Knochenjob Pflege: Fünf Monate arbeiten - ohne einen freien Tag

Knochenjob Pflege: Fünf Monate arbeiten - ohne einen freien Tag
Ein neuer Film zeigt den Arbeitsalltag rumänischer Pfleger in Österreich.

Dass die Pflege ein extrem harter Job ist, wurde vielen erst während der Corona-Epidemie bewusst. Besonders heftig ist dies oft für die hierzulande dringend benötigten Hilfskräfte aus dem Ausland. Sie müssen ihre Familien vernachlässigen, mit gefährlich operierenden Kleinbussen hunderte Kilometer anreisen, sind teilweise dubiosen Vermittlungsagenturen ausgeliefert und verdienen im schlechtesten Fall gerade einmal 30 Euro am Tag. 

Da vieles in Graubereichen passiert, ist unklar, wie viele osteuropäische Pflegepersonen aus Ländern wie Polen oder der Slowakei tatsächlich in Österreich werken. Allein aus Rumänien stammen - je nach Quelle - 26.000 bis 62.000 Pflegekräfte. Das entspricht Städten wie Wels, Wiener Neustadt oder Steyr. 

Eine dieser Pflegerinnen ist Sadina Lungu (50). Seit Jahren kümmert sie sich um die 85-jährige Elisabeth Pöschl in Bad Vöslau. Der demnächst startende Kinofilm "24 Stunden" von Harald Friedl, der beim Fünf Seen Festival in München bereits einen Dokumentarfilmpreis erhielt, begleitet die beiden in ihrem Alltag.

Gezeigt wird die Einsamkeit Lungus, die sie mit vielen Zigaretten im Freien und ständigen Video-Telefonaten in die Heimat bekämpft. Drei bis fünf Monate arbeitet sie am Stück, danach erholt sie sich einen Monat in der Heimat, bis der Kreislauf erneut beginnt. Sie ist ständig rund um die Uhr in Bereitschaft, ansonsten Morgenwäsche, Körperpflege, putzen, kochen, einkaufen, Gesellschaft leisten - die 50-Jährige ist pflegende Stütze und Freundin zugleich. Wobei das für alle Pfleger ein steter Drahtseilakt zwischen Nähe und der notwendigen professionellen Distanz ist. 

Dennoch verzichtet der Film auf jeglichen Voyeurismus. Er soll speziell zeigen, unter welchen Bedingungen in dieser Branche gearbeitet wird. Friedl zeigt bewusst "keine Nacktheit und wir überschreiten keine Intimitätsgrenzen", wie er betont. 

Der Trailer zu "24 Stunden":

"Auch Elisabeth hat das Filmen Freude gemacht, weil sie, so lange sie gesund war, immer gewohnt gewesen war, viele Gäste zu haben. Ihre Aufmerksamkeit schwankt stark. Phasenweise lebt sie geistig ganz woanders", erklärt Friedl. "Aber sie weiß sich immer zu wehren, wenn ihr etwas nicht passt. Das sieht man auch im Film deutlich."

Eher nur gestreift wird der finanzielle Aspekt. Der durchschnittliche Nettolohn beträgt in Rumänien rund 800 Euro, weshalb die Arbeit in der Pflege in Westeuropa dennoch lukrativ ist. In Deutschland gab es dazu allerdings bereits Arbeitsprozesse, die ganz andere Dimensionen zeigen. Würde man den Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde zahlen, würde der tatsächliche Monatslohn 6000 Euro und mehr betragen. Das allerdings wäre auf der anderen Seite kaum finanzierbar. 

Filmstart in folgenden Kinos:

DI 1.10., 20.15 Uhr, Filmcasino, Wien*

MO 7.10., 20 Uhr, Leokino, Innsbruck*

DI 8.10., 19.30 Uhr, DAS KINO, Salzburg*

MI 9.10., 20 Uhr, Moviemento, Linz*

DO 10.10., 19.30 Uhr, Cinema Paradiso, Baden*

FR 11.10., 18 Uhr, Filmcasino, Wien (mit Sadina Lungu und Vertreter von IG24)

FR 11.10., 19.30 Uhr, Volkskino Klagenfurt (mit Harald Friedl)

MO 14.10., 19.30 Uhr, Programmkino, Wels (nur Harald Friedl)

DI 15.10., 19.30 Uhr, Lichtspiele, Lenzing (nur Harald Friedl)

MI 16.10., 18.20 Uhr, KIZ Royal, Graz (nur Harald Friedl)

DO 17.10., City Kino, Steyr (nur Harald Friedl)

SO 20.10., 17.30 Uhr, Filmcasino, Wien mit Sybille Hamann (Autorin „Saubere Dienste„), Christoph Lipinski, (VIDA), Harald Friedl u.a.

MO 4.11., 20.00 Uhr, Votivkino, Wien mit Sybille Hamann (Autorin „Saubere Dienste„), u.a.

6.-10.11., Filmfestival Radstadt (nur Harald Friedl)

11.11., 20.15 Uhr, Filmhaus Spittelberg mit Laura Balomiri (Universität Wien), Harald Friedl, Sadina Lungu (tbc)

Regie: Harald Friedl, Mit: Sadina Lungu, Petronela Her, Elisabeth Pöschl u.a., Kamera: Helmut Wimmer, Ton: Thong Zhang, Schnitt: Philipp Mayer, Übersetzung: Laura Balomiri, Regieassistenz: Jola Wieczorek, Produktion: Ralph Wieser, Susanne Berger, Mirjam Saleh, Förderer: Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, ORF Film/Fernseh-Abkommen, Land Niederösterreich, Eine Green Filming Produktion ÖFI+ // Green Bonus.

 

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