Profis aus dem Ausland sollen Tiroler Problemwölfe jagen
Mehr als 300 Schafe wurden im heurigen Almsommer in Tirol von Wölfen gerissen. Im ganzen Land wurden siebzehn verschiedene Wölfe und zudem zwei Bären nachgewiesen. Die Problematik hat auch den abgelaufenen Landtagswahlkampf mitbestimmt.
Vor den nun anstehenden Koalitionsverhandlungen drängen die ÖVP-Präsidenten von Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Arbeiterkammer - Josef Hechenberger, Christoph Walser und Erwin Zangerl - auf ein Nachschärfen der Landesgesetze, um Problemwölfe rascher abschießen zu können.
Almwirtschaft vor Wolfsschutz
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten sie zudem eine Umfrage (500 Befragte, online und Telefon), wie die Bevölkerung das Thema sieht.
Laut der Erhebung sind 75 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Erhaltung der Almen Vorrang gegenüber dem Wolf hat, hieß es. LK-Präsident Hechenberger sieht das als Bestätigung seines Drängens, Abschüsse künftig nicht mehr per Bescheid zu erlassen. "Das ist kein taugliches Prinzip", so Hechenberger, der fordert, dass "das im Verordnungsweg viel schneller geschieht."
Kärntner Prinzip wenig erfolgreich
In Tirol wurden zuletzt bei Rissen auf Almen zunächst Empfehlungen zu Maßnahmen von einem Fachkuratorium an die Landesregierung abgegeben. Lauteten die auf Abschuss, wurden Bescheide erstellt, diese aber stets von Tierschützern erfolgreich beeinsprucht.
Das Land Kärnten wiederum arbeitet bereits mit Verordnungen. Etliche Wölfe wurden so schon zur Jagd freigegeben - wenig erfolgreich. Auf Nachfrage gesteht auch Hechenberger ein: "Erwischt haben sie offiziell aber noch keinen."
Er kann sich deshalb vorstellen, dass man "zur Erledigung des Problems" vielleicht "sogar externe Profis ins Land holt". AK-Präsident Zangerl weiß, "dass dieses Thema spaltet" und versichert: "Wir wollen das Ganze nicht noch einmal anheizen. So ein Thema braucht keine Emotionen."
Aber in ländlichen Regionen seien Landwirtschaft und der mit der Almwirtschaft stark verbundene Tourismus Job-Garanten. "Tirol ist nicht groß genug, dass alles Platz hat."
Widerspruch zu Sommertourismus
Auch für WK-Präsident Walser spießt sich das zunehmende Auftreten des Wolfs mit der Tourismuswirtschaft: "Ohne Almwirtschaft haben wir keine Möglichkeit den Sommertourismus auszubauen." Aber genau dem gelte es in den kommenden Jahren mehr Augenmerk zukommen zu lassen.
Das zunehmende Auftreten der Wölfe könnte Almbauern zum Aufgeben bewegen, lautet die immer wieder geäußerte Sorge. Ohne Bewirtschaftung verlieren diese Naturräume ihr typisches Gesicht: Werden die Almwiesen nicht abgegrast, verbuschen sie.
Rechtlichen Spielraum "ausreizen"
Hechenberger ist deshalb dafür, "den rechtlichen Spielraum, den es gibt, bis ans Maximum auszureizen" und hätte auch keine Problem damit, "das ein odere andere Vertragsverletzungsverfahren zu riskieren". Diese könnten vonseiten der EU drohen, denn der Wolf ist streng geschützt.
Was die Umfrage der Sozialpartner laut Walser hinsichtlich der Befragten gezeigt hat: "Je näher es nach Innsbruck geht, umso mehr Verständnis hat man für den Wolf." Es sei deshalb eine politische Aufgabe, Bevölkerungsschichten im urbanen Bereich aufzuklären.
Für Zangerl zählt auch der Sicherheitsbereich in dieser Frage: "67 der Befragten haben angegeben, dass sie Gefahren für Kinder in punkto Großraubtiere sehen, 66 Prozent sehen die Gefahr für Menschen mit Hunden."
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