Pizzerien als Mafia-Hotspots in Österreich

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Ihre Geschäftsfelder sind Drogenhandel und Geldwäsche. Nicht nur die geografische Lage und die Gesetzgebung ziehen Mafiosi an. Auch die gute Lebensqualität

Die italienische Mafia  ist in Österreich angekommen. Nicht nur als Rückzugsgebiet wird Österreich genutzt, auch um hier konkrete Geschäfte aufzubauen. Und es sind tatsächlich Pizzerien, die eine wesentliche Rolle in dem Geflecht spielen.

„Mafiosi laufen nicht in Lackschuhen und Nadelstreifanzügen herum“, sagt Dieter Csefan, Leiter der Abteilung für allgemeine und Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt.  Sie agieren lieber im Verborgenen. Und haben oft dennoch einen Drang, nach außen zu glänzen. Denn Netzwerke sind wichtig. Sei es in die Society oder auch in die Politik. „Dann engagiert man sich eben zum Beispiel bei Charity-Events.“

Ein guter Name hilft auch bei kriminellen Geschäften.

„Besorgniserregend“

Erst vor wenigen Wochen warnte die italienische Anti-Mafia-Behörde vor Aktivitäten der Mafia in Österreich. Für die heimischen Ermittler ist das nicht neu. Sie stehen in regem Austausch mit den italienischen Kollegen. Und sie beobachten die Zunahme an Mafia-Aktivitäten auf österreichischem Boden schon seit  einigen Jahren. „Besorgniserregend“, stuft Csefan diese Entwicklung ein. Mehrere Ermittlungen laufen. 

Schon 2019 hat man das erste „Locale“ der Mafia-Organisation ’Ndrangheta in Österreich festgestellt. Gemeint ist damit eine selbstständig agierende Zelle. Das kriminelle Geschäft konzentrierte sich auf Drogenhandel. Es habe  im Zuge dieser Ermittlung „erfolgreiche Amtshandlungen“ gegeben. 

Pizzerien als Mafia-Hotspots in Österreich

Doch zerstören konnte man die Mafia-Organisation damit nicht. „Wird eine Gruppe zerschlagen, kommen zwei neue nach. Wie bei einer Hydra“, vergleicht Csefan. Zu beobachten sind die Aktivitäten nicht nur in Wien. Konkrete Städte oder Regionen will man nicht nennen. In der Vergangenheit wurde  allerdings auch schon über  Mafia-Aktivitäten in Kärnten und Tirol berichtet. 

Waffen

Etwa über einen Kärntner Waffenhändler, der die Mafia über Jahre mit Schusswaffen versorgte.  Insgesamt gab der Waffenhändler zu, mehr  als 800 Faustfeuerwaffen, darunter Kalaschnikows und Maschinenpistolen, geliefert zu haben. Auf Tiroler Boden wiederum wurden Drogen der Mafia festgestellt. Obwohl der Drogenhandel eigentlich in Balkan-Hand ist, mischt die italienische Mafia vermehrt mit. Aus einem einfachen Grund, wie Csefan sagt: „Es wurde noch nie so viel konsumiert wie jetzt. Da ist auch genug Platz für die Italiener.“

"Auch Größen der italienischen Mafia sind hier und führen ihre Geschäfte. Darunter einige Most Wanted"

von Dieter Csefan, Leiter der Abteilung für allgemeine und Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt.

Das rief nicht nur die ’Ndrangheta in Österreich auf den Plan. Auch die Cosa Nostra will hier Fuß fassen. In erster Linie wird Österreich derzeit aber zur Geldwäsche genutzt. Investiert wird nicht nur in Pizzerien. Auch mit Immobilien und Firmenbeteiligungen wird Geld gewaschen. Gründe hat das gleich mehrere. Zum einen spielt die geografische Lage eine Rolle. Österreich ist zentral gelegen, bietet sich auch als Drehscheibe in andere Länder an. Die offenen Grenzen machen eine unproblematische Ein- und Ausreise möglich.  

Die Gesetzeslage macht es den  Ermittlern fast unmöglich, Nachrichten mitzulesen. „Und nicht zuletzt fühlen sie sich hier wohl“, sagt Dieter Csefan. Die Lebensqualität ist gut, ebenso die Infrastruktur.   Das ist auch den Mafiosi wichtig.

Es sind nicht nur kleine Fische, die sich in Österreich angesiedelt haben. „Auch Größen der italienischen Mafia sind hier und führen ihre Geschäfte. Darunter einige Most Wanted, die sich zeitweilig hier aufhalten.“ Der österreichische Boden bietet sich für persönliche Geschäftsbesprechungen an. 

Kriminelle Machenschaften nachzuweisen, gestaltet sich schwierig. Die Geldflüsse laufen oft über Malta. Und die Verdächtigen haben genug Geld, sich die besten Anwälte zu leisten. 

Einschüchterungen

Etliche Personen haben die Ermittler im Auge. Eine Größenordnung wollen sie bewusst nicht nennen. Und auch die ermittelnden Beamten selbst halten sich  im Hintergrund. „Natürlich sind sie einem Risiko ausgesetzt. Im Bereich der Organisierten

Kriminalität gibt es eine unfassbare Gewaltbereitschaft. Es wird versucht, Kollegen einzuschüchtern.“
Entsprechend heikel  ist es auch, Personen zu finden, die gegen die Organisationen aussagen. Wer Teil der Mafia ist, schweigt. Wer den Mund aufmacht, muss um die Sicherheit der Familienangehörigen bangen.

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