Lauschangriffe, Aussteiger und Razzien: Hunderte Mafiosi verhaftet
Ob Cosa Nostra in Sizilien, Camorra in Neapel oder ’Ndrangheta in Kalabrien – die italienische Anti-Mafia-Behörde DIA hat im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität alle Hände voll zu tun. Abgehörte Telefonate und Mafia-Aussteiger führen immer wieder zu Fahndungserfolgen, wie am 10. Mai dieses Jahres.
An diesem Dienstag wurden in der Reggio Calabria 35 Verdächtige sowie in Rom und Umgebung weitere 43 Personen festgenommen, die der berüchtigten ’Ndrangheta angehören. Sie sollen seit 2015 in Rom und in der Hauptstadt-Region Latium Dependancen aufgebaut haben, um ihre kriminellen Geschäfte, insbesondere den Kokainhandel, abzuwickeln. Zwei Bosse leiteten die Ableger, Restaurants, Bäckereien und der Fischhandel dienten zur Tarnung und Geldwäsche. 24 Unternehmen wurden von der DIA beschlagnahmt.
Die ’Ndrangheta kontrolliert 80 Prozent des Kokainhandels in Europa und bezieht diesen Stoff vor allem aus Peru, Paraguay und Brasilien. Sie besteht aus fast 100 Clans und soll heute mächtiger als die Cosa Nostra sein. Der Umsatz der ’Ndrangheta wird auf 54 Milliarden Euro geschätzt.
Vor wenigen Tagen hat ein Gericht in Mailand das Logistikunternehmen Schenker Italia, eine Tochter der Deutschen Bahn, unter Zwangsverwaltung gestellt, weil ein Subauftragnehmer in jahrelange Drogentransporte verwickelt sein soll.
Am 17. Mai hat die DIA bei Razzien in Palermo, Sizilien, 31 Cosa-Nostra-Angehörige festgenommen, denen Waffen- und Drogenhandel sowie Erpressung vorgeworfen wird. Zugleich wurden 80 Kilo Kokain und Haschisch beschlagnahmt.
Anfang Mai wurde bekannt, dass die ’Ndrangheta einen Anschlag auf Nicola Gratteri, den Oberstaatsanwalt der Stadt Catanzaro geplant hatte. Der Anschlag sollte auf der Straße zwischen der Wohnung und dem Büro Gratteris stattfinden. Der Polizeischutz wurde verstärkt.
Ende April 2022 gelang der DIA ein schwerer Schlag gegen die Camorra in Neapel. 36 Camorristi wurden festgenommen und Immobilien sowie Unternehmen im Wert von 150 Millionen Euro beschlagnahmt. Den Verdächtigen wird Erpressung, Geldwäsche und Bestechung vorgeworfen.
Bei einer Großrazzia in Sizilien und Kalabrien sind Ende Februar 86 Personen festgenommen worden. Die Ermittlungen richteten sich gegen den Mafia-Clan „Barcellonesi“, der u. a. die legalen Geschäftsbereiche Obst- und Gemüsehandel unterwandert hat.
Mitte Februar wurde der Chef der sizilianischen Mafia Stidda von Spanien nach Rom überstellt, der 20 Jahre auf der Flucht war und unter falschem Namen in der Nähe von Madrid lebte. Der Mann aus der Region Agrigent war 2002 während Filmdreharbeiten aus dem römischen Gefängnis Rebibbia geflohen.
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