vergleich zur Milliarden-Pleite des Signa-Imperiums von Benko. 

Den Grundstein dafür hatte er in jener Stadt gelegt, in der er am Mittwoch vor Gericht stand. Hier hatte er als Abbrecher der Handelsakademie zunächst Dachböden ausgebaut und stieg über die Jahre zum Milliardär auf.

René Benkos schwerer Gang: Sein erster Auftritt nach der Mega-Pleite

Bei der Tagsatzung werde eine "erste Bestandsaufnahme" durchgeführt, hatte Gerichtssprecherin Birgit Fink im Vorfeld betont. Das heißt: Wie viel an Aktiva und Passiva bzw. an Verbindlichkeiten ist vorhanden? Wie viel besteht an Forderungen und wie viel davon wird anerkannt?

APA-Informationen zufolge haben 25 bis 30 Gläubiger Forderungen gegen den gefallenen Signa-Gründer und bisherigen Multimilliardär angemeldet. Die Beträge sollen von verhältnismäßig geringen bis hin zu solchen in beträchtlicher Millionenhöhe reichen. Das Gericht will jedenfalls noch am Mittwoch per Aussendung unter anderem die Größenordnung der anerkannten Forderungen kommunizieren, wurde angekündigt.

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