Aktion gegen den Wolf: Kärnten entzündet rund 50 "Wolfsfeuer"
Viel ist von Österreich auf der interaktiven Karte zur Protestaktion nicht mehr zu erkennen. Alles ist überlagert von roten, kleinen Kreisen, in denen weiße Feuer lodern - Mahnfeuer, die am Freitag in ganz Europa gegen den Wolf entzündet werden sollen.
Ins Leben gerufen hat die Aktion der Förderverein der Deutschen Schafhaltung e.V, der auf seiner Homepage die Wolfs-Feuer wie folgt erklärt: "Da die Zahl der Wölfe nicht nur in Deutschland zunimmt, werden diese mehr und mehr zu einer ernsten Bedrohung für den gesamten ländlichen Raum und für den Fortbestand der Betriebe mit artgerechter Weidetierhaltung in ganz Europa." Mehr als 1.000 Feuer sollen laut Schätzungen deshalb als „Signal an alle Landesregierungen, an die Bundespolitiker und an die EU“ pünktlich um 19 Uhr entzündet werden.
Feuer auch in Österreich
Auch in Österreich. Denn so wie der Wolf längst in der Alpenrepublik angekommen ist, sind es auch die Mahnfeuer. Sorgten diese bereits im vergangenen Jahr in Tirol für Schlagzeilen, beteiligt sich heuer auch erstmals Kärnten in einem größeren Rahmen an der Aktion.
"Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, aufmerksam zu machen. So kann es nicht weiter gehen", erklärt Josef Brunner, Geschäftsführer des Kärntner Almwirtschaftsverein. Was so nicht weitergehen kann, sind aus Kärntner Sicht mehr als 300 Risse von Schafen durch den großen Beutegreifer, und ebenso viele vermisste Tiere, die der heurige Almsommer mit sich brachte.
50 Wolfsfeuer in Kärnten
Rund 50 Feuer sollen laut Brunner deswegen am Freitag in Kärnten entzündet werden. "Im vergangenen Jahr konnten wir an der Aktion nicht teilnehmen, da ein Entzünden von Feuern aufgrund der Trockenheit nicht möglich war.“ Es gehe darum, "Solidarität zu zeigen. Das kann ebenso im kleinen Rahmen passieren, etwa durch ein Feuer in einer Feuerschale oder im Griller“, sagt Brunner.
Auch bei der Naturschutzorganisation WWF zeigt man Verständnis für die Sorgen der Bauern: "Die Kärntner Politik lässt die Almwirtschaft seit Jahren im Regen stehen. Statt Landwirte im Aufbau von Herdenschutzmaßnahmen zu unterstützen, wie sie etwa in Italien oder der Schweiz seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert werden, gaukelt man eine Lösung durch Abschussfreigaben vor. Die vielen Risse heuer zeigen klar, dass dieser Weg direkt in eine Sackgasse führt. Wölfe sind zurückgekommen, um zu bleiben. Deshalb muss die Kärntner Landesregierung endlich Maßnahmen wie Behirtung fördern und besser informieren", sagt WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.
Aufregung in Tirol
In Tirol hatte die Aktion im vergangenen Jahr für negative Schlagzeilen gesorgt. Vor allem deswegen, weil der Bauernbund für die Wolfs-Feuer angeblich Sponsoren aus den Tourismusverbänden und Seilbahngesellschaften werben wollte. Und: Da vielerorts das Entzünden von Feuern genehmigungspflichtig war, wurde kurzerhand zu Fackelzügen aufgerufen. Was Kritiker auf den Plan rief, die darin eine "Erinnerung an dunkle Zeiten" orteten.
Keine Fackelzüge
In Kärnten soll es zu keinen Fackelzügen kommen. Vielmehr zum Austausch der Betroffenen am Lagerfeuer. Etwa darüber, wie es nun weitergeht, nachdem die Tiere von den Almen zurück ins Tal auf ihre Heimweiden getrieben worden sind und dort in unmittelbarer Hofnähe grasen. "Wir beobachten, dass die Wölfe mit den Nutztieren quasi ins Tal und somit in die Siedlungsgebiete mitziehen", erklärt Brunner.
Lagerfeuergespräche
Aber auch den Austausch über internationale Entwicklungen soll es geben. Wie gehen andere Länder mit der Wolfsthematik um? In Frankreich können sich beispielsweise Interessierte für eine Warnkarte registrieren. Passieren Vorkommnisse mit Wölfen, erhalten alle Nutzer, die sich im Umkreis von 10 Kilometern befinden, eine Alarmierung auf ihr Handy.
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