Vanlife
Und als sie sich dann 2022 einen anderen lang gehegten Traum erfüllte - den vom eigenen Campervan - ergab eines das andere: "Im März habe ich den Van gekauft, im Juli waren die ersten Deutschlandkonzerte." Und schon war sie unterwegs, gemeinsam mit einem befreundeten Coldplay-Superfan. Der ausgebaute Van bietet ihr alles was sie braucht: Bett, Tisch, Küche, Toilette und sogar eine Dusche, für den Strom sorgen Solarzellen auf dem Dach. "Ich habe zwar die Benzinkosten, aber wenigstens die Unterkunft spare ich mir."
Vorausgesetzt, sie findet einen Parkplatz. Im Grunde ist ihr jetziger optimal - wenn er nur nicht verboten wäre. "So schwierig wie in Wien war es noch nie. Ich wusste nicht, dass die ganze Stadt Kurzparkzone ist. Aber die Strafe nehme ich in Kauf, das ist meine persönliche Parkgebühr."
Was sie an Coldplay so begeistert? "Es ist das Gesamtpaket", sagt die zierliche Frau nach kurzem Nachdenken. Zum einen die mitreißende Atmosphäre der Live-Konzerte, das Gemeinschaftsgefühl der Fangemeinde, die Musik, die Herzlichkeit der Band gegenüber ihren Fans. Aber es ist mehr als das: "Die Band unterstützt Umweltprojekte, setzt sich für Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung ein. Das sind auch meine Werte."
Musiktherapie
Die Musik der Band bedeutet ihr viel. So verband sie das Viva-Album lange eigentlich mit einer traurigen Zeit in ihrem Leben. Als Heike Kellers Vater starb, war es ihr ständiger Begleiter. "Und dann konnte ich fast ein Jahr lang kein Coldplay mehr hören, allein die Stimme von Chris Martin brachte mich zum Weinen." Doch eines Tages setzte sie sich hin, hörte das Album einmal durch, weinte - "und dann war es gut. Das war wie Musiktherapie." Seitdem sind Coldplay-Songs wieder ein fester Bestandteil ihres Lebens.
Genau das wollte sie eigentlich auch den vier Bandmitgliedern einmal sagen. Und genau dazu bekam sie die Gelegenheit. Triff niemals deine Helden, sagt man. Man werde immer enttäuscht. Das kann Heike Keller nicht bestätigen. Schließlich gehört das Treffen mit ihren persönlichen Helden zu ihren absoluten Highlights. Denn zum perfekten Fan-Van fehlte nach langem Tourleben nur noch eines - die Unterschriften der Bandmitglieder.
Ein denkwürdiges Treffen
Als der Bandmanager also auf den auffälligen Wagen aufmerksam wurde und mit Keller ins Gespräch kam, sprang sie über ihren Schatten und sprach ihn direkt darauf an. Mit Erfolg: Einige Tourstopps später, in Brüssel, kam die Einladung, mit dem Van hinter die Bühne zu fahren. Und dort endlich das langersehnte Treffen mit der Band - die sich begeistert den Van zeigen ließ und ihn mit einer persönlichen Widmung und Zeichnungen versah.
"Chris Martin sah die Konzertliste auf der Tür und fragte ,Wieso steht da nur einmal London? Wir spielen doch sechsmal?' Ich habe ihm erklärt, dass wir nur für ein Konzert Tickets bekommen haben. Er sagte ,Kein Problem, ihr seid eingeladen.'" Und so landeten Keller und ihr Freund für die folgenden sieben Konzerte auf der Gästeliste. Seitdem kennt man sich. Chris Martin grüßt Heike Keller, die immer in der ersten Reihe steht, bei den Konzerten von der Bühne, die Stagetrucker sind schon alte Bekannte.
Einziger Wermutstropfen: Trotz einer Schicht Klarlack und einer UV-Schutzfolie sind die Unterschriften der Band auf Kellers Van fast schon verblasst. Aber da wäre ja noch Platz für eine Wiederholung.
Kommentare