Einkaufen rund um den Globus: Auszeichnung für Wiens ersten exotischen Supermarkt
Egal, aus welcher Richtung man sich dem Häuserblock in der Kandlgasse nahe dem Neubaugürtel nähert, plötzlich dominiert die Farbe Gelb das Straßenbild. Sonnengelbe Schilder an gelben Fassaden und auf allen prangt ein Name: Prosi. Auf der einen Seite der Prosi Exotic Supermarkt, auf der anderen das Prosi Indian Restaurant, gegenüber die Prosi Cosmetic World.
Es ist ein kleines Imperium, das Augustin „Prince“ Pallikunnel in den vergangenen 25 Jahren aufgebaut hat. Dabei war das gar nicht geplant, als er vor 35 Jahren als Wirtschaftsstudent aus dem südindischen Bundesstaat Kerala nach Wien kam. Aber damals gab es in Wien noch kein einziges indisches Geschäft – und so eröffnete er nach zwei Jahren in Österreich kurzerhand selbst ein „ganz kleines“.
Heute sind mehr als 35 Prozent unserer Kunden Österreicher. Das hat etwa zehn Jahre gedauert.
Als mit der Zeit neben Indern auch in Wien lebende Philippiner, Brasilianer oder Ghanaer nach Produkten aus ihrer Heimat fragten, war die Idee eines internationalen Supermarktes geboren. Und 1999 wurde schließlich der Prosi Exotic Supermarkt eröffnet.
Vorreiter
Sind asiatische, türkische oder mexikanische Supermärkte heute aus dem Straßenbild einer multikulturellen Metropole wie Wien nicht mehr wegzudenken, war das damals ganz anders. „Wir waren die Ersten in ganz Österreich“, sagt Pallikunnel im Gespräch mit dem KURIER stolz. Das Interesse der österreichischen Kundschaft war anfangs eher verhalten – doch das hat sich geändert.
„Heute sind mehr als 35 Prozent unserer Kunden Österreicher. Das hat etwa zehn Jahre gedauert.“ Auch die internationalen Kochkurse, die seit 15 Jahren wöchentlich angeboten – und sehr gut gebucht – werden, haben dazu ihren Beitrag geleistet.
„Viele reisen jetzt auch mehr, nach Indien oder Sri Lanka, lernen dort die Küche kennen und suchen die Produkte dann auch in Wien“, erzählt Pallikunnel. Tatsächlich – für die einen ist es wie ein Kurzurlaub, durch die Gänge zu schlendern, vorbei an Vimto-Limonade, scharfem Mango-Chutney, dominikanischem Presidente-Bier, australischem Marmite und japanischen Soba-Nudeln. Für andere, die in Wien ein neues Leben begonnen haben, ist die Entdeckung vertrauter Produkte ein kleines Stück Heimat.
Zum Beispiel Yuka, Jamswurzeln oder Kochbananen, die aus der südamerikanischen und afrikanischen Küche nicht wegzudenken sind. Sie gehören hier zu den Bestsellern, doch ein Produkt ist unschlagbar: Reis. „Wir haben mehr als 20 Sorten“, sagt Pallikunnel. Auch Tochter Greshma arbeitet schon lange im Betrieb mit, seit sie ihr Wirtschaftsstudium abgeschlossen hat, in Vollzeit. Die Entwicklung des Familienunternehmens – zehn Familienmitglieder arbeiten direkt mit – hat Greshma an vorderster Front miterlebt. „Ich denke, Prosi hat sich als Marke etabliert. Man muss nicht mehr erklären, wo man ist, wenn man sagt, man ist im Prosi“, sagt sie.
Gegenseitiger Respekt
Stolz ist man im Familienbetrieb auch auf die guten Kundenbeziehungen. „Stammkunden erkennen mich oft in der U-Bahn und sagen 'Komm, setz dich' und geben mir ihren Platz. Ich bin ja auch ein bisschen alt geworden“, sagt Prince Pallikunnel mit einem Augenzwinkern.
Der Respekt ist gegenseitig, die Wünsche der Kunden sind auch für die Auswahl der angebotenen Produkte sehr wichtig. „Wenn Kunden sich bestimmte Produkte wünschen, zum Beispiel aus Peru, dann versuchen wir, das zu organisieren“, erklärt Greshma.
Prosi-Filialen
Neubaugürtel 44 1070 Wien und
Wagramer Straße 195 (Citygate) 1210 Wien
Weitere Infos
Anmeldung zu Kochkursen, Onlineshop und mehr unter: prosi.at
Zahlen
In Wien gibt es laut WKW aktuell zwischen dreißig und vierzig indische Lebensmittelgeschäfte und rund 600 ethnische Lebensmittelgeschäfte insgesamt
Genuss Award
Sechzig Betriebe in neun Kategorien standen zur Wahl, über 12.000 Stimmen wurden abgegeben
Die Kundenbindung zeigt sich nun auch in Form eines Preises – denn erst gestern wurde Prosi mit dem „Genussaward“ der WK Wien in der Kategorie „Feinkost“ ausgezeichnet. „Das freut uns ganz besonders und macht uns als multikulturelles Unternehmen auch stolz, weil es über ein Online-Voting ermittelt wurde und direkt von unseren Kundinnen und Kunden kommt“, sagt Greshma. Und die haben die Entwicklung des Prosi-Imperiums hautnah miterlebt.
Sechsmal hat Prince Pallikunnel seit 1999 sein Geschäft erweitert. „Wir haben ganz klein angefangen, waren anfangs nur dort, wo heute die Kasse ist“, erzählt er. Seit einem Jahr gibt es sogar eine zweite Filiale im Floridsdorfer Einkaufszentrum Citygate. Der Kandlgasse als Basis im 7. Bezirk ist man aber über all die Jahre treu geblieben.
Heimat
Einmal im Jahr aber fährt Pallikunnel zurück nach Kerala. Was für ihn Heimat ist? „Beides, Kerala und Wien.“ Um nach kurzem Nachdenken hinzuzufügen: „Aber Wien mehr.“
„Konventionelle“ Supermärkte sieht er, der Waren aus über sechzig Ländern im Sortiment hat, nicht als Konkurrenz: „Was Billa und Spar haben, gibt es bei uns nicht – und umgekehrt.“
Und wie findet er es, dass es heute so viele internationale Geschäfte in Wien gibt? „Das hat Vor- und Nachteile“, sagt er diplomatisch. „Aber es gibt nur einen Prosi.“
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